Doch zurück zum REF10 NANO. Was die Terminierung betrifft sind wir auf der sicheren Seite. Er hat auf der Rückseite vier Ausgänge: zweimal 50 Ohm und zweimal 75 Ohm. Zur richtigen Terminierung gehören übrigens auch das passende Kabel und die richtigen Stecker. Bei einer Taktrate von 10 Megahertz ist die saubere Terminierung über den gesamten Signalweg eminent wichtig – ich kann das gar nicht genug betonen! Fehlanpassungen können hier die Signalqualität derart ruinieren, dass Sie auch gleich ganz auf eine Master-Clock verzichten können. Ich habe testhalber einmal zwischen 50 und 75 Ohm gewechselt und der Unterschied ist deutlich hörbar. Man verliert an Schärfe und Präzision. An den Ausgängen des REF10 NANO wird im Gegensatz zu den sonst eher üblichen Sinus-förmigen Signalen der meisten anderen am Markt erhältlichen Taktgeneratoren ein Rechtecksignal mit extrem hoher Flankensteilheit ausgegeben. Die steile Flanke des Rechteck-Taktsignals soll zu einer deutlich schnelleren und stabileren Synchronisation der verbundenen Geräte führen, was wiederum eine geringere Jitter-Induktion in der Empfängerschaltung nach sich ziehen soll. Nach Meinung von MUTEC ist dieser Umstand maßgeblich verantwortlich für die Klangverbesserung durch den REF10 NANO. Das Herzstück einer jeden Master-Clock ist natürlich der verwendete Oszillator. Hier interessiert uns in erster Linie die Frequenzstabilität des erzeugten Signals. Man unterscheidet dabei zwischen der Langzeit- und der Kurzzeitstabilität. Die Langzeitstabilität bezieht sich auf den Betrag, um welchen die absolute Taktfrequenz über einen längeren Zeitraum, wie Tage, Wochen oder Monate, driftet. Bei MUTEC ist man der Meinung, dass für die Klangqualität von digitalem Audio-Material die Kurzzeitstabilität, also die Genauigkeit in dem extrem kurzen Zeitintervalls zwischen den Samples, der entscheidende Faktor ist. Änderungen in der Kurzzeitstabilität werden messtechnisch mit Phasenrauschen und Jitter beschrieben. Die Kurzzeitstabilität eines Oszillators hängt erheblich von der Umgebungstemperatur ab. In allen REF10 Varianten setzt MUTEC deshalb OCXO-Oszillatoren ein, übrigens aus deutscher Fertigung. OCXO steht für „Oven Controlled Crystal Oscillator“. Dabei befinden sich der Quarzkristall sowie alle anderen Bauelemente des Oszillators in einer beheizten Kammer, die immer auf der konstant gleichen Temperatur gehalten wird, auch wenn sich die Temperatur außerhalb ändert. Die Temperatur in der Kammer wird individuell auf die Turn-over-Temperatur des verwendeten Quarz-Materials eingestellt, also auf die Temperatur, wo der Quarz die geringsten Frequenz-Änderungen aufweist und damit die höchste Frequenz-Stabilität liefert.
Im REF10 NANO kommt der gleiche Oszillator-Baustein zum Einsatz wie bei den großen Geschwistern. Der Unterschied liegt im Selektionsgrad. Mit Hilfe hochspezialisierter und kostenintensiver Messtechnik werden für die höchste Qualitätsstufe, den REF10 SE120, Einzelexemplare des Oszillators aus größeren Produktionsmengen selektiert, die extrem niedrige Phasenrauschwerte von mindestens -120 dBc gemessen bei 1-Hertz-Abstand von der Trägerfrequenz von 10 Megahertz aufweisen. Der REF10 kommt in diesem zentralen messtechnischen Aspekt auf Werte von mindestens -116dBc, während sich der REF10 NANO mit Werten besser als -112dBc begnügen muss. Klingt erst einmal nach deutlich schlechter. Doch wie mir Herr Peters berichtete, liegen bisher in der Praxis die Messwerte vieler REF10 NANO eher näher am REF10 als beim garantierten, niedrigeren Mindestwert. Extrem gering rauschende Taktverteiler- und Verstärkungsschaltungen sollen gewährleisten, dass das Referenzsignal des OCXO auch wirklich nahezu verlustfrei an den vier Ausgängen des REF10 NANO bereitsteht. Um Einstreuungen von Brumm durch Masseschleifen zu vermeiden, sind beim REF10 NANO alle Ausgangsstufen galvanisch isoliert. Der REF10 Nano verwendet praktisch die gleichen raffinierten Schaltungen wie seine großen Geschwister. Genauso wichtig wie die Qualität des Oszillators ist die Qualität der Stromversorgung für die Signalverarbeitung. Hier muss der REF10 NANO ohne den Ringkerntrafo und die großzügigen Siebkapazitäten der großen Geschwister auskommen und sich stattdessen in der ersten Stufe mit einem Schaltnetzteil-Modul von der Stange zufrieden geben. Doch was danach kommt, hat es in sich und unterscheidet sich kaum vom REF10. Wir finden extrem rauscharme, mehrfach kaskadierte Spannungsregler der neuesten Generation, die bis in den Sub-Hertz-Bereich optimiert sein sollen. Der hoch empfindliche OCXO-Oszillator erhält seine Versorgungsspannung isoliert vom Rest der Schaltung, um gegenseitige Störbeeinflussungen zu verhindern, und jeder der vier Ausgänge besitzt darüber hinaus seine eigene Spannungsregelung. Die gesamte Elektronik ist sauber auf einer großen Platine aufgebaut und in einem schlichten Stahlgehäuse untergebracht. An dieser Stelle hat das Stahlgehäuse im Vergleich zu den oft verwendeten Aluminium-Gehäusen den Vorteil, dass die Abschirmung gegenüber äußeren, hochfrequenten Störeinflüssen erheblich besser ist.
