Zumindest kurz. Denn im Anschluss folgt Billie Eilishs „my boy“ vom Album Don’t Smile at Me von Qobuz über roon direkt an den Hub gestreamt. Eigentlich kann ich den Test an dieser Stelle schon wieder beenden. Das Potential der A10 offenbart sich sofort. Nicht nur, dass der Tieftöner abartig viel Bass in den Raum schmeißt und Billies Stimme davon nicht im Geringsten negativ beeinflusst oder überlagert wird, auch der neue Hochtöner macht sofort auf sich aufmerksam. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass er eine Neuentwicklung ist und wundere mich ein wenig, dass meine Erinnerung an den A500 mich scheinbar so sehr trügt. An diese Durchhörbarkeit und Freiheit von jedweder Schärfe oder Irritationen im Hochton konnte ich mich beim besten Willen nicht erinnern – und der Hochton der A500 war nicht schlecht. Nun ist es einem Hersteller mitunter nicht unbedingt genehm, wenn ein Vorgänger im direkten Vergleich schlecht abschneidet, gerade, wenn noch ein paar Exemplare im Verkaufsregal stehen, aber für meine Ohren und meinen Geschmack ist der A10 eine Weiterentwicklung, die den A500 unangenehm weit hinter sich lässt. Auch der A500 war ein Basswunder und gerade, wenn der vordere Treiber mit dem Drei-Wege-Preset entlastet wurde, konnte er im Test auch im Mittelton glänzen, aber das, was vorher zwei Treiber verrichtet haben, erledigt jetzt ein einziger mit Bravour, wohlgemerkt in einem geschlossenen Gehäuse. Der PURIFI-Woofer ist ein wahres Monster. Für buchardt wurde er mit drei Schwingspulen ausgestattet, an denen sich jeweils eine Endstufe mit 50 Watt zu 150 Watt Tiefmitteltonleistung summiert. Auf dem Papier schafft es der A10 nicht ganz so tief wie der A500 und ich kann mir vorstellen, dass der A500 insgesamt noch etwas lauter spielen kann, bevor er aufgibt, aber ganz ehrlich: Da pfeif ich gepflegt drauf. In meiner eher wandnahen Aufstellung ist definitiv sowieso noch zu viel Bass vorhanden, aber seine Qualität, Konturiertheit und Punch lassen bereits jetzt tief blicken. Die Wiedergabe ist insgesamt so detailliert und hochauflösend, dass ich mir über die Wandlerqualität des WiSA-Systems überhaupt keine Gedanken mehr mache. Nachdem ich mit dem Flat-Preset gestartet bin, verspreche ich mir einzig vom Nearfield-Preset überhaupt noch eine Verbesserung, bevor ich mit der Raumkorrektur beginne. Die Charakteristik des Lautsprechers gefällt mir, abgesehen vom zu lauten Bass, derartig gut, dass ich an ihr definitiv nichts ändern möchte. Damit sind die meisten Presets uninteressant. Ein Hochpass bei 60 Hertz entspräche der erwähnten Lösung aus dem letzten Jahrhundert nach dem Motto „Alles was Probleme machen kann, einfach kategorisch abstellen“. Auch das Wall-Filter-Preset ist eher für Nutzer gedacht, die sich nicht im Detail mit einer Raumanpassung beschäftigen möchten, und agiert prinzipbedingt verhältnismäßig grob, wenn auch nicht ineffektiv. Für die Presets „Extra Details“, „Warm“ oder „Forward Midrange“ sehe ich ebenfalls nicht den Hauch einer Notwendigkeit.
Mit Anathemas „The Beginning and the End” vom Album Weather Systems teste ich das Nearfield-Preset und tatsächlich funktioniert es in meinem Raum noch besser. Bei meinem üblichen mit unter zwei Metern eher geringem Sitzabstand auch kein Wunder. Bereits das Klavier in der Einleitung wirkt etwas kohärenter. Es beeindruckt mich nochmals, wie durchgezeichnet der Bassbereich trotz insgesamt zu viel Pegel und zusätzlich maximaler Anregung meiner Raummoden ist. Das Nearfield-Preset ist zu einem kleinen Anteil mitverantwortlich, da es einige Hertz Tiefgang opfert, die Tiefbassflanke etwas früher abschneidet und den Treiber so minimal entlastet. Obwohl es für meinen Geschmack und Linearitätsanspruch noch immer einfach zu viel Bass ist, geht er mir nicht auf die Nerven oder wirkt gar aufdringlich. In dieser Hinsicht bin ich maximal empfindlich und lasse mich nicht leichtfertig zu einer derartigen Aussage hinreißen. Wer ungezügelten, von jeglicher Vernunft befreiten Bass insbesondere in großen Räumen sucht, ist vielleicht doch bei einer A700 LE besser aufgehoben, denn der PURIFI-Midwoofer bleibt – wie ich finde: dankenswerterweise – auf seine Art kultiviert. Das eigentlich unglaubliche ist aber, wie elegant und einfühlsam der Mittenbereich trotz Tiefbassattacke ausfällt. Auch hier verhilft das Nearfield-Preset zu einer noch geschmeidigeren und emotionaleren Stimmwiedergabe mit einem tollen Fokus.
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