Eine 300B Röhre muss ich wohl niemandem mehr vorstellen. Seit 2020 wird sie wieder bei Western Electric in Amerika gefertigt. Ein Matched Pair kostet 1.500 Dollar. Der single-ended Vollverstärker 91E war für mich ein Röhren-Erweckungserlebnis. Er ist ab 15.000 Dollar erhältlich. Sicherlich hat er einen großen Teil zur wunderbar emotionalen, durchhörbar warmen und doch fantastisch detaillierten Wiedergabe des Vorführsystems beigetragen. Der eigentliche Star war der noch namenlose Lautsprecher im Vorserienzustand. Sein Herzstück ist ein neuer Air-Motion-Transformer-Mitteltöner rAMT 777 mit rückseitiger Absorptionskammer. Er spielt von 150 bis 2.000 Hertz und wird von einem AMT-Höchtöner und Push-Pull-Bass unterstützt. Der Lautsprecher arbeitet mit Filtern 1. Ordnung und wird um die 80.000 Dollar kosten. Nicht nur seine unheimlich luftige Wiedergabe, sondern die dank der 180-Grad-Abstrahlung überall im Hörraum ungewöhnlich stabile Stereoabbildung mit weitestgehend gleichbleibendem Frequenzverlauf war außergewöhnlich. Stellte ich mich wie auf einem der Fotos zu sehen, kurz hinter den hinteren Rand des AMT des linken Lautsprechers, hörte ich den rechten, weiter zu mir eingedrehten Lautsprecher deutlich lauter. Die Abstrahlung nach hinten ist dementsprechend sehr gut kontrolliert. Selbst der Bassbereich funktionierte in der für einen Lautsprecher dieses Kalibers kleinen Schallkabine gut. Sein sich in größeren Räumen zweifelsohne entfaltendes Potential war auch unter Messebedingungen unüberhörbar. Für mich eine der besten Vorstellungen der ganzen Show.
Für ihre Server-Motherboards, arbeitet Antipodes eng mit den Motherboard-Herstellern zusammen, um sicherzustellen, dass die Spezifikationen für die Audiowiedergabe ideal sind. Alle Verbindungen werden direkt mit dem Motherboard ohne Umwege über PCIe oder andere Schnittstellen gemacht. Dies wird bei Antipodes als die audiophilste Lösung angesehen. Verschiedene Bauteile werden gezielt mit verschiedenen Takten angefahren, um ihr Grundrauschen jeweils in Bereiche zu verschieben, in denen andere Bauteile weniger Grundrauschen haben. So kann das Gesamtrauschen reduziert werden. Antipodes ist einer der Hersteller, der in seinen Produkten bewusst Schaltnetzteile einsetzt. Sowohl K50 als auch Oladra waren bereits bei Hifistatement im Test. Die Racks von AGLifter kommen ebenfalls aus Neuseeland. Ihre Einlegeböden werden mit höchster Präzision aus Acrylglas gefertigt. Die Racks kosten zwischen 3.600 und 22.000 Euro.
Am Stand von AudioNEXT war der Lotoo Mjölnir zu bestaunen. Der portable Kopfhörerverstärker samt integriertem DAP und DAC dürfte der Traum eines jeden Kopfhörer-High-Enders sein. Als Wandlerchip kommen einige der wohl letzten AKM 4499EQ zum Einsatz. Dies wird Mjölnir unfreiwillig zu einer limitierten Auflage von ungefähr 600 Stück machen. Der Preis steht noch nicht gänzlich fest, wird aber sicher im oberen vierstelligen Bereich liegen. Die eigene Benutzeroberfläche von Lotoo ist zwar enorm schnell, lässt den Nutzer aber leider nicht in den Genuss von Streaming kommen. Dies soll sich mit Mjölnir jetzt ändern. Aktuell wird an einer roon-Zertifizierung gearbeitet. Mjölnir wird folglich kabellos aus roon angesteuert werden können. Auch an Streaming-Möglichkeiten für Qobuz oder Tidal wird gearbeitet. Leider aber nach wir vor nicht direkt im Player, sondern lediglich von außen zugespielt. Außerdem konnten mir die Kollegen auf der Messe einen Prototyp eines Smartphone-Adapters zeigen, der ein eigenes hochauflösendes Stream-Protokoll von Lotoo verwendet, um den Mjölnir direkt aus jeder Quelle vom Smartphone aus anzustreamen. Nebenan in der Hörkabine wurde Dan Clarks neuer Elektrostat Corina vorgestellt. Er verfügt über eine ungewöhnlich große Membran von 88 Millimetern. Ihre Entwicklung war nicht leicht. Ihre Auslenkung in den Griff zu bekommen, ohne dass sie an den Statoren „kleben“ bleibt, hat beispielsweise gut ein Jahr gedauert. Der Kopfhörer ist mit gängigen STAX-Verstärkern kompatibel und kostet 5.400 Euro. Wie bereits im Stealth und Expanse kommt ein AMTS-Modul zwischen Treiber und Ohr zum Einsatz. Es soll Resonanzen zwischen Treiber und Ohr reduzieren und den Frequenzgang glätten. Auf dem Foto erkennt man seine Gitterstruktur auf der Innenseite der Ohrmuschel sehr gut.