Die Frontplatte des TL-6.5 wird von einem großen Knopf ganz rechts dominiert, der Lautstärke, Balance und Eingangspegel-Offset steuert. Lautstärkepegel und Quellenauswahl werden über Reed-Relais in Instrumentenqualität verwaltet. Nach dem Betätigen des Netzschalters und der 135-sekündige Einschaltsequenz zeigt das blaue LED-Display „00“ an, was eine minimale Verstärkung bedeutet. Drei der acht Eingänge sind können wahlweise mit symmetrischen oder unsymmetrischen Quellen verbunden werden. Wenn eine der drei Eingangswahltasten gedrückt wird, leuchtet die entsprechende LED entweder blau für den symmetrischer Eingang oder grün, wenn er unsymmetrisch konfiguriert ist. Die Umschaltung geschieht ganz einfach durch ein etwa dreisekündiges Festhalten der Taste. Die übrigen fünf Eingänge sind mit Cinch-Buchsen ausgeführt. Es gibt einen symmetrischen und zwei unsymmetrische Ausgänge sowie zwei gepufferte Tape-Ausgänge mit Monitorfunktion.
In der Bedienungsanleitung gibt einen Passus der mich zum Schmunzeln brachte und gleichzeitig ein Hinweis auf die Anwenderfreundlichkeit sämtlicher VTL-Produkte ist. „Schnellstart: Als stolzer Besitzer dieses neuen VTL TL 6.5 II Signature Vorverstärkers sind Sie in diesem Moment wahrscheinlich darauf gespannt den neuen Vorverstärker an ihr System anzuschließen und zu hören, wie er klingt. Dieser Abschnitt ist eine Kurzanleitung zur Einrichtung, die Ihnen den Einstieg in kürzester Zeit ermöglichen soll. Sobald der Vorverstärker in Ihrem System installiert und betriebsbereit ist, lesen Sie bitte den Rest dieser Anleitung, während Sie sich entspannen und Ihre Lieblingsmusik hören.“ Tja, etwas weiter in der Anleitung steht leider auch, dass man dem Vorverstärker 100 Stunden Einspielzeit gönnen soll, bis sich keine Klangveränderungen mehr ergeben. Gut, ich habe ein FM-Signal eingespeist. während die Endstufen nicht eingeschaltet waren. So lief der Vorverstärker täglich nahezu 24 Stunden lang und die Einspielzeit war dann doch recht schnell erreicht.
Beim Hörtest wurde deutlich, was sich bereits während der Einspielphase beim gelegentlichen Reinhören andeutete: Der Sound ist satt, in sich ruhend und lässt nichts, absolut nichts vermissen. Man schwebt auf Wolke sieben und möchte nichts anderes mehr, als der Musik lauschen. Die Signale lieferte entweder der Mytek Manhattan II DAC oder den Phonovorverstärker Roksan Artaxerxes X, an dem wiederum mein Konstant angeschlossen ist. Passend zu der Vorstufe VTL TL 6.5 Serie II gibt es übrigens von VTL auch die Phonovorstufe TP 6.5 Serie.. Aber zurück zum Hörtest der Line Vorstufe: Seine offenen Höhen und oberen Mitteltöne – ausgedehnt, mühelos, schnell und sanft – ermöglichten es dem TL 6.5, eines der transparentesten, körnungsfreiesten Bilder zu entwickeln, die ich je bei mir Zuhause gehört habe. Das Vibraphon von „Limehouse Blues“ von der LP Jazz at the Pawnshop klang mit dem TL-6.5 klarer und transparenter als mit meinem VTL TL 2.5 Vorverstärker. Mit diesen faszinierend transparenten Höhen war eine enorme, weit ausladende Klangbühne des TL-6.5 verbunden. Der weite Halbkreis der Stimmen auf „Against the Dying of the Light“ vom gleichnamigen Album des männlichen Vokalensembles Cantus wurde brillant dargestellt. Die die Mitteltonwiedergabe es TL-6.5 zeichnete sich – wie auch die der Höhen – durch Klarheit, Offenheit und die Fähigkeit aus, instrumentale und gesangliche Klangfarben überzeugend darzustellen. Die Streicherklänge im dritten Satz von Haydns Streichquartett in d-Dur op. 76 Nr. 2 „The Quinten“ aufgeführt vom Lindsay String Quartet, Live At The Wigmore Hall faszinierten mich vom ersten Ton an: Dieser Satz enthält einen Kanon mit zwei Violinen, die in Oktaven zusammenspielen, drei Takte später folgen Bratsche und Cello. Der TL 6.5 vermittelte die unterschiedlichen Rhythmen sowie die Resonanzen der Bratsche und die Farben von Holz und Bogen. Der Ton der Geigensaiten wirkte ungewöhnlich süß.
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