Im Chord Company House in einem Industriegebiet von Amesbury nahmen sich dann Martin Cobb und Doug Maxwell meiner an: Ersterem war ich – wie gesagt – schon auf einigen Messen begegnet. Er war lange Jahre in Plattenfirmen tätig, kennt sich in Sachen Musik sehr gut aus und ist durch seine Studienabschlüsse in Französisch und Deutsch bestens für seinen Job bei Chord gerüstet, den er vor knapp zwei Jahren angetreten hat. Und deshalb war auch Doug Maxwell mit von der Partie, der sich schon etwa ein Jahrzehnt um den Vertrieb der Kabel in einem Teil Englands kümmert und mit der Firma und ihren Produkten aller bestens vertraut ist. Es war übrigens kein Zufall, dass der Besuch an einem Montagmittag begann: Es ist Tradition, dass jeden zweiten Montag in der Firma gekocht wird. So fanden sich dann kurz nach meiner Ankunft unter anderen Martin, Doug, Chords Geschäftsführer und Entwickler Alan Gibb und Alan Ainslie, der – wie Hifistatement-Leser wissen dürften – für den Melco-Vertrieb in Europa zuständig ist und der mich freundlicherweise nach Amesbury gebracht hatte, am großen Esstisch in Chords mit aller notwendigen Küchentechnik ausgestatteten Pausenraum wieder. Das mit viel britischem Humor gewürzte Tischgespräch kreiste um eine Vielzahl von Themen, diente aber erfreulicherweise in keiner Weise der Selbstdarstellung der Company.
Deren Geschichte brachten mir Doug und Martin erst anschließend im mit einigen Fotos aus der Firmengeschichte geschmückten Besprechungsraum nahe: 1984 saßen im nicht weit entfernten Salisbury Mitarbeiter von Naim Audio mit einer Gruppe von amerikanischen Naim-Händlern zusammen, und diese fragten im Laufe des Gesprächs nach hochwertigen NF-Kabeln, die auf der einen Seite mit DIN- und auf der anderen mit Cinch-Steckern konfektioniert wären. Da Naim zu der Zeit nicht an der Produktion von Kabeln interessiert war, schlug Sally Gibb, damals die Gattin von Naims Paul Stephenson, spontan vor, dass sie die Kabel fertigen und dazu eine Firma gründen könne. Naim stimmte dem Ganzen zu, und auch ein Name für die neue Firma stand bald fest: Die Amerikaner bezeichnen die Interconnects als „cords“, da lag der englische Begriff „Chord“ – deutsch „Akkord“ – nicht fern. Sally entwarf ein Logo und die Verpackung und begann Prototypen zu testen, wobei sie bei der Entwicklung von ihren Freunden bei Naim mit Rat und Tat unterstützt wurde. Viele halfen auch bei der Produktion.
Die in Britannien entworfenen und gefertigten Kabel sollten natürlich auch aus Materialien von einheimischen Zulieferern gebaut werden. Damals bedurfte es einer längeren Suche, solche zu finden, die eine ausreichende Qualität liefern konnten. Schließlich war der erste Prototyp mit Namen „Chrysalis Cable“ fertig und überzeugte die amerikanischen Händler derart, dass sie postwendend 250 Kabelsätze bestellten. Die Rechnung soll zu der Zeit noch auf einer mechanischen Schreibmaschine erstellt worden sein! Nach zwei Jahren gab es dann den ersten Test in einem englischen Hifi-Magazin – und die Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf: Der Küchentisch hatte als Produktionsstätte ausgedient. In den folgenden mehr als drei Jahrzehnten hat sich Chord erfolgreich als Hersteller mit einer breiten Produktpalette auf dem heiß umkämpften Kabelmarkt etabliert und besitzt mit dem Isolationsmaterial Taylon® und der ARAY-Technology auch zwei Alleinstellungsmerkmale.
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