Neben den genannten Scheiben und einer Menge anderer habe ich auch mal wieder Muddy Waters „Mannish Boy“ und „I'm Your Hoochie Coochie Man“ von der 45er-Maxi mit der Levis 501 Werbung auf dem Cover gehört – eine Scheibe, die ich zur Zeiten meiner Roksan Darius immer wieder gedudelt habe. Außerdem plädiert Leif Johannsen ja dafür, nicht nur Audiophiles zur Beurteilung zu verwenden. Und wirklich, bei den alles andere als blankpoliert produzierten Songs mit den Zwischenrufen der Musiker, der Bass Drum mit dem charakteristischen, trockenen Klang des Fells, Muddys explosiven Vokals, dem dreckigen Harp-Sound und den fetten Gitarrenriffs kann man nicht unbeteiligt und bewegungslos im Sessel sitzen. Muddy und das Ortofon wecken beste Erinnerungen: Das Verismo lässt auch emotional nichts anbrennen.
Der Blues ist auch eine gute Vorbereitung auf Deep Purples Made In Japan, eine von Leif Johannsens Lieblingsplatten. Doch dann der Schock vor dem Plattenregal: Das goldene Doppelalbum ist nicht zu finden, dafür aber Live In Japan, ebenfalls eine Doppel-LP, aber mit gänzlich anderer Aufmachung. Schließlich finde ich das Original im Plattenregal meiner Gattin: Die Stücke sind identisch, auch der Toningenieur. Allerdings nennt die Japan-Pressung nur einen Aufnahmetag, während im Original-Cover der deutschen Ausgabe für die sieben Songs drei verschiedene Tage genannt sind, unter anderem auch der auf Live In Japan angegebene. Ich spiele dann die Live-Version meines liebsten Songs aus In Rock: „Child In Time“: Die deutsche Pressung hat einen groben Seitenschlag, doch die Oberfläche ist fast frei von sichtbaren Beschädigungen. Die Rillen sind auch erstaunlich sauber. Da gibt es so gut wie keine Störgeräusche: keine Knackser und kein Knistern – und das obwohl ich die Platten vor mehr als 45 Jahren bestimmt nicht sonderlich geschont habe.
Noch verblüffender ist der Sound: Beim Orgel-Intro bekommt man einen glaubwürdigen Eindruck der Halle, wenn sich das Publikum bemerkbar macht. Die Bass-Drum kommt satt, der E-Bass, ein Rickenbacker, grummelt voller Energie. Ian Gillans Stimme zieht mich in ihren Bann – und dann das Gitarrensolo! Die Zeitmaschine funktioniert, der Song ergreift mich wie vor Jahrzehnten, High-End-Kette hin oder her. Das ist keinesfalls selbstverständlich. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mich beispielsweise Uriah Heeps „Lady In Black“ maßlos enttäuschte, als ich es über meine erste hochwertige Anlage mit Thorens-Laufwerk, Mayware Formula IV, AT20SLa und Ohm-Boxen hörte: Ich erlebte mehr Feinheiten als je zuvor, aber Emotionen kamen nicht rüber. Meiner aktuellen Anlage und vor allem dem Ortofon Verismo gelingt es, Wohlklang, Details und Gefühl miteinander zu verbinden. Und der Replicant-100-Schliff des Verismo lässt eine alte Scheibe wie neu erklingen: eine wahre Freude! Doch es geht sogar noch etwas besser. Die Japan-Pressung bietet klanglich von allem noch ein bisschen mehr. Klar, dass das Verismo die Unterschiede deutlich aufzeigt.
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