Streamen oder nicht streamen, ist das hier die Frage? Eigentlich nicht so richtig, denn mit dem PrimeCore A7 hat niemand eine Ausrede mehr, nicht zu streamen. Bei der Beschäftigung mit diesem spannenden Audio-Server für Roon von Wolfgang Saul ging es um viel mehr als das: Ich habe mein Audionetzwerk neu kennengelernt.
Der als Audiosaul bekannte Händler Wolfgang Saul hat sich der möglichst perfekten digitalen Musikwiedergabe verschrieben und möchte diese so zugänglich und damit fair bepreist machen wie möglich. Für diese Sache setzt er sich mit Herzblut und Verstand ein. Angefangen hat alles 2014, als Streaming ganz allmählich begonnen hat, Fahrt aufzunehmen. Obwohl Wolfgang die analoge Wiedergabe liebt, war er von den sich eröffnenden Möglichkeiten und besonders von Roon beeindruckt. Trotzdem dauerte es bis 2019, bevor Wolfgang sich intensiv mit Hardware für das dedizierte Roon-Betriebssystem ROCK beschäftigte und nicht nur passende, sondern auch gut klingende Komponenten wählte. Bei der Suche nach einem geeigneten lüfterlosen Gehäuse stieß er dann auf Prime Computer aus der Schweiz, die sich ebenfalls bereits mit der Selektion von Hardware beschäftigt hatten. So war eine ideale Hardwarebasis für Roon ROCK gefunden. Als Prime Computer im Jahr 2022 in finanzielle Schwierigkeiten geriet, sah Wolfgang die Notwendigkeit, für die Audiogemeinde weiterhin eine möglichst optimale und preiswerte Hardwarelösung anzubieten. So wurde der PrimeCore Audio unter Regie von Wolfgang Saul geboren.
Der PrimeCore Audio ist für den Betrieb von Roon ROCK vorgesehen. Das Betriebssystem ROCK ist zwar seit jeher kostenlos downloadbar, für den Betrieb von Roon ist jedoch eine Lizenz notwendig. Sie kann entweder monatsweise für 15 Dollar, jährlich für 150 Dollar oder als lebenslange Lizenz für 830 Dollar direkt von Roon erworben werden. Für alle, die mit dieser Software nichts zu tun haben möchten, ist dieses Gerät nichts. Alle, die bereits um die Vorzüge von Roon wissen, werden sicherlich mit Neugierde weiterlesen, und alle, die erfahren möchten, was sie denn jetzt eigentlich genau bei Roon verpassen, lade ich ebenfalls zum Weiterlesen ein.
Zwar gibt es inzwischen wahrscheinlich kaum noch jemanden, der noch nichts von Roon gehört hat, aber ich möchte trotzdem kurz erläutern, was Roon ist, was es kann und warum es für mich inzwischen zum Optimum geworden ist. Grundlegend ist Roon eine Schnittstelle zu unseren Audiobibliotheken. Dabei wird Musik von unseren Musikservern, Festplatten und den Streamingdiensten Qobuz und TIDAL in einer grafischen Bedienoberfläche zusammengefasst, die es in sich hat. Das Design hat mich leider nie wirklich angezogen und deshalb dafür gesorgt, dass ich Roon lange Zeit vernachlässigt habe – ein Fehler. Inzwischen schätze ich Roon für die fantastische Integration von Hintergrundinfos über Künstler, Album-Credits, -reviews und deren Verknüpfungen untereinander. An das Design habe ich mich gewöhnt, denn funktional ist es allemal. Oft fange ich an, eine CD aus meiner digitalisierten Musiksammlung zu hören und entdecke dabei beispielsweise das tolle Nebenprojekt des mitwirkenden Schlagzeugers aus einem vollkommen anderen Genre auf Qobuz, lande dann aber wiederum bei einem experimentellen Duo des Trompeters der letztgehörten Combo und so weiter und so fort. Musik auf diese Weise zu entdecken, macht unheimlich Spaß. Selbst die automatische Wiedergabe nach dem Ende der Wiedergabe-Playlist, die sich natürlich auch abschalten lässt, liefert sehr oft sehr passende und musikalisch spannende Beiträge, die nicht selten in meinen Favoriten landen. Was mir dabei besonders gefällt, ist die respektvolle Behandlung der eigenen Musiksammlung. Man kann beispielsweise einstellen, ob die Albumtitel entsprechend der Roon-Datenbank betitelt, oder ob in jedem Falle, die selbst hinterlegten Metadaten ausgelesen werden sollen. Ich habe beispielsweise die Angewohnheit, meine Alben in folgendem Format abzulegen: [Erscheinungsjahr] Albumtitel. Ich habe beides gerne auf einen Blick vor mir. Nicht nur bügelt Roon nicht nach eigenem Willen über meine Metadaten und ändert diese, sondern lässt mir wie erwähnt die Freiheit, diese auch angezeigt zu bekommen. Darüber hinaus kann beispielsweise eingestellt werden, welches Format bevorzugt werden soll, wenn ein Album in mehreren Formaten vorhanden ist. Sie merken: Inzwischen bin ich sehr glücklich mit Roon. Das mit Abstand wichtigste Argument für Roon ist für mich die Möglichkeit, eine DSP-Entzerrung meiner Lautsprecher über Konvolution respektive Faltung, also vereinfacht ausgedrückt dem mathematischen Hinzufügen meiner Korrekturdatei zum Audiomaterial, in der Quelle umzusetzen. Dabei fällt mit Abstand der geringste Qualitätsverlust an. Weder muss ich zwei zusätzliche Wandlungen (DA-AD) vornehmen, um einen DSP in meine Kette einzuschleifen, noch muss ich mich mit einem elektrisch mittelmäßigen Analog-Equalizer zufriedengeben. Roon rechnet intern mit 64-Bit-Fließkomma. Von dieser Genauigkeit konnten wir bis vor wenigen Jahren nur träumen. Ich bilde mir sogar ein, dass der Faltung ein vorgeschaltetes Upsampling zuträglich ist, obwohl ich sonst ein Fan von nativer Formatbehandlung bin. Diese Idee kam mir bei der Beschäftigung mit dem PrimeCore Audio und ich habe sie noch nicht abschließend bewertet, aber sie zeigt, was mit Roon alles möglich ist.