Bereits vor knapp zwei Dekaden erblickte die Mk-I-Version der EternalArts OTL Stereoendstufe das Licht der Welt. Dr. Burkhardt Schwäbe betreibt behutsame Modellpflege seines speziellen Röhrenendverstärkers, der ohne Ausgangsübertrager daherkommt. Für uns ein guter Grund für einen Test des jüngst überarbeiteten Mk-III-Modells.
Wer sich näher mit Röhrenverstärkern auseinandersetzt, weiß, dass die Ausgangsübertrager ein notwendiges Übel sind. Sozusagen die Achillesferse. Röhren arbeiten konstruktionsbedingt mit hohen Betriebsspannungen und wollen am Ausgang prinzipiell gerne hochohmige Lasten sehen, was aber nicht besonders gut zu typischerweise niederohmigen Lautsprechern passt. Also kommt zur Impedanzanpassung ein Übertrager ins Spiel. Vereinfacht ausgedrückt passiert das Folgende: Eine um einen Eisenkern gewickelte Kupferspule (Primärwicklung) induziert bei anliegender Wechselspannung einen magnetischen Fluss, der wiederum in die galvanisch getrennte Sekundärwicklung eine Spannung induziert. Je nach Wicklungsverhältnis wird also die Spannung auf das gewünschte Niveau transformiert. Wer es etwas genauer wissen will, der studiere bitte die Maxwellschen Theorien sowie unzählige Bücher mit wissenschaftlichen, teilweise mysteriösen bis fragwürdigen Abhandlungen über Ausgangsübertrager in Röhrenverstärkern. In einem halben Jahr sprechen wir uns dann wieder, ich höre in der Zwischenzeit lieber Musik. Fakt ist jedoch: Diese Bauteile entscheiden klanglich über das Wohl und Wehe des Verstärkers, da gehe ich voll mit. Zur banalen Wahrheit gehört auch, dass „nach“ dem Übertrager nichts mehr von dem, was „vorne“ als Signal in ihn hineingesteckt wurde, so bleibt wie es war. Leistungsbandbreite, Verzerrungen, Dynamik, Impulsverhalten, all das leidet. Als Schlagworte seien hier nur Kernsättigung oder Hystereseschleife genannt. Punkt.
Punkt? I wo! Der 1907 in New York als Nachfahre deutscher Einwanderer geborene Julius Futterman entwickelte Anfang der 1950er-Jahre eine Verstärkerschaltung für Röhren, die ohne Übertrager auskam und die er 1953 zum Patent anmeldete, das im Dezember 1956 unter der Nummer 2,773,136 erteilt wurde. Der „Output-Transformerless Amplifier“ (kurz: OTL) war geboren. Vereinfacht dargestellt besteht die Schaltung aus Ausgangsröhren, von denen die eine Gruppe als Kathodenfolger und die andere Gruppe als reguläre Kathode ausgelegt ist, ähnlich der heute bekannten und weit verbreiteten klassischen SEPP-Konfiguration („Single Ended Push-Pull“). Solche Kathodenfolger-Stufen sind ideal, um die Ausgangsimpedanz einer Röhre zu reduzieren, in Push-Pull-Anordnung verdoppelt sich die Ausgangsimpedanz jedoch wieder. In der Futterman-Schaltung hingegen werden die Kathoden der einen Gruppe mit den Anoden der anderen Gruppe verbunden. Nach dem Phasensplit bekommt die eine Röhrengruppe den positiven Phasenanteil, die andere den negativen Phasenanteil des Signals. Leider ist die natürliche Impedanz der Kathode im „Push“ niedriger als im „Pull“, also wird der Kathodenwiderstand der Eingangsröhre, deren Gittervorspannung sich selbst regelt, auf den Lautsprecherausgang gelegt. Diese zum Signal unsymmetrische Ansteuerung stellt eine hohe Gegenkopplung dar, die beiden Signalhälften werden wieder zusammengeführt und gleichzeitig entsteht ein Signal mit hohem Strom. Der Coup: So wird der Ausgangsübertrager obsolet. Alles klar? Falls nicht, macht das gar nichts. Denn es gibt mit Dr. Schwäbe einen technisch versierten Kenner, für den Futterman einer der größten Audio-Pioniere unserer Zeit ist und der dessen technische Ideen, quasi dessen Vermächtnis, in moderne Hifi-Geräte transportiert. And here we go: Der hier vorgestellte Röhren-Endverstärker EternalArts OTL Mk III Stereo kommt dank Futterman-Schaltung ohne Ausgangsübertrager daher, liefert 25 Watt Ausgangsleistung an acht Ohm und kostet 6500 Euro.
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