Nach etwa 20 Stunden war das Ortofon OM10 einigermaßen eingespielt und der A1 tönte frisch und frei. Zwar konnte er keine brachialen Bassgewitter entfachen, dafür fehlte es der untersten Oktave im Vergleich zu meinem Pro-Ject Debut PRO zum Beispiel an Schwärze und Druck. Aber das im Frequenzkeller Gebotene kam dafür dynamisch, rhythmisch korrekt und wieselflink daher. Vielmehr schien der A1 das Klangeschehen aus der Mitte heraus aufzubauen und konzentrierte sich dabei vor allem auf den so wichtigen Stimmenbereich. Sibilanten wurden sehr sauber wiedergegeben und S-Laute neigten nicht zu scharfem Zischen, diese Klippe, an der gerade günstige Dreher gerne mal scheitern, war also erfolgreich umschifft. Das ließ sich zum Beispiel sehr gut mit „Like the way I do“ von Melissa Etheridge überprüfen (Melissa Etheridge, Island Records, 1988). Dieser Evergreen-Rocksong hat mir viel Spaß gemacht und dabei fiel es auch nicht weiter ins Gewicht, dass das letzte Quäntchen Auflösungsvermögen im Hochtonbereich fehlte. Vielmehr überzeugte der Pro-Ject A1 durch eine in sich geschlossene, homogene Spielweise, bei der die räumliche Staffelung aber durchaus großzügig war und allen Musikern um sich herum ausreichend Platz zum Atmen ließ.
Schließlich wollte ich wissen, ob der Plattenspieler noch über weiteres Potenzial verfügt, das sich eventuell mit einer anderen Phonovorstufe heben ließe. Also schaltete ich den integrierten Phonovorverstärker aus und verband den A1 mit meiner Pro-Ject Phono Box S2 Ultra im Verbund mit der Pro-Ject Accu Box S2. Tatsächlich legte der Vollautomat nun merklich an Dynamik zu, vor allem traute er sich nun, in tiefere Oktaven hinabzusteigen. Druck und Auflösung im Bass nahmen zu, aber auch der Hochton wurde noch etwas sauberer differenziert. Hier lohnt es sich also, eventuell über einen externen Phono-Vorverstärker nachzudenken und der A1 ist gut genug, dieses „Mehr“ gegenüber dem eingebauten Entzerrer auch hörbar zu machen. Das großartige Album Automatic for the People von R.E.M. (Warner Bros. Records, 1992) nahm mich musikalisch gefangen und der A1 vermochte durchaus, die Quintessenz atmosphärisch dichter Songs wie „Nightswimming“ zu transportieren. Dabei erreichte er nahezu die Spielfreude des längst nicht mehr im Programm befindlichen, mir jedoch bestens vertrauten Plattenspielerklassikers Pro-Ject Debut III auf damals gleichem Preisniveau, der dafür aber ausstattungsseitig sehr minimalistisch war. Dem Pro-Ject A1 klanglich jedoch ernsthaft am Zeug flicken zu wollen schaffen nur Erbsenzähler: Insgesamt leistet sich der Dreher keine Schnitzer und spielt in sich rund und geschlossen.
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