Als dann Mansour Mamaghani – wie gesagt aufgrund widriger Umstände viel später als geplant – in meinem Hörraum eintraf, hatte ich dort schon die beiden Bassmodule mit ihren Acht- und Zehnzoll-Treibern stehen. Man braucht lediglich eine der großen, senkrecht stehenden Holzkisten aufzuschrauben und schon kann man eine Tieftoneinheit herausrollen: Die Alexia V werden auf vier Doppelrollen stehend geliefert – für die Aufstellung im Hörraum ein Segen. Mansour Mamaghani setzte dann die jeweiligen Mittel/Hochtonmodule auf, verkabelte sie und schob die beiden Alexias in die Nähe der vier Markierungen, die die optimalen Positionen für die Børresen 05 SSE respektive die Göbel Epoque Aeon Fine in meinem Hörraum anzeigen. Obwohl weder die Mittel/Hochtoneinheiten justiert, noch die Abstände der Lautsprecher von den jeweiligen Rück- und Seitenwänden gleich waren, verschwanden die Alexias schon beim ersten Teststück trotz ihrer recht beachtlichen Physis akustisch völlig: Der Klang entfaltete sich frei im Raum, die Standorte der Schallwandler waren mit geschlossenen Augen nicht mehr zu lokalisieren. Es war auch sofort zu erkennen, dass die Wilsons zu einer guten dreidimensionalen Wiedergabe in der Lage sind, auch wenn die Tiefe der Bühne bei der momentanen Aufstellung noch nicht ganz an das Gewohnte heranreichte.
Mansour Mamaghani vergrößerte nach seinen ersten Höreindrücken die Basisbreite zwischen den Lautsprechern, so dass sie der Position der Børresen näher kamen als der der Göbels und sorgte für identische Abstände zu den Seiten sowie eine gleichstarke Einwinkelung, was zu einer luftigeren und tieferen, aber immer noch ein wenig diffusen Raumdarstellung führte. Anschließend maß er dann den Abstand der Lautsprecher und den Bodens zu meinen Ohren, während ich am Hörplatz saß. Die Justage der Mittel- und Hochtoneinheiten auf die in der Tabelle angegebenen Positionen hatte nicht nur eine vor allem in der Tiefe noch überzeugendere Raumdarstellung zu Folge, sondern auch eine deutlich schärfere Fokussierung der Instrumente und Instrumentengruppen. Soweit das nach drei, vier Test Track möglich ist, habe ich den Eindruck, dass die Alexia V auf einem ähnlich hohen Niveau agiert wie die nicht unerheblich kostspieligere Göbel Aeon Fine. Allerdings lassen beide, wie Jahre zuvor auch schon die LumenWhite DiamondLight den – wie ich meine: einzigen – größeren Nachteil meines Hörraums erkennen: eine Senke im Oberbass, die dem Klangbild ein wenig Wärme nimmt. Aber das geht, wie gesagt, allein zu Lasten meines Raums.
Auf der Suche nach noch ein wenig mehr Tieftonenergie verschieben wir die Alexia V um etwa zehn Zentimeter weiter in Richtung Rückwand. Das bringt einen Tick mehr Wärme ins Klangbild und – was für mich viel erstaunlicher ist – nimmt der Wiedergabe nicht einmal einen Hauch Offenheit und Durchzeichnung. Auch die lebendige Spielfreudigkeit, die schon jetzt als eine der Paradedisziplinen der Wilsons gelten darf, leidet nicht unter der leichten Zurücksetzung. Da ich bisher mit dem Gehörten rundum zufrieden bin, möchte Mansour Mamaghani noch eben die Rollen gegen die Acoustic Diodes austauschen, bevor wir zum Flughafen aufbrechen müssen. Nur leider wurde den Alexias vom vorherigen Nutzer der spezielle flache Wagenheber (Wilson Audio Flat Jack) nicht wieder beigepackt, der den Wechsel der Rollen gegen die speziellen Spikes ungemein erleichtert. Bevor wir die 120-Kilogramm-Boliden ohne mechanische Hilfe auf andere Füße stellen und dabei eine Beschädigung des fein lackierten Gehäuses riskieren, einigen wir uns darauf, dass Mansour Mamaghani mir einen Wagenheber zuschickt. Das hat den Vorteil, dass ich, wenn es mich denn überkommen sollte, noch weiter mit der Aufstellung der rollenden Alexias experimentieren könnte, und den Nachteil, dass ich nur noch kurz in den Genuss der Acoustic Diodes und damit noch mehr Präzision und, wie mir der Vertriebschef versichert, ein bisschen mehr Energie im Tieftonbereich komme.
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