Nein, ich übertreibe nicht, ein Gerät dieses Kalibers konnte es vor zehn Jahren noch nicht geben. Zusammen mit dem Ayon CD-35, mit dCS-Playern wie dem Vivaldi One und mit dem Top-Player von Ancient Audio gehört es zum Club der digitalen Abspielgeräte, die so geschmeidig, so perfekt kohärent klingen, dass es schade ist, dass wir so viele Jahre auf sie warten mussten. Und wir warteten in erster Linie auf eine schöne Kombination von Farben, mit starker Sättigung und Differenzierung. Auf die Auflösung, in der Platz für Informationen ist, nicht für Details, sowie auf die Glaubwürdigkeit der Darstellung, also auf etwas Subkutanes, das schwer zu analysieren ist und die Grundlage für ein gutes Hörerlebnis bildet. Ohne diese Elemente ist die musikalische Darstellung fehlerhaft, nicht vollständig.
Der Ethos spielt mit einem leicht warmen, vollen Klang. Ich hatte nicht erwartet, dass ich es eines Tages sagen würde, aber es ist geschehen, und ich muss es anerkennen: Dieser Gryphon klingt wärmer und voller als mein Referenzspieler, der bereits erwähnte Ayon. Er ist nicht schwärzer, kein digitales Gerät hat das je geschafft, das können nur analoge Tonbandgeräte, und darum geht es ohnehin nicht. Aber er hat eine weichere Intonation, einen wärmeren unteren Mitteltonbereich und ordnet die Informationen im Raum anders an, weshalb sie auf die eine und die andere Weise wahrgenommen wird. Der Ethos klingt – lassen Sie mich dieses Klischee verwenden – wie ein klassischer High-End-Plattenspieler.
Seine Farben sind satt und voll. Daher ist die Präsentation des Gesangs spektakulär. Ich begann mit „Wee Small Hours“ von Frank Sinatras 1955 veröffentlichtem Album das auf zwei 10-Zoll-, einer 12-Zoll- und vier 7-Zoll-EPs mit jeweils vier Liedern erschien. Es wurde in einer für das Capitol Studio A typischen Weise aufgenommen. Das heißt mit sieben RCA-44-Mikrofonen in unmittelbarer Nähe der Instrumente und mit dem Neumann U-47-Mikrofon für Sinatra, der in einer gedämpften Kabine gegenüber der Band stand. Das Signal aller Mikrofone wurde live auf ein monophones Band gemischt.
Sinatras Stimme auf diesem Album klingt fantastisch: warm, groß, voll. Und die Band, die ihn begleitet, ist gut genug, um nicht zu dünn zu klingen. Der Gryphon gab dieses Album brillant wieder, er zeigte alles, wovon ich spreche, und formte den Höhenbereich fantastisch aus. Diese Aufnahme in der Version der 21 Discs umfassenden Ausgabe von The Capitol Years klingt phantastisch, weil die Höhen nicht betont werden und der Gesang kräftig, ja zum Greifen nahe ist. Trotzdem scheint bei anderen Playern das von Sinatra deutlich gesungene "t" meist lauter zu sein. Nicht hier, nicht bei Gryphon. Und das ist keine triviale Angelegenheit, besonders, wenn es um Alben geht, denen es nicht an Höhen mangelt, ja wo diese sogar — wie etwas in George Michaels Patience - bewusst betont werden. Der Ethos spielte Patience phantastisch, unterstützte Harmonie und Fülle, ohne zu vernachlässigen, dass das Becken mit der Akustikgitarre und der hohe Hall bei der Stimme dem Ganzen Charakter verleihen.
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