Wenn man nicht mit eigenen Aufnahmen in hoher Auflösung hantiert, können Abtastraten bis 48 Kilohertz also durchaus ausreichen. Dem audiophilen Digitalfreund dürfte es allerdings keine Ruhe lassen, wenn sein Equipment nicht für die bestmögliche Qualität ausgelegt ist. Da geht es mir nicht anders und deshalb habe ich mir vom Vertrieb einen Weiss Minerva ausgeliehen, der über die Firewire-Schnittstelle auch 192 Kilohertz akzeptiert. Eigentlich wollte ich auf den bereits auf der Website angekündigten DAC202 warten. Dessen Auslieferung könnte sich aber bis zur High End verzögern.
Das kann dem Glücklichen, der einen Minerva zur Verfügung hat, jedoch herzlich egal sein. Denn dieser bietet alles, was das Herz begehrt. Und das sind erst einmal zwei Firewire-Ein-/Ausgänge, ein optischer S/PDIF-Eingang sowie je ein elektrischer AES/EBU- und ein S/PDIF-Ein- respektive Ausgang. Damit ist der Minerva nicht nur eine Firewire-tauglicher Wandler, sondern auch ein Firewire-AES/EBU-Interface, das in beide Richtungen funktioniert. So lässt sich beispielsweise eine über Firewire aus dem Computer kommende Datei statt mit dem internen D/A-Wandler des Minerva auch mit einem beliebigen anderen umsetzen, wenn dieser andere Wandler das digitale Signal vom AES/EBU-Ausgang des Weiss bezieht. Selbst die Aufnahme auf den Computer über Firewire ist möglich, wenn an den Digital-Eingang des Weiss ein externer Analog/Digital-Wandler angeschlossen wird. Aber der grandiose Minerva ist ja hier nicht das eigentliche Thema. Deshalb werde ich Ihnen auch nicht mit Klangbeschreibungen den Mund wässrig machen. Mich machen die klanglichen Leistungen des Weiss rundum zufrieden – und dass etwa ein vielfach teurerer dCS oder Wadia bei der Wiedergabe einer CD noch einen Hauch mehr Raumgröße suggeriert, ist sofort vergessen, wenn man beispielsweise die Acousense-Einspielung von Mahlers sechster Symphonie in 24/192 hört: Vor allem in Kombination mit der der Amarra-Software bietet der Minerva hier einen riesigen Aufnahmeraum mit zum Greifen plastischen Musikern. Einfach fantastisch.
Und damit wären wir endlich beim Thema: Auf die Amarra-Software bin ich erstmals einige Wochen vor der letztjährigen High-End bei der Ausstellung der Audio Engineering Society oder kurz AES in München aufmerksam geworden. Dort traf ich am Stand von Minnetonka und Adebar Acoustics Jon Reichbach, den geistigen Vater von Amarra und Kopf von Sonic Studio aus den USA. Er zählt zu den Pionieren der Computer-Audiotechnologie und entwickelt seit mehr als 25 Jahren immer neue Anwendungen im professionellen Bereich rund um das CD-Mastering. Schon in den 80ern produzierte Sonic Solutions, die ehemalige Mutterfirma von Sonic Studio, komplette Computersysteme zur CD-Herstellung. Etwa zwei Drittel aller auf dem Markt befindlichen CDs sollen in irgendeiner Phase ihrer Entstehung mit Sonic Studio in Kontakt gekommen sein. 2002 trennte sich Sonic Studio dann von der Mutter Sonic Solutions, die sich damals in Richtung DVD-Technik entwickelte.
Die ersten Systeme liefen auf einem Sun 1 mit Motorola-Prozessor. Kosten und Komplexität des Sun 1 legten dann aber den Wechsel auf die Apple-Hardware nahe, die damals ebenfalls auf einem Motorola-Prozessor basierte. Mittlerweile konvertierte Jon Reichbach seine gesamte professionelle Software für die Musikbearbeitung und für das CD-Mastering auf eine moderne Apple Plattform, wodurch das Arbeiten mit Sonic Studio-Programmen auch für engagierte Amateure erschwinglich geworden ist.
Inzwischen ist Apple zwar auf eine Intel-Prozessorplattform umgestiegen, doch ist Amarra weiterhin ausschließlich für Mac-Computer erhältlich. Es ist auch nicht geplant, eine Windows-Version auf den Markt zu bringen, was wohl zum einen daran liegt, dass im professionellen Studiobereich fast ausschließlich mit Apple gearbeitet wird. Ausschlaggebend dürfte allerdings sein, dass Apple-Hardware immer als Komplett-System geliefert wird, während in der Windows-Welt alles mit allem kombinierbar ist, was nicht selten zu Kompatibilitätsproblemen führt. Amarra läuft auf jedem modernen Mac, der laut Empfehlung auf der Sonic-Studio-Website mit vier Gigabyte Speicher ausgestattet sein sollte. Wünschenswert wäre auch eine moderne Solid-State-Festplatte, die ohne bewegliche Teile auskommt.
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