JEB: Können Sie mir etwas über das Programm Ihrer Oscar Peterson Platten sagen?
HGBS: Also die erste ist mit dem Trio – Ray Brown und ED Thigpen. Auf der zweiten Platte gibt es noch einige Aufnahmen mit Brown und Thigpen, aber dann ist auch ein anderer Schlagzeuger mit dabei, Louis Hayes – er hatte ihn nur vorübergehend. Das dritte Album spielt das neue Trio, das Oscar jetzt hat, mit Sam Jones am Bass und Bob Durham Drums. Er sagt, das wäre das beste, was er je gehabt hätte, und ich glaube, das liegt im wesentlichen daran, dass seine beiden Musiker in erster Linie Begleiter sind – keine Solisten im Sinne wie Ray Brown es war.
JEB: Ja, es ist auffällig, dass sich die Peterson-Musik immer stärker zu einer solistischen Musik entwickelt hat. Am Anfang, bei dem Trio mit Barney Kessel, bzw. Herb Ellis auf der Gitarre und Ray Brown am Bass stand noch die Combo-Idee im Mittelpunkt – fast ein wenig im Sinne jener Integration, wie John Lewis sie für das Modern Jazz Quartet damals geprägt hatte.
HGBS: Ich glaube, das hat im Laufe der Jahre zu Schwierigkeiten geführt – in dem gleichen Maße, indem sich die überragende Solistenpersönlichkeit von Oscar Peterson immer mehr ausprägte.
JEB: Haben Sie alle Stücke allein oder mit Oscar Peterson ausgewählt?
HGBS: Natürlich mit Oscar. Er ist hierher nach Villingen gekommen und wir haben tagelang alles durchgehört. Und es war auffällig – fast immer waren wir einer Meinung, fast immer wollten wir die gleichen Stücke. Am Schluss war Oscar so begeistert, dass er mich mit nach Amerika nehmen wollte. Er sagte: „I’ll have to kidnap you.“
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Firma Edel.
Der seinerzeit grandiose Erfolg der MPS Einspielungen beruhte nun nicht nur auf der Performance von Oscar Peterson, sondern auch auf der Aufnahmetechnik von Brunner-Schwer. Wir erinnern uns, zu Beginn der Stereotechnik hatte man jedes Instrument einem der beiden Kanäle zugeordnet. Ping-Pong-Stereo hieß das dann später. Brunner-Schwer, der ja selbst Pianist war, hatte nun überlegt, wie er den Klang eines Flügels so aufnehmen kann, dass es so klingt, als würde er selbst am Klavier sitzen. Er wollte, dass links die Bässe, rechts der Diskant und in der Mitte der Rest erklingt. Dazu benutzte er drei Mikrofone, die unmittelbar über den Saiten platziert wurden. Diese musste er modifizieren, damit sie von dem direkten Klang nicht übersteuert wurden. Er nahm dafür eine geringere Empfindlichkeit in Kauf. Durch diese Aufnahmetechnik konnte die fulminante Spielweise von Peterson überhaupt erst auf einer Musikanlage wiedergegeben werden. Brunner-Schwer war auch sehr an Innovationen interessiert, so hatte er eines der ersten 16-Kanal-Mischpulte der Firma Ampex in Deutschland.
Oscar Peterson hatte Brunner-Schwer als einen Mann beschrieben, der von der Idee besessen war, auf Schallplatte wiederzugeben, was er in seinem Wohnzimmer gehört hatte.
Die Serie „exclusively for my friends“ wurde 1968 erstmals während der Europatournee des neuen Trios angekündigt. Es erschienen zunächst vier LPs mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen: Action, Girl Talk, The Way I Really Play und My Favorite Instrument. Diese wurden später ergänzt durch zwei weitere LPs: Mellow Mood und Travellin’ On.
Als Brunner-Schwer von Petersons Vorliebe für Flügel der Firma Steinway erfuhr, wurde das bisher benutzte Modell Sauter durch einen Steinway 220 ersetzt. Der ganz große Flügel Steinway 270 wäre nicht unterzubringen gewesen. Dies gelang erst später, nachdem ein studioartiger Bungalow angebaut wurde. Die zweite Solo-LP Tracks ist mit diesem wesentlich größeren Flügel aufgenommen worden. Dies ist auch ganz klar zu hören, der Flügel hat mehr Grundton und vollere Bässe, wirkt irgendwie souveräner. Ein tolles Instrument!
Und zum Schluss die gute Nachricht, in dem Villinger Studio wird seit 2010 wieder aufgenommen! Ganz im Sinne der Philosophie von Brunner-Schwer. Glanzstück des Studios ist ein Bösendorfer Grand Imperial Flügel.
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