Der Soul E ist ein Classe-D-Leistungsverstärker mit hohem Wirkungsgrad und wenig Verlustwärme. Was ihn signifikant von vielen digitalen Endstufen unterscheidet ist erst einmal die Tatsache, dass er eine Eigenentwicklung des Drei-Mann-Teams ist. Standard-Module wie Icepower oder Hypex findet man im Soul E nicht. Cliff Baier schilderte mir weitere wichtige Merkmale im Aufbau des Soul E: Ein geschirmter Trafo filtert Störungen aus dem 230-Volt-Stromnetz. In der Eingangsstufe agieren Ultra-Low-Noise-Spannungsregler. Verwendet werden weiterhin Ultra-Fast-Recovery-Gleichrichterdioden und MKP-Koppelkondensatoren von Jantzen (Alumen-Z) mit zusätzlichem Bypass von Glimmerkondensatoren höchster Qualität. Das optimierte Low-Impedance-Design begegnet den hohen Classe-D Schaltfrequenzen mit einem speziellen Ausgangsfilter.
Als Cliff Baier mir die beiden Geräte vorbeibrachte, legte er Wert darauf, die Endstufe mit mir zu hören, auch wenn sie noch brandneu und nicht eingespielt war. Ich tat ihm den Gefallen und installierte sie anstelle der Air Tight Monos an den Analysis Audio. Im Primare-Player lag Sotho Blue von Abdullah Ibrahim und Ekaya. Aus dem Kalten dauerte es eine gute halbe Stunde bis alles stimmte und die Soul E beweisen konnte, dass meine Erfahrungen mit digitalen Leistungsverstärkern sich hier nicht wiederholen würden. Schon allein der musikalische Fluss und das Rhythmusgefühl ließen aufhorchen. Nach einigen Tagen des Einspielens und wieder für mich allein, verkabelte ich den Soul gleichzeitig mit den Air Tight und der Soul E. So brauchte ich nur die Lautsprecherkabel umzustecken. Zuerst genoss ich das Zusammenspiel des Soul mit den Röhren-Monos. Der Soul verlieh der Musik eindeutig mehr Raum und Transparenz als ich dies von meinem Antelope Zodiac plus gewohnt war. Die Kombination des Soul mit der Soul E entpuppte sich im direkten Vergleich zu den Air Tights zwar als tonal andere, aber allemal gleichwertige Alternative. Das ist bei dem Preisunterschied von weit mehr als dem Fünffachen beachtlich – oder auch erschreckend. Nehmen wir zwei Beispiele: Das Album Sotho Blue von Abdullah Ibrahim & Ekaya intoniert der Soul E mit schlankerem Grundton. Dagegen setzte er einen erheblich nach hinten vergrößerten Raum und gesteigerte Nuancierung, bei der die vier Blasinstrumente, die Saxophone und die Posaune, deutlich detailreicher zu Gehör kamen. Das Gefühl, das Arrangement klinge zu schlank, stellt sich dabei keineswegs ein. Die Bläsersätze ertönen druckvoll mit kräftigem Fundament und glaubwürdigen Klangfarben. Allen Titel des Albums konnte der Soul E feinsinniger differenzieren, und das machte eindeutig mehr Spaß. Die eingängige Bassmelodie im Titel „Calypso Minor“ hatte mit dem Soul E gleichzeitig Volumen und Kontur. Das änderte sich auch nicht bei lauten Pegeln, denn an Leistung mangelt es so schnell nicht und das Klangbild blieb frei und dynamisch unbegrenzt.
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