DePhazz in DSD und HiRes

21.08.2015 // Dirk Sommer

Das Ergebnis, das Baumgartner als „elektronisch goes handmade“ bezeichnet, überzeugt selbst jene Skeptiker, die nicht gedacht hätten, dass DePhazz im Jazzclub funktioniert. Auch für die Musiker selbst ist das erst einmal eine Herausforderung. Sängerin Pat Appleton gibt zu Protokoll: „Es ist neu für mich, mich ganz ohne Elektronik und Videotechnik wieder nur dem Singen hinzugeben. Es hat mir auch Angst gemacht, weil ich mich in den letzten Jahren immer mehr hinter der Fassade des Gesamtkunstwerkes DePhazz versteckt und mich gewissermaßen als Teil der der Ausstattung gesehen habe. Plötzlich musste ich mich wieder auf jeden Song ganz neu einlassen.“ Und das gelingt ihr mit Bravour. So ist Garage Pompeuse nicht zuletzt ein Dokument des Schrittes vom Projekt zur Band – und zwar einer Band, die den Zauber des Moments zu zelebrieren weiß: Bei den A-Trane-Sessions werden Baumgartner an der Live-Elektronik und eine in jeder Hinsicht strahlende Pat Appleton am Mikrofon von Frank Spaniol an Baritonsaxophon und Bassklarinette, Matti Klein an Rhodes und Wurlitzer, Markus Bodenseh am Bass und Oli Rubow am Schlagzeug unterstützt. Die Lust auf das neue Material kann man dem hochkarätigen Jazz-Quartett, das durch seine überbordende Spielfreude glänzt, in jedem Moment anhören. So entspannt und doch auf den Punkt hat man DePhazz noch nie gehört! Garage Pompeuse führt die Band zurück zu jenen Wurzeln, die es bei ihr so noch nie gegeben hat.

Matti Klein machte das Spiel auf dem Rhodes so viel Spaß, dass er am dritten Abend noch sein Wurlitzer mitbrachte
Matti Klein machte das Spiel auf dem Rhodes so viel Spaß, dass er am dritten Abend noch sein Wurlitzer mitbrachte

Um dieses besondere Hörerlebnis mit einem größeren Publikum teilen zu können, wurden die drei Nächte im A-Trane von Tonmeister Dirk Sommer mitgeschnitten, der sich als ehemaliger Chefredakteur des Periodiukms Image HiFi und heutiger Betreiber des Online-Magazins Hifistatement einen Ruf als „Klang-Sommelier“ erarbeitet hat. Aktuell zeichnet Sommer für die Reissues des legendären MPS-Labels verantwortlich. Nun endlich liegt auch sein Live-Mitschnitt von DePhazz‘ Garage Pompeuse-Sessions auf limitierten Vinyl im Triple-A-Format vor, wobei Triple A für konsequent analoges Arbeiten – analoge Aufnahme, analoge Mischung und analoges Mastering – steht. Damit haben DePhazz wieder einmal die Trend-Nase vorn, denn Vintage-Aufnahmetechniken erfreuen sich längst nicht mehr nur in der kleinen Gemeinde eingefleischter Fans audiophiler Langspielplatten höchster Beliebtheit, sondern erleben im Zuge des Vinyl-Revivals – im Gegensatz zu den kränkelnden Umsätzen aus CD-Verkäufen und enttäuschenden Ergebnissen des Streamings – eine allgemeine Renaissance.

Markus Bodenseh lässt seinen Kontrabass singen, aber auch heftig rocken
Markus Bodenseh lässt seinen Kontrabass singen, aber auch heftig rocken

Und das zu Recht. Das Knistern! Die Coverkunst! Und überhaupt die Haptik! Das Ritual des Aus-der-Hülle-Holens, Mit-dem-Anti-Statik-Tuch-Abwischens, Auf-den-Teller-Legens! Allein das Vinylformat versteht es, diesen drei Abenden gerecht zu werden, an denen eine Lounge-Band das Experiment wagt, sich den kritischen Ohren eines Jazzpublikums zu stellen. Dass dies nun gelingen konnte, verwundert nicht weiter, denn schließlich tragen DePhazz den Jazz ja seit jeher im Namen, steht das Akronym doch für „DestinationPhutureJazz“. Mit Garage Pompeuse haben sie ihr Ziel endlich erreicht.

Victoriah Szirmai

 

 

Kleiner Tipp: Verzichten Sie lieber auf die Behandlung mit dem Anti-Statik-Tuch und das Knistern. Doch ernsthaft: Mir gefällt der Sound der Scheibe abgesehen von der großartigen Pat Appleton vor allem wegen des speziellen Kontrabass-Klangs. Markus Bodenseh verwendet für seine Hundehütte ein Ampeg-SVT-Röhren-Top samt 6x10“-Box. Da musste ich ihm einfach zwei Mikros und Kanäle sowie den entsprechenden Platz im Mix zubilligen. Da DePhazz natürlich nicht auf alle Effekte und die typischen elektronischen Spielereien verzichtete, waren schließlich 16 Kanäle live auf die zwei Spuren der beiden im überlappenden Betrieb laufenden Studer A 810 zu verteilen. Ob dies gelungen ist, beurteilen Sie am besten selbst. Dafür habe ich „Trashbox“ einmal mit dem Ayre QA-9 in ein File mit 192/24 gewandelt und dann mit dem Weiss Sample Rate Converter auch noch einmal ins CD-Format heruntergerechnet.

Oli Rubow ist nicht nur eine Meister der lässigen Grooves, sondern auch ein feinfühliger Percussionist und klangverliebter Elektroniker
Oli Rubow ist nicht nur eine Meister der lässigen Grooves, sondern auch ein feinfühliger Percussionist und klangverliebter Elektroniker

Zur DSD-Erstellung lief das Signal zur Pegelanpassung durch einen aktiven Neumann-Fader, der von einem Funk-Netzteil mit sauberer Energie versorgt wird. Danach ging es in den professionellen dCS 904. Dessen Datenstrom schrieb dann der Tascam DA-3000 als Files auf eine Compact Flash Card. Dabei synchronisierte eine dCS 990 Master Clock den A/D-Wandler und den Teac. Die Daten der Compact Flash Card wurden dann im Computer ausgelesen und auf unseren Server hochgeladen. Übrigens habe ich nicht die Session-Tapes digitalisiert, sondern das Master-Tape für die LP-Herstellung, dem Christoph Stickel und ich den Aufnahmen im CSM-Mastering-Studio noch den letzten klanglichen Feinschliff verpassten.

PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.

Master der Masterings: Christoph Stickel in seinem Studio
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