Die 01 hatte vor dem Versand schon ein wenig über 80 Stunden Einspielzeit hinter ich gebracht, am neuen Standort mussten sie sich dennoch zusammen mit dem nagelneuen Lautsprecherkabel erst einmal eine längere Zeit akklimatisieren. Aber ich war natürlich viel zu neugierig, um nicht auch schon bei den ersten Tönen hinzuhören. Die Schallwände der Børresen befanden sich in etwa dort, wo auch die der Göbel Epoque Aeon Fine üblicherweise ihren Platz finden. Die Velodyne-Subwoofer, die den Frequenzbereich der Göbel um sehr wirkungsmächtige 15 Hertz nach unten ausdehnen, bleiben natürlich erst einmal außen vor – und das ist deutlich zu hören. Aber es ist ja auch nicht wirklich fair, sich erst von einem Vollbereichs-Lautsprecher samt subsonischer Unterstützung verwöhnen zu lassen und dann direkt zu einer nicht vollständig eingespielten Zweiwege-Konstruktion mit einem 11,5-Zentimeter-Tief/Mitteltöner zu wechseln, wenn diese noch dazu mit einem völlig neuen Lautsprecherkabel angeschlossen ist. Aber in Sachen Betriebsstunden lässt sich bei den 01 und dem Speakz D2 ja noch einiges machen.
Mindestens ebenso ohrenfällig wie der momentane Mangel an Tiefbass ist das hohe Maß an Homogenität und Stimmigkeit, das die Børresen schon jetzt erkennen lassen. Da zieht kein noch so kleiner Frequenzbereich besondere Aufmerksamkeit auf sich. Die 01 spielen schon jetzt wie aus einem Guss. Noch vor etwa einem Jahr wäre ich wegen der geschilderten Eigenschaften der 01 völlig aus dem Häuschen gewesen, aber nach so langer Zeit mit den Göbels, die ja den gesamten Frequenzbereich oberhalb von 160 Hertz mit nur einem Chassis reproduzieren, wirkt die Wiedergabe der Børresen auf mich einfach nur richtig. Dabei schaffen die 01 eine Raumillusion, die bereits jetzt völlig überzeugt, und auch in Sachen Schnelligkeit bleiben keine Wünsche unerfüllt. Dann rücke ich die 01 etwas mehr als 40 Zentimeter in Richtung hintere Wand, so dass der Abstand jetzt noch ein wenig mehr als 60 Zentimeter beträgt. Und dann wird die Box eingespielt, mal direkt nach dem Aufstehen bis kurz vorm Einschlafen, mal 24 Sunden am Stück, wenn auch mit sehr geringem Pegel in den Nachtstunden. Nach vier Tagen erwische ich mich dabei, dass ich mich morgens beim ersten Album sehr entspannt auf ein Jazz-Trio einlassen kann, ohne über die Tieftonwiedergabe nachzudenken. Michael Børresen, den ich angerufen hatte, um mir das ein oder andere technische Detail seiner Schöpfung erklären zu lassen, merkte dann an, dass seine Lautsprecher nach jedem Transport eine gewisse Zeit benötigten, um wieder auf ihr vorher erreichtes Niveau zurückzukehren. Auch nahm er mir die Angst, die 01 durch hohe Lautstärken beschädigen zu können – nicht ganz unwichtig, wenn man wie ich gerne auch mal etwas lauter hört.
Während der folgenden Woche habe ich die 01, wann immer ich im Hörraum war, mit analogen Quellen gehört, um im Wechsel die Verkabelung des Thiele TA01 und ein Soundsmith Strain Gauge einzuspielen, und mich so von meinen wohlbekannten digitalen Test-Files ferngehalten. Ein besonderer Genuss war das Titelstück des Albums Dawn Dance von Steve Eliovsen und Collin Walcott. Das Zusammenspiel zwischen den im Multiplay aufgenommenen akustischen Gitarren und der Perkussion von Becken und Triangel höre ich üblicherweise besonders gern mit den Acapella Violon VI mit ihren Ionen-Hochtönern, die dem Metall eine ungeheure Präsenz und Farbigkeit verleihen. Der Børresen-Bändchen-Hochtöner kommt mit seiner feinen Auflösung und den vielfältigen Klangfarben dem Niveau der Acapellas in den Höhen derart nahe, dass ich nicht mehr daran zweifle, dass er keine weitere Einspielzeit mehr benötigt.
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