Zur Einstellung des Überhanges auf Null dient eine mitgelieferte Ortofon-Schablone, an der man den Arm so justiert, dass die Nadelspitze an zwei weit auseinanderliegenden Punkten exakt auf der Nulllinie aufsetzt – also auch ganz einfach und logisch. Vorher hat man die Auflagekraft von in diesem Falle für das Takumi L auf 2,3 Pond eingestellt. Dies geschieht durch feinfühliges Verschieben des entkoppelten Tonarm-Gegengewichts. Den VTA kontrolliert man zuerst wie üblich per Augenmaß am zur Plattenoberfläche parallel verlaufenden Armrohr. Zur Feinjustage nach Gehör lockert man zwei um 90 Grad zueinander versetzte, versenkte Inbus-Schrauben im Lagerblock. Nun kann man den Tonarm an einer weiteren Inbus-Schraube, die von oben zugänglich ist, sogar im Spielbetrieb feinfühlig auf- oder abwärts bewegen, bis man den richtigen VTA per Klangeindruck gefunden hat. Eine Feder unterhalb des Lagerblocks unterstützt die sanfte Einstellprozedur. Danach arretiert man die zuvor gelösten zwei Inbusse wieder.
Die effektive Masse des Tonarms ist mit zwölf Gramm angegeben, was zu einer großen Anzahl von Tonabnehmern passen dürfte. Aber die Qual der Wahl haben wir ja bei diesem ganzheitlichen Set zum Glück nicht. Der Tonarm ist eine Kombination aus Karbon- und Aluminium-Bauteilen. Das Tonarmkabel besteht aus Reinkupferlitzen. Das bei jedem Tonarm besonders sensible Armrohr fertigt Johnnie Bergmann aus zwei Karbonfaser-Röhren mit einer zusätzlichen inneren Dämpfung. Es lässt sich im Spielbetrieb über einen ungedämpften Lift-Drehknopf präzise an der gewünschten Stelle absenken oder anheben, was ich als gut handhabbar empfinde. Das Luftkissen, auf dem der Tangential-Tonarm sich bewegt, vermeidet jegliche Reibung und der gleichmäßige Zug durch die Plattenrille geschieht praktisch widerstandslos, da nur beim Start eine sehr geringe Losbrechkraft gefordert ist, die den Luftwiderstand für einen Minimoment überwinden muss. Und so bin ich denn gespannt, was dieser Plattenspieler klanglich zu bieten hat, nachdem er mich hinsichtlich seiner technischen Lösungen prinzipiell und im Detail der Ausführung überzeugt hat. Hier wackelt nichts – wie bei meinem magnetisch Einpunkt-gelagerten Musical Life-Tonarm – alle Einstellungen und Funktionen sind klar und nachvollziehbar. Also los.
Erst einmal will ich wissen, wie das oben erwähnte Album 1 Car von Peter Gabriel klingt, und zwar im Vergleich zu meinem digitalen Setup. Die Unterschiede halten sich in Grenzen, die digitale Kette verhält sich einen Hauch kälter, was durchaus zu dieser Musik passt – Geschmackssache würde ich sagen. Das Bergmann Audio-Set punktet mit einer besseren räumlichen Tiefenstaffelung im Grundtonbereich und reproduziert die Musik angenehmer, weniger aufdringlich. Was auffällt, ist die Transparenz und Ordnungsliebe, die der von Werner Obst komplettierte Bergmann Audio zu Gehör bringt. Irgendwie vermitteln Modi und Thor eine angenehme Ruhe, über die sich dann die Musik erhebt. Nun will ich mit „Skylark“ vom Album Water von Gregory Porter den Klangcharakter weiter erforschen. Beim Wechsel der Platte – ich bediene Modi und Thor mehr von oben als von vorn – fällt der ganz leichte Luftzug auf, den die feinen Poren im Lagerrohr des Thor verströmen. In diesem Zusammenhang muss ich noch etwas nachtragen. Am Pumpengehäuse lässt sich mittels versenkter Schraubensteller die Intensität des Luftstroms getrennt für Laufwerk und Tonarm fein regulieren. Beim Laufwerk sollte dieser so eingestellt sein, dass der Teller frei läuft und auf keinen Fall Reibungsgeräusche hörbar werden. Beim Tonarm ist die perfekte Einstellung dann gegeben, wenn sich der Tangentialarm frei bewegen kann, also weder oben am Rohr bei zu wenig Druckluft oder unten am Rohr bei zu viel Luftzufuhr Reibung entsteht. Der Arm lässt sich dann auch fühlbar leichtgängig per Hand bewegen. Der Regelbereich ist groß und es passierte mir, dass ich ein zartes Pfeifen in der Pause zwischen zwei Liedern hörte. Ich drehte also die Intensität des Luftstroms ein klein wenig runter und Ruhe war. Diese Eigenarten machen mir Modi und Thor durchaus sympathisch, weil evident wird, wie die Dinge funktionieren und was sie bewirken. Werner Obst sagte mir in einem unserer Telefonate, dass der Tonarm und auch das Laufwerk bereits werksseitig optimal eingestellt seien, und ich hätte gar nicht Justieren müssen. Das ist gut und beruhigend zu wissen, aber für einen Testredakteur eher eine Verlockung.
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