Beim nächsten Stück „Little Fugue In G Minor“ des Jaques Loussier Trio von ihrem Album Jaques Loussier Plays Bach: Encore! möchte ich mich besonders auf die räumliche Komponente der Wiedergabe konzentrieren. Gleich zu Beginn werde ich dann aber direkt von Drums und Kontrabass abgelenkt. Das tänzelnde Hi-Hat auf der linken Seite, die Bass Drum und der knurrige Kontrabass in der Mitte, das stumpf peitschende Standtom auf der rechten Seite, all das macht einfach Eindruck bei beachtlichem Tiefgang. Trotzdem frage ich mich, ob es für meinen Raum nicht doch schon ein bisschen viel des Guten ist. Aber zunächst zurück zum Raumeindruck. Die Lautsprecher erschaffen eine gute Illusion von Raumtiefe, und öffnen die Hörebene deutlich hinter der Schallwand. Die Instrumente selbst wirken in sich voluminös und unterstreichen den kräftigen Auftritt der Atalante. Das Klavier hebt sich gut ab und rückt etwas näher an den Hörer heran als der Rest der Instrumente, obwohl es vom stärksten Hall geprägt ist. Die Snaredrum ist so verwirrend wie immer. Denn sobald sie nicht nur mit Rimklick, sondern ganz normal angeschlagen gespielt wird, kommt sie aus drei Richtungen. Der Hauptattack aus der Mitte, das Rascheln der Snares, besonders bei (Drag) Ghost Notes, von links und ein eher verhallter Snaresound von rechts. Wenn sie das hören können, brauchen Sie keine Brille – oder so ähnlich.
Ich biege ab und versuche es doch einmal mit dem Schaumstoffpfropfen für die Bassreflexöffnung. Die Attacks des Drumsets wirken jetzt viel knackiger, was wohl überwiegend daran liegt, dass insgesamt weniger tiefe, langwellige, Frequenzen abgegeben werden. In dieser Konstellation zeigt sich die Potenz des Treibers, denn er wird jetzt nicht mehr durch die Bassreflexabstimmung entlastet und spielt trotzdem annähernd genau so tief wie mit offenem Bassreflexrohr. Interessanterweise verändert sich aber auch etwas am Raumeindruck. Die Instrumente werden jeweils etwas konzentrierter abgebildet und das Klavier liegt noch ein wenig freischwebender auf einer eigenen Ebene in der Tiefenstaffelung vor den anderen Instrumenten. Zu meiner Überraschung gefällt mir diese Option richtig gut, obwohl ich normalerweise nichts davon halte, die vorgesehene (Bassreflex-) Abstimmung mit einem Stopfen zu verbiegen. Doch ich muss mir eingestehen, dass die Gesamtabstimmung der Atalante mit meinem Raum besser zusammenpasst, sobald der Stopfen installiert ist, auch wenn ich dadurch ein wenig Bassvolumen verliere. Die Atalante sollte also keinesfalls unterschätzt werden. Um sich richtig zu entfalten, benötigt sie einen mittelgroßen Raum und eine etwas großzügigere Aufstellungsbreite als bei mir. Ihre für einen derartig tiefspielenden Kompaktlautsprecher sehr gute Empfindlichkeit tut ihr Übriges. Sie braucht gar nicht mal unbedingt einen besonders starken Verstärker, um zu Höchstleistungen aufzulaufen.
Im zweiten Satz von Dvořáks 9. Sinfonie, in der Live-Einspielung des London Symphony Orchestras unter Sir Colin Davis entfaltet die Atalante eine deutlich größere räumliche Tiefe als bisher, obwohl die Aufnahme selbst weder herausragend gut noch mit einer besonders eindrucksvollen Räumlichkeit aufgenommen wurde. Die Instrumente spielen merklich hinter den Lautsprecherfronten auf einer breiten Bühne. Es ist sogar eine Lokalisation einiger Instrumente auf der vertikalen Ebene möglich. Das Orchester verschmilzt dabei zu einem wunderbar weich in den Raum wogenden Klangkörper. Der Atalante kommt ihre Unaufdringlichkeit zugute, sie scheint voll in ihrem Element. Einerseits vermag sie Pianos und Pianissimos mit viel Gefühl und Sanftheit zu reproduzieren. Fortissimos hingegen werden kraftvoll wiedergegeben, geraten aber nie zu aggressiv. Der gezupfte Kontrabass im späteren Verlauf des Satzes ist geprägt von einer tollen Körperlichkeit und profitiert von der eher kräftigen Abstimmung der Atalante. In diesem Kontext, in dem nur wenige Instrumente wie eben der Kontrabass oder beispielsweise die große Trommel wirklich den Frequenzkeller für sich beanspruchen, funktioniert die Abstimmung des Lautsprechers in meinem Raum auch ohne Verschließen der Bassreflexöffnung richtig gut. Wenn Eingangs die vom Englischhorn emotional vorgetragene Hauptmelodie von der Klarinette untermalt wird, kann man beide Instrumente mit ihren individuellen Timbres klar unterscheiden und an ihren jeweiligen Positionen im Orchester ausmachen. Dennoch liegt es der Atalante eher, ein dicht verwobenes, sehr homogenes, energetisches Klangbild zu reproduzieren, als einzelne Klangquellen bis ins letzte Detail auseinanderzunehmen. Dadurch erinnert die Wiedergabe sehr an eine raumgreifende, machtvolle, aber anmutige Orchesterreproduktion wie man sie live erleben kann und weniger an eine Aufnahme.