So sehr ich mich für Dynamik und Rhythmik begeistern kann, eine so untergeordnete Rolle spielen diese Einzeldisziplinen bei der Bewertung des Mystere. Mir sind sie – wie gesagt – beim Test des Lyra Etna aufgefallen und deshalb habe ich dieselbe Scheiben dann nochmal mit dem Olympos gehört. Aber da ging es mir vor allem um die Leistungen der Tonabnehmer. Mit dem Mystere hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon einige Erfahrungen sammeln dürfen: Beim ersten Kontakt erweist er sich als völlig unspektakulär. Wenn man beispielsweise dasselbe Stück auf einem anderen High-End-Laufwerk gehört hat und dann Arm und System auf dem Mystere installiert, merkt man zwar sofort, dass der Mystere alles richtig macht und sich nicht den geringsten Fehler leistet. Aber man wohnt keiner Sensation bei: Kein Frequenzbereich, keine Einzeldisziplin zieht die Aufmerksamkeit des Hörers plötzlich stärker auf sich. Hört man aber länger, merkt man zuerst unterschwellig und mit zu zunehmender Zeit immer bewusster, auf welch hohem Niveau der Mystere agiert. Er bringt in allen Disziplinen Spitzenleistungen, die sich nicht selten bei anderen sehr guten Laufwerken gegenseitig im Weg stehen. Der Mystere verbindet beispielsweise einen fantastischen Detailreichtum und beste Durchzeichnung mit einem ganzheitlichen, emotionalen musikalischen Fluss. Er verbindet auch locker Bass-Druck mit leichtfüßiger Spielfreude, während ansonsten ein satter Tieftonbereich leicht zu einer gewissen Behäbigkeit führt. Die überragenden Leistungen in puncto Dynamik und Rhythmik, die mir sbei der Fokussierung auf die Tonabnehmer aufgefallen und in Erinnerung geblieben sind, stehen letztlich nur als pars pro toto. Konzentriert man sich etwa auf die Raumdarstellung, fallen einem schnell mal hier eine etwas luftigere Darstellung, dort ein etwas größerer Raum und da eine etwas tiefere Bühne auf. Aber wie gesagt, man muss sich auf diese Aspekte konzentrieren, um sie für die Bewertung aus dem Ganzen herauszulösen. Der Mystere zwingt einen fast dazu, die Musik als Einheit auf sich wirken zu lassen und sie nicht in ihre Bestandteile zu zerlegen.
Ganz besonders trägt dazu bei, dass der Mystere über eine Eigenschaft verfügt, die ich ansonsten nur beim großen Continuum, dem Air Force One und etwas weniger stark ausgeprägt auch beim Bergmann Sleipner entdecken konnte: Er fügt der Wiedergabe so gut wie keine mechanischen Artefakte hinzu. Anders ausgedrückt, wenn sich mal den Luxus gönnt und eine Lackfolie auflegt, kommt der Klang einem Mastertape noch einmal ein gutes Stückchen näher, als das beispielsweise bei sehr guten Masselaufwerken der Fall ist.
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