Unter Röhrenfreaks gibt es wohl kaum eine bekanntere Marke als Western Electric. Die Erfinder der Triode 300B, der wohl berühmtesten Audioröhre, haben mit dem 91E eine moderne Inkarnation des Urahns 91A, dem 1936 entwickelten Verstärker für Kinosysteme, kreiert. Selten stellte sich bei mir so viel Vorfreude auf einen Test ein!
So schwer es mir auch fällt: Ich muss mich zwingen, zunächst die langweiligen Formalitäten abzuhandeln. Es gibt zu diesem Gerät doch so Einiges zu erzählen, da rücken die nackten Fakten gerne mal etwas in den Hintergrund. Also: Der Western Electric 91E ist ein Röhren-Vollverstärker mit der Triode 300B als Leistungsröhre, der über eine Ausgangsleistung zwischen 14 und 20 Watt verfügt. Und das bei lediglich einer 300B pro Kanal, wohlgemerkt, doch dazu später mehr. Als Eingangsstufe werkelt eine ECC81 Kleinleistungsdoppeltriode pro Kanal, Gleichrichter- oder Stabilisationsröhren im Netzteil sucht man vergebens. Außerdem verfügt der 91E über vier Line-Eingänge mit Cinch-Buchsen und einen zwischen MM und MC umschaltbaren Cinch-Phonoeingang. Symmetrische Ein- oder Ausgänge via XLR gibt es keine. Die RIAA-Entzerrung muss ebenfalls ohne Röhren auskommen und einen MC-Step-up-Transformer konnte ich auch nicht entdecken. Der Verstärker bringt 22 Kilogramm auf die Waage und ist dem Preis von 20.000 Euro angemessen verarbeitet. Eine hübsche Fernbedienung für alle Funktionen gibt es ebenfalls. That´s all, Folks, jedenfalls sind das die wesentlichen Eckinformationen, zugegeben etwas nüchtern heruntergerattert.
Na gut, ein paar weitere Features gibt es schon noch, zum Beispiel die Bluetooth 4.2 Schnittstelle zum Empfang von Was-auch-immer. Digitale Formate halt. In einem Röhrenverstärker? Willkommen in der Neuzeit. Spannender finde ich da schon die Phono-Load-Buchsen zum Anpassen der gewünschten Abschlusswiderstände und Kapazitäten des verwendeten Tonabnehmers. Via Line Out stellt mir der 91E das Musiksignal für Aufnahmezwecke bereit und an den Pre-Out Ausgang könnte ich einen Subwoofer hängen. Für Software-Updates (!) gibt es noch einen LAN- und einen USB-Anschluss – vielleicht um später einmal das hübsche Markenlogo im großen Display zu animieren?
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