Die Bedienung des REF 10 NANO ist einfach. Das Gerät wird mit dem Netzschalter auf der Rückseite ein- und ausgeschaltet. Nach dem Einschalten leuchtet die rote LED links außen. Zusätzlich blinkt eine blaue LED solange, bis die Heizung den Oszillator auf seine Arbeitstemperatur erwärmt hat; danach leuchtet sie dauerhaft. Auch wenn der Aufheizvorgang nach etwa einer Minute abgeschlossen ist, empfiehlt MUTEC, dem REF10 NANO etwa 20 bis 30 Minuten Vorlauf vor dem Musikhören zu gönnen, damit der gesamte Oszillator vollständig durchgewärmt und die höchste Frequenzstabilität erreicht ist. Mit dem Drehschalter auf der Frontseite werden die Ausgänge ausgewählt und durch Drücken ein- oder ausgeschaltet. Vier weiße LEDs signalisieren, welche Ausgänge aktiv sind. Auf der Rückseite finden wir neben den vier Ausgängen noch einen mit „DC“ bezeichneten Eingang für den Anschluss eines externen Netzteils mit 15 Volt/1 Ampere. Wenn ein externes Netzteil angeschlossen wird, muss der REF10 NANO mit dem Netzschalter vom Stromnetz getrennt oder noch besser gleich das Netzkabel abgezogen werden. Zwei LEDs auf der Frontseite visualisieren, welche Art der Spannungsversorgung gerade aktiv ist. Leider hat MUTEC an dieser Stelle eine Buchse verbaut, ich tippe mal auf Lumberg, die mit den üblichen Hohlsteckern nicht kompatibel ist. MUTEC legt zwar einen passenden Stecker bei, aber es dürfte nicht jedermanns Sache sein, sich ein passendes Kabel zu löten. Ich habe mich auf die Schnelle mit einem Adapter beholfen. Für den Hörtest sind meine beiden kaskadierten MUTEC-3+ USB die „natürlichen“ Spielpartner für den REF 10 NANO. Von meinem PS Audio DirectStream DAC geht es per SPDIF zu den MUTECs und von dort via USB zur Diretta Lucia Piccolo Bridge, welche die Musikdaten via Ethernet von meinem Windows-Server mit JPLAY bezieht. Die zwei nicht benötigten 50 Ohm Taktausgänge - die MUTECs arbeiten ja mit 75 Ohm Terminierung - sind mit dem Drehschalter auf der Frontseite abgeschaltet, um unnötige Störausstrahlungen soweit wie möglich zu reduzieren. Bei meinen beiden MUTEC MC-3+ USB ist die Betriebsart „extern referenzierter Re-Clocking-Mode“ eingestellt. Unter „Mode“ leuchten deshalb die beiden grünen LEDs „EXTERN“ und „RE-CLK“ und unter „Status“ die beiden oberen blauen LEDs „MAIN REF“ und „RE_CLK REF“. Der REF10 NANO hinterlässt in meiner Kette in den Kategorien Räumlichkeit, musikalischer Fluss und Transparenz einen klaren, ohne große Schwierigkeiten hörbaren, „Fußabdruck“. Als Erstes höre ich, wie sich mit dem REF10 NANO der räumliche Eindruck verbessert. Im „Intermezzo from Goyescas“ von Enrique Granados mit dem New Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Rafael Frübeck des Burgos (Decca Legacy Volume One - FIM UHD) erklingen die Bläser jetzt nicht mehr so diffus und übergroß, alles erdrückend aus der Tiefe des Raums heraus, sondern sind hinsichtlich ihrer Größe und Platzierung im Orchester besser umrissen, was der Räumlichkeit der Aufnahme Klarheit und Prägnanz verleiht. In der „Simple Symphony, op 4 - Boisterous Bourree“ von Benjamin Britten mit den TrondheimSolistene (The Nordic Sound - 2L audiophile reference recordings – 24/352) wird der minimale Nachhall des Aufnahmeorts, einer Kirche, nun noch besser herausgearbeitet, wodurch der räumliche Ausdruck unverkennbar an Tiefe gewinnt. Hinzu kommt deutlich mehr Luftigkeit, von der die feinen Details dieser Aufnahme wie das filigrane Pizzicato der einzelnen Streichergruppen besonders profitieren und die uns an der besonderen Atmosphäre dieser Aufnahme einfach noch intensiver teilhaben lässt.