Die Anfänge des Verstärkertyps 91 reicht bis in die Mitte der 1930-er Jahre zurück, als Western Electric seiner Filmton-Tochtergesellschaft Electrical Research Products Incorporated (ERPI) den Verstärker 91A zur Verwendung im wandmontierten Verstärkergerät Typ 500A in Auftrag gab. Diese Geräte bildeten zusammen mit einem Projektor, Lautsprechern und anderen Röhrenverstärkern so genannte „Wide Range“- und später „Mirrophonic“-Soundsysteme. Diese frühen Tonsysteme waren für die zu dieser Zeit boomende Filmindustrie Hollywoods eine wesentliche Voraussetzung für ihren Erfolg. Kleine bis mittelgroße Kinosäle verfügten nun dank dieser (mobilen) Systeme über authentischen, synchronisierten Ton, der das Kinoerlebnis überhaupt erst zu einem solchen werden ließ. Gleichwohl hatte das Ganze noch nichts mit der heutigen High Fidelity nach unseren Maßstäben gemein: Die damalige (Mikrophon-)Aufnahmetechnik begrenzte die Wiedergabe in einem Fenster zwischen 100 Hertz und acht Kilohertz.
Western Electric selbst blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, hier nur ein kurzer, knapper Ausflug: 1869 als Unternehmen zur Herstellung von Elektroartikeln gegründet, erhielt es 1872 den Firmennamen „Western Electric Manufacturing Company“. Mitgründer Elisha Gray und der berühmte Alexander Graham Bell waren beide fast gleichzeitig Erfinder des Telefons, was einen Rechtsstreit über die Patentanmeldung zur Folge hatte, welcher 1879 zugunsten Bells endete, weil er seine Patentanmeldung zwei Stunden früher als Gray eingereicht hatte. Zwei Jahre später übernahm die Bell Telephone Company die Mehrheit der Anteile an Western Electric. Im Jahr 1899 kaufte die American Telephone and Telegraph Corporation – die berühmte AT&T – Bells Anlagevermögen und erwarb damit die Mehrheit an Western Electric. Bis in die 1980er Jahre hatte AT&T in Nordamerika quasi ein Monopol auf dem Telefonsektor, so dass sich die US-Regierung genötigt sah, diese Sonderstellung zu beenden. Im Zuge eines Vergleichs einigten sich die Parteien 1982 auf eine freiwillige Zerschlagung des Konzerns. Es gab daher innerhalb von AT&T mehrere Verkäufe von Unternehmensteilen, in deren Verlauf 1995 der Firmenname „Western Electric“ verschwand. Im Jahr 2013 ist der Markenname „Western Electric“ von der Western Electric Export Corporation in Rossville, Georgia, erworben worden, die allerdings keine gesellschaftsrechtlichen Verbindungen zur ursprünglichen Western Electric hatte. Insofern muss ich meine Aussage in der Einleitung, dass die Erfinder der Triode 300B mit dem 91E eine moderne Inkarnation des Urahns 91A erschaffen hätten, streng genommen schon wieder einkassieren, es sind schlichtweg deren Rechtsnachfolger, die sich die Rechte am Markennamen gesichert haben. Soweit alles klar?
Der vorgenannte „Urahn“ unseres Probanden 91E, die Endstufe 91A, nutzte damals die Triode 300A und war für maximal acht Watt Ausgangsleistung gut. Nun ist der klangvolle Name Western Electric eng verwoben mit der Leistungstriode 300B, der fast identischen Nachfolgerin, die 1938 ursprünglich für die Verstärkung von Telefonsignalen entwickelt wurde. Der simple Unterschied zwischen einer 300A und einer 300B: Der Röhrensockel ist um 45 Grad gedreht, so wollte man später in der Produktion lediglich ein paar Zentimeter Kabel sparen. Und um hier gleich mal die Luft aus dem Klang-Hype um die 300B zu lassen: Es ging Western Electric damals nie um Top-Klang. Die Röhre war halt verfügbar und funktionierte für Audio-Verstärker ebenso wie für Telefonsignale, den ursprünglichen Einsatzzweck, der Einsatz der Röhre in Kinoverstärkersystemen hatte also rein ökonomische Gründe.
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