Na ja, jedenfalls fast. Der Cayin Jazz 100 lässt sich erfreulicherweise auf die angeschlossenen Lautsprecher anpassen: Unterschiedliche Abgriffe des Ausgangstransformators mit eigenen Klemmen für vier oder acht Ohm ermöglichen eine Anpassung an die Lautsprecher. Die Negative-Feedback-Schaltung erlaubt die Anpassung an den Geschmack des Hörers, indem die Endröhren vom Typ 805A wahlweise mit hoher Gegenkopplung und maximaler Kontrolle oder mit minimaler Gegenkopplung und größeren Freiheitsgraden agieren. Ich habe für meine Hörsessions stets die geringe Gegenkopplungsstufe verwendet. Die Vorspannung (Bias) für jede Röhre lässt sich per Poti trimmen, das linke Zeigerinstrument dient dabei als einfache Anzeige für die optimale Einstellung. Der sogenannte „Hum Balancer“ minimiert zusätzlich die Brummneigung der Endröhre auf ein Minimum. Wer den Klang des Jazz 100 noch weiter individualisieren will, kann die verwendeten Treiberröhren vom Typ 6L6 gegen kompatible Modelle wie zum Beispiel EL34, KT88 oder ähnliche austauschen.
Dieser positive Eindruck setzte sich im Geräteinneren nahtlos fort. Feine Bauteilqualität, wo man hinsieht, handwerklich blitzsauber ausgeführte Punkt-zu-Punkt-Verdrahtung, unterstützt von Mini-Platinen, korrekte Anordnung der Baugruppen: viel besser kann man es nicht machen. Cayin liefert außerdem ein sehr gutes gemachtes Manual mit, das diese Bezeichnung auch wirklich verdient und keine Fragen offenlässt. Das Gerät mit all seinen Funktionen wird sehr gut beschrieben, und die Bedienungsanleitung ist gut bebildert. Oft ist man schon froh, wenn überhaupt eine Anleitung mitgeliefert wird, aber bei Cayin gibt man sich sehr viel Mühe und das verdient einfach gesonderte Erwähnung und Anerkennung.
Aber jetzt endlich Platten auflegen: The Queen Is Dead von The Smiths (Rough Trade Records/Sire Record, 1986) lag auf dem Teller. Dieser Meilenstein des Indie-Rock ist in meinen Ohren ein nie langweilig werdender Evergreen mit Songs wie „Bigmouth Strikes Again“ oder „Some Girls Are Bigger Than Others“. Der noch junge Morrissey schien auf einer großen, gut ausgeleuchteten Bühne zu stehen und den Umstand Lügen zu strafen, dass es sich natürlich um ein Studioalbum handelt. Subjektiv weite Räume und ordentlich Platz zwischen den Musikern ließen Morrisseys charakteristische Stimme auch feindynamisch hervorragend zu Geltung kommen. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie der Rechtsdreh am Lautstärkepoti Pegel erreichte, die eher ungesund für meine Ohren waren, aber der Spaßfaktor dieser brachialen Gewalt von 35 Watt Ausgangsleistung zwang mich immer wieder dazu.
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