Pro-Ject bringt mit dem A1 seinen ersten vollautomatischen Plattenspieler auf den Markt. Bei der Konstruktion konnte der weltweit größte Plattenspielerhersteller aus seinem reichhaltigen Bauteilefundus schöpfen. Was dieses Plug-and-Play-Gerät klanglich leistet und an welche Kundengruppe es sich wendet, soll unser Test klären.
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich so gerade dem Windelalter entwachsen war und meine ersten highfidelen Erfahrungen sammeln konnte. Das war irgendwann Mitte der 1970er-Jahre; zu dieser Zeit war ich häufiger und gerne bei meinen Großeltern. Die hatten nämlich im Wohnzimmer auf einer Art Rack unterhalb des Fernsehers einen vollautomatischen Plattenspieler stehen, der mich faszinierte: Der Mitteldorn ließ sich durch eine längere Spindel ersetzen, auf die sich mehrere Singles stapeln ließen, die nacheinander „fallen gelassen“ und automatisch abgespielt wurden. In der Auslaufrille angekommen, hob der Arm automatisch ab, fuhr zurück in seine Ruheposition, wartete, die nächste Single fiel herunter, der Arm fuhr wie von Geisterhand in Richtung Schallplatte und die Nadel senkte sich treffsicher von allein wieder in die Startrille. Zwar kann ich mich nicht mehr an den Hersteller dieses Vollautomaten erinnern, wohl aber an eine der Singles, die ich immer und immer wieder abspielte: Wums Gesang mit „Ich wünsch mir ´ne kleine Miezekatze“ (Ariola, 1972), wohinter sich unter anderem Loriot verbarg.
Als ungefähr fünfjährigem Steppke war mir die Vollautomatik gewiss sehr hilfreich und meinen Spieldrang hätte die Nadel bei manueller Handhabung wohl nicht lange überlebt. Aber heutzutage ist doch jedem Vinyl-Freak die manuelle Bedienung des Tonarms via Tonarmlift oder ruhiger Hand in Fleisch und Blut übergegangen. Wer also braucht einen vollautomatischen Plattenspieler für 400 Euro? Ein Gespräch mit dem Vertrieb sollte Aufschluss bringen. Günter Antoniazzi ist mir bereits seit einiger Zeit bekannt und ich schätze Fachsimpeleien und den generellen Austausch über HiFi mit ihm außerordentlich. Als Kenner der Szene weiß er, dass es für diese kaum besetzte Komfort-Nische durchaus einen breiteren Markt gibt und so war es nur konsequent und logisch für Pro-Ject, einen vollautomatischen Plattenspieler auf den Markt zu bringen: den Pro-Ject A1. Dieser Dreher kostet 400 Euro und wird mit einem vormontierten und perfekt justierten, hochanständigen Ortofon OM10 Tonabnehmer ausgeliefert. So gesehen bietet sich dem Besitzer sogar die Option, lediglich durch den Tausch der Nadeleinschübe (zum Beispiel gegen Ortofon OM20-, OM30- oder gar OM40-Typen) ordentlich aufzurüsten, ohne dass es eines fummeligen Tonabnehmerwechsels bedürfte, obwohl die sinnhafte Preisrelation zwischen A1 und Nadeleinschub spätestens ab dem OM30 gehörig ins Wanken geriete.
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