Auch wenn ich den Beginn des ersten Satzes von Mahlers 3. Symphonie unter Mariss Jansons schon fast zu oft für Test verwendet habe, höre ich ihn immer noch gerne: Wohl auch wegen Christoph Stickels Mastering machen wenige Minuten klar, wie es eine Kette mit Dynamik Raumdarstellung, Feinauflösung und der Tieftonwiedergabe hält. Nach dem Einsatz der Blechbläser und dem kurz darauf folgenden der mächtigen Pauken ist die sich anschließende ruhigere Passage mit einer gewissen Unruhe unterlegt. Nach etwa einer Minute, während der einzelnen, recht verhaltenen Paukenschläge weit in der Tiefe des Raumes entfaltet sich das weitere Geschehen vor einem tiefschwarzen Hintergrund. Dank des darTZeel ist die Quelle der Unruhe plötzlich auszumachen: Es sind extrem leichte Schläge auf die tiefen Trommeln, wobei deren Lautstärke knapp über der Wahrnehmungsgrenze liegt. Hier hat das Buchstaben-Kürzel in der Modellbezeichnung der Endstufe seine Berechtigung: never heard before!
Bei Patrice Herals „Improvisation“ auf Le Concert Des Parfums erfreute der Einstein mit viel Tieftonenergie und einem sehr tiefen Raum. Der Vergleich mit dem darTZeel machte dann aber deutlich, dass dieser in der untersten Oktave noch ein wenig mehr Wucht entwickelt und im Frequenzbereich direkt darüber ein Stückchen akkurater zu Werke geht. Die imaginäre Bühne reicht mindestens gleich weit in die Tiefe, was aber dadurch ein wenig aus dem Blick gerät, dass sie sich auch sehr weit in die Breite ausdehnt. Beim sehr leisen Beginn des vierten Satzes der Symphonie Fantastique unter der Leitung von Verujan Kojian demonstriert der NHB-108 seine enormen Fähigkeiten in Sachen Auflösung und Feinzeichnung. Dennoch agiert er nicht als analytische, audiophile Lupe: Die Wiedergabe hat nicht den geringsten Anflug von Kälte, sondern stattdessen einen nie aufdringlichen, ungemein angenehmen Schmelz. Da könnte man fast glauben, da läge irgendwo eine Röhre im Signalweg. Auch ohne 50-Ohm-Verbindung und die Vorstufe aus eigenem Haus überzeugt mich der darTZeel derart, dass ich schon jetzt weiß, wie schwer es werden wird, sich wieder von ihm zu trennen.
Nachdem die Vorstufe die Stelle des WestminsterLab Quest eingenommen hat – noch verbindet das Audioquest Dragon XLR die NHB-18NS mit der NHB-108 – und ich einige Stücke gehört habe, stehe ich vor einem Problem: Um den klanglichen Zugewinn zu beschreiben reicht es einfach nicht, auf noch einen Hauch mehr Bühnentiefe oder ein zuvor nicht über die Wahrnehmungsschwelle getretenes Detail zu verweisen – auch wenn die Interaktion des Flügels mit dem Aufnahmeraum beim Titelstück von Carla Bleys Live Goes On wirklich faszinierender rüber kommt als je zuvor. Zwischen den sparsamen Tönen und Akkorden des Intros entsteht Dank der darTZeels eine spannende Beziehung, Ein- und Ausschwingvorgänge und die klanglichen Färbungen der einzelnen Töne erlangen plötzlich eine Bedeutung, die zuvor nicht erkennbar war. Aber darüber mache ich mir nur Gedanken, wenn ich versuche zu beschreiben, was die Wiedergabe des bestens vertrauten Songs durch NHB-18NS und NHB108 so besonders macht. Viel wichtiger ist, dass die Musik nun noch intensiver erlebbar ist und schlicht noch mehr Spaß macht. Mag auch die Beschreibung der akustischen Meriten der Verstärker ein wenig verkünstelt wirken, die Wiedergabe darTZeels ist es jedenfalls nicht: Sie sind trotz hoher Auflösung und Akkuratesse veritable Spaßmaschinen!
© 2024 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.