Zurück in der Heimat verfolgte er den Gedanken dann weiter, machte sich selbstständig und gründete 2009 CoolTech. Anfangs kooperierte er mit einer Firma in Spanien, die dort Werkstücke für ihn behandelte. Bei zunehmenden Stückzahlen wurde der Transport dann aber zu aufwändig, so dass Wolfgang Lausecker im idyllischen Stanzach im Lechtal eine eigenen Anlage zu Kryo-Behandlung installierte. Neben Zerspanungswerkzeugen für die Metallbearbeitung, deren Standzeit dank Kryo-Prozess um etwa 60 Prozent verlängert wird, setzt der Ingenieur, der in seiner Freizeit Baritonsaxophon in einer Big Band spielt, auch Instrumente der extremen Kälte aus. Wolfgang Lausecker trat übrigens schon mit dem Multiinstrumentalisten, Komponisten und Bandleader Matthias Schriefl auf, den die Süddeutsche Zeitung zu den besten Jazz-Trompetern der Welt zählt und von dessen Virtuosität, Spielfreude und Esprit Sie sich dank unseres kostenlosen Downloads mit ein paar Klicks selbst überzeugen können. Doch zurück zu den Minusgraden: Deren Effekt auf Blechblasinstrumente überzeugte nicht nur den Saxophonisten. Die durchweg als positiv empfundenen klanglichen Veränderungen durch die Kälte führte auch zu erfolgreichen Experimenten mit E-Gitarren, Kabeln und (Röhren-)Verstärkern. Selbst Blasinstrumente aus Holz sollen von der Behandlung profitieren.
Auf der einen Seite arbeitet CoolTech mit renommierten deutschen Automobil- und Werkzeugherstellern sowie dem Fraunhoferinstitut und technischen Universitäten zusammen, auf der anderen mit Musikern. Einmal geht es um wissenschaftlich belegbare Vorteile durch die Kryo-Behandlung, einmal um klanglich-ästhetische Geschmacksfragen. Und in diesem Spannungsfeld bewegt sich auch die Audio-Szene. Nach den positiven Erfahrungen mit den Instrumentenkabeln war es naheliegend, auch Lautsprecher-, NF- und Signal-Kabel herabzukühlen. Die durch die Kälte bedingten Veränderungen bei Röhren, Tonabnehmern und SSD-Festplatten wurden von den Auftraggebern ebenfalls rundum positiv bewertet. Die Behandlung soll in Kabeln die Kristallgitterstruktur so weit wie möglich perfektionieren und dadurch die Leitfähigkeit verbessern – ein Effekt, der mit dem heimischen Multimeter nicht nachzuweisen ist, da bedarf es schon aufwändigeren Mess-Equipments.
Dass sich sich die Klangveränderungen bei Tonabnehmern oder Musikinstrumenten physikalisch nicht stringent erklären lassen, spricht meines Erachtens nach nicht gegen das Kryo-Verfahren: In den nun über 25 Jahren professioneller Beschäftigung mit Hifi und High End habe ich mir angewöhnt, auch Produkte auszuprobieren, deren Wirkungsweise nicht schlüssig erklärt werden kann. Wenn's besser klingt, ist die Begründung dafür zweitrangig. Deswegen möchte ich – nicht zum ersten Mal – auch herausfinden, wie eine Kryo-Behandlung auf Schallplatten wirkt, denn beim Pressvorgang – das recht warme Vinyl wird zwischen den Pressstempeln in Form gebracht, worauf diese dann gekühlt werden – dürften eine Menge Materialspannungen auftreten. Und bei der kryogenen Behandlung geht es ja gerade darum, Materialstrukturen zu optimieren und Spannungen zu vermindern. Mehr dazu später.
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