Modi und Thor kommen nicht allein daher. Ich bat den deutschen Importeur Werner Obst um eine passende Ergänzung mit einem Tonabnehmer aus seinem Vertriebs-Portfolio und einem angemessenen Phono-Kabel mit Tonarm-seitigem DIN-Stecker und Cinch andererseits so, wie es der Thor und mein Plinius Koru Phonovorverstärker benötigen. Werner Obst legte dem Testgerät also ein Expression Phono von Kubala Sosna bei, das sich in der Typenhirarchie der amerikanischen Kabelmanufaktur im Mittelfeld bewegt und laut Werner Obst tonal sehr neutral klinge wie alle Kabel von Joe Kubala. Es zeichne im Auflösungsvermögen nicht so analytisch wie andere Modelle, aber sicher feinzeichnend genug, um die Fähigkeiten des japanischen Tonabnehmers Takumi L von Miyajima Laboratory gänzlich und adäquat zur Geltung zu bringen. Eine technische Besonderheit dieses Tonabnehmers, dessen Gehäuse aus afrikanischem Schwarzholz gefertigt ist, ist die sogenannte Cross Ring-Methode. Die besondere Spulen-Wickeltechnik ist bei den Tonabnehmern von Noriyuki Miyajima mit einer sich von üblichen MCs unterscheidenden Mechanik verbunden. Hier zentriert kein Spanndraht sondern eine spitzte Justierschraube den Spulenträger von hinten und hält ihn so optimal im Magnetfeld ohne seine Drehbewegung zu behindern. Entscheidend ist bei dieser Konstruktion, dass der Gummidämpfer sich vor dem Spulenträger befindet. Die Stärke des Takumi L Tonabnehmers für 2800 Euro sieht Werner Obst in dessen musikalischem Fluss und seiner ausgewogenen Tonalität, die nicht verschleiert und auch nicht überinterpretiert. Er beschreibt es als nicht überanalytisch oder gar als bis ins letzte Detail sezierend, dennoch als die Musik fein zeichnend und exakt, anders gesagt: ohne Anstrengung zu genießen ohne musikalische Inhalte zu vertuschen. So habe ich es also mit einem Gesamtpaket zu tun, in dem Modi und Thor wesentlich die Musik gestalten, jedoch nicht allein und das vom deutschen Importeur WOD so als stimmiges Ganzes und insgesamt als Empfehlung gesehen wird. Ich lasse mich gern darauf ein.
Mit Spannung erwarte ich die Lieferung per Spediteur. Eigentlich wollte Werner Obst persönlich den Plattenspieler bei mir aufbauen, auch weil das Luftlager-Konzept eine besondere Vorgehensweise fordert. So ist es wichtig, viele Einstellungen mit eingeschalteter Luftunterstützung durchzuführen, weil sonst ungewollte Reibung einer präzisen Justage entgegensteht. Das ist aber auch irgendwie klar, und so schickte Werner Obst mir das Gerät, damit ich nicht noch länger auf das begehrte Testobjekt warten musste, denn sein Terminkalender war vor der Highend ebenso prall gefüllt wie danach. Im Ergebnis freue ich mich, dass ich so die Gelegenheit hatte, mich diesem wunderbar verarbeiteten, schlicht schönen Plattenspieler langsam zu nähern. Öffnet man den Karton, liegt es nahe, ihm erst einmal den obligatorischen Luftgenerator zu entnehmen, ein stattliches Gerät, vor dem ich deshalb einige Angst hatte, weil ich fürchtete, es würde doch ein wenig störendes Geräusch im Hörraum erzeugen. Nichts da: Der Kompressor ist nur zu hören, wenn ich direkt am Gehäuse lausche, und das ist schon zu Beginn eine richtig erfreuliche Feststellung. Das im Vergleich zum Modi Plattenspieler mächtig anmutende Aggregat bietet äußerlich folgende Anschlüsse: eine Kaltgerätebuchse für den Stromanschluss mit einem harten Netzschalter, mit dem man bei längerem Nichtbenutzen das Gerät ausschalten sollte. Im Alltag wird über eine vierpolige Steuerleitung die Luftversorgung am Plattenspieler selbst bedient. Im Falle des Modi mit dem Thor Tonarm soll der Kipp-Wahlschalter auf „high“ und nicht auf „low“ stehen, weil zwei Luftkissen generiert werden sollen: für das Tellerlager und für den Tangential-Tonarm. Zwei transparente Kunststoffschläuche dienen der Luftzufuhr und werden jeweils an blau eloxierten Metall-Anschlüssen hermetisch befestigt. Allein dieses Anschließen machte mir Spaß, weil die Haptik Solidität spüren lässt und man die Liebe zum Detail spürt. Angesaugt wird die Luft über ein deutlich sichtbares weißes Filter, das nach Abziehen kinderleicht ausgetauscht werden kann, wenn es dann irgendwann nötig sein sollte. Vom Aufbau des Luftgenerators gibt das Foto Aufschluss. Hier sind die wenigen Teile zu finden, die Johnnie Bergmann zukauft und nicht selber in Hobro anfertigt.
Der Modi selber ist wunderbar schlicht gehalten; er steht auf drei massiven Aluminium-Füßen, einem hinten und zweien vorne. Diese sind durch Drehen in der Höhe verstellbar, und als erstes gehört der Modi genau ausgerichtet. Das Gehäuse aus einem per CNC-Maschine gefertigten Komposit-Material verspricht eine hohe innere Dämpfung. Die schwarze, samtige Oberfläche empfinde ich als sehr berührungssympathisch und zeigt sich extrem unempfindlich hinsichtlich Fingerabdrücken. Vier Bedienelemente vorn rechts neben dem Plattenteller dienen der Laufwerksteuerung und den Luftkissen. Zwei Taster, einer für 33 und einer für 45 Umdrehungen pro Minute, starten nach kurzem Betätigen zuerst die Luftzufuhr. Beim zweiten Antippen setzt sich der Riemenantrieb gewollt langsam in Bewegung. Es dauert ein kurzes Weilchen, bis der 7,5 Kilogramm schwere, massive Teller die Nenndrehzahl erreicht hat. Der Riemen ist relativ wenig straff gespannt und läuft am unteren Rand des Tellers so gut wie unsichtbar, weil das Chassis ausgefräst ist und der untere Tellerrand in dieser Senke verschwindet. Optisch ist dies deshalb ansprechend, weil es die Schlichtheit des Modi unterstreicht. Den Riemen sieht man nur rechts vom Teller, wo er wenige Zentimeter entfernt den Metall-Pulley umläuft. Der DC-Motor selber ist mit Moosgummi vom Chassis entkoppelt. Oberhalb der beiden Start/Stop-Tasten für Luft und Antrieb erlauben zwei deutlich kleinere Tasten das Verringern oder Erhöhen der Umdrehungsgeschwindigkeit in sehr feinen Schritten. Dazu benötigt man eine Stroboskopscheibe, die nicht zum Lieferumfang gehört oder ein sensibles Ohr.