Die anderen Presets erachte ich für meine Hörumgebung nicht als sonderlich spannend und beachte sie deshalb nicht weiter. Während des Testzeitraums hat mir Berthold ein neues Standard-Preset in Version 3 zugespielt. Mit diesem Preset kehre ich nochmals zum eingangs genutzten Musikstück von Soen zurück. Die Version 3 des Presets gibt der Stimme tatsächlich mehr Fokus und Präsenz und linearisiert nebenbei den Frequenzverlauf der Lautsprecher in meiner Hörumgebung deutlich. Auch etwas mehr Hochtonglanz ist vorhanden. Generell wirkt die Wiedergabe ausgewogener und natürlicher. Auch die Räumlichkeit der Wiedergabe profitiert. Die SIX spielen mit einer weiten Bühne und einer Direktheit, die auf gesamter Stereobreite dominiert. Das V3 Preset verleiht dem Ganzen noch etwas mehr Definition obendrein. Es ist ein Volltreffer. Jetzt bin auch ich mit dem Standard-Preset glücklich und gespannt, ob die gelungene Linearisierung auch in den anderen Presets Einzug halten wird. Ein Wechsel zu einem anderen Preset ist für mich mit der sehr gelungenen Aktualisierung des Grundpresets kaum noch ein Thema.
Mit dem V3-Preset als Grundlage möchte ich mich abschließend mit der automatischen Einmessung und den manuellen Anpassungsmöglichkeiten beschäftigen. Während die Grundeinrichtung der Lautsprecher einfach und schnell von der Hand geht, ist für diese umfangreicheren Einstellungsmöglichkeiten manchmal etwas Geduld von Nöten, denn manches funktioniert erst beim zweiten Anlauf, spätestens nach einem Neustart der App auf meinem Android-Phone aber wieder nach Plan. Um in den Genuss einer automatischen Einmessung zu kommen, habe ich Jens gebeten, mir das Zen Mikrofon nachzuliefern. Das Mikrofon kommuniziert über WLAN mit der Econik-App. Nach dem Einschalten des Mikrofons und der Auswahl der Auto-EQ-Funktion, erkennt die App das Mikrofon. Jetzt kann ich das Mikrofon direkt in der App mit meinem WLAN verbinden. In meinem Fall war es dabei zielführend, ein 2,4-Gigahertzt-Netzwerk zu nutzen, wie es auch in der Bedienungsanleitung des Mikrofons gefordert wird. Für die automatische Einmessung wird eine Minute lang Rauschen abgespielt. Einige Hersteller, die ebenfalls das WiSA-System nutzen, empfehlen, während des Messzeitraums mit dem Mikrofon den gesamten Raum abzuschreiten. Econik empfiehlt hingegen zunächst eine Messung ausschließlich