Nachdem Dirk Sommer seinerzeit ausführlich die klanglichen Vorzüge des Soul M beschrieb und ihn auch im Vergleich zum Aries Mini oder seinem damaligen Melco-Server relativierte, widme ich mich hier der Beurteilung des internen D/A-Wandlers und des puristischen Vorverstärkers. Der Vergleich des Soul Wandlers mit meinen PS Audio ist leicht möglich. Ich muss nur einen der zwei USB-Ports mit dem PS Audio verbinden und diesen wiederum mit dem analogen Eingang des Soul. Per Fernbedienung lässt sich dann bequem hin- und herschalten. Beim DAC des Soul leuchtet die Eingangs-LED orange, beim eingeschleiften PS Audio weiß. Zu diesem Vergleich trieb mich mehr die Neugierde als das Streben nach Gerechtigkeit. Denn der PS Audio Wandler kostet ähnlich oder sogar leicht mehr als Soul und Soul E zusammen. Um so erstaunlicher war das Ergebnis. Der DAC des Soul hat mir ausgesprochen gut gefallen und ich hatte an seiner tonalen Balance, seiner räumlichen Darbietung, seiner Dynamik und seiner Feinzeichnung überhaupt nichts auszusetzen. Das tagelange Musikhören vom Soul Server oder auch per UPnP von meinem Qobuz Account oder direkt von Tidal machte enorm Spaß und ließ nicht den Wunsch aufkommen, mein eigenes Equipment, sei es Vorstufe oder D/A-Wandler, wieder ins Spiel zu bringen. Erst als der PS Audio dann antrat, zeigte sich dessen Überlegenheit in Sachen Transparenz, vor allem im Grundton und die für die Abstimmung meiner Anlage harmonischere Tonalität. An der Stelle liegt der Teufel im Detail. Mein PS Audio spielt mit der vorletzten Betriebssoftware Snowmass. Denn die aktuelle Software Windom passt zur Abstimmung meiner Anlage weit weniger gut, da sie zu wenig Grundtonwärme bietet und mir persönlich im Präsenzbereich etwas zu vordergründig und somit tendenziell nervig ist. Gemessen daran ist der musikalische Charakter des Soul D/A-Wandlers erheblich stimmiger. Wie gesagt, ohne und vor dem Einbinden des PS Audio fehlte mir beim Soul nichts. Hochwertige Wandler haben oft auch ihren eigenen Charakter, so zum Beispiel im CD-Spieler von EternalArts oder der Merason D/A-Wandler die trotz oder wegen ihrer individuellen musikalischen Abstimmung begeisterten.
Absolut gesehen ist für mich die Wiedergabe des Soul-Wandlers sehr neutral, mit einer Tendenz zum Warmen, was ihn eher gefällig, denn zu analytisch musizieren lässt. Dabei klingt er keineswegs beschnitten, sondern strahlt und glänzt auch in den oberen Tonlagen, übertreibt´s aber nicht durch aufgesetzte oder gar gekünstelte Brillianz. Dies hat er nicht zuletzt dem Zusammenspiel mit dem Vorverstärker-Part im Soul zu verdanken. Der klingt für mich erstaunlich frei und offen, beinahe so, als wäre er gar nicht vorhanden. Das konnte ich gut im Vergleich zu meinem Audio-gd Vorverstärker mit der Plinius Koru-Phonostufe ermitteln. Das Klangbild des Soul gefiel mir dank seiner lichten Darstellung, als würde ein Fenster geöffnet und der Raum erhellt. Klarheit und Präzision sind die Stärke der Vorstufe, die jeden Analytik-Fan begeistern dürfte. Dazu gesellt sich der subjektive Eindruck von Neutralität. Anders als der musikalisch ansprechende D/A-Wandler hinterlässt der Vorverstärker keinerlei tonalen Fingerabdruck. Ich habe deshalb Cliff Baier angerufen und ihn gefragt, ob es sich überhaupt um einen Vorverstärker oder nur um einen präzisen Lautstärke-Regler mit Eingangs-Wahlschalter handelt. Die Antwort: Es ist ein Vorverstärker. Seine klare, durchlässige Manier brachte die Charaktere meiner unterschiedlichen Quellgeräte deutlich zu Gehör. Ich wüsste nicht, was ein Vorverstärker, egal welcher Preisklasse, diesbezüglich besser machen könnte.
Für den Preis von 4400 Euro bietet der Soul enorm viel: Das gilt besonders in musikalischer Hinsicht, aber auch für seine groß bemessene SSD-Festplatte und zusätzliche Optionen, wie das Betreiben jedes einfachen CD-Laufwerkes als hochwertigem Zuspieler. Um zu ermitteln, wie die Soul-E-Digital-Endstufe zusammen mit dem Soul klingt, kombiniere ich die beiden mit den Analysis-Audio Vollbereichsbändchen-Lautsprechern. Bevor ich Soul und Soul E zum Test bekam, interessierte mich der Soul erheblich mehr, weil digitale Endstufen bis dato mein Herz nie höher schlagen ließen. Zwar konnte ich den bisher gehörten Kandidaten selten wirklich etwas ankreiden, jedoch fehlte mir nach langem Hören stets das gewisse Etwas und Entscheidende in der Musikalität, so dass sich keine Langzeit-Sympathien entwickeln konnten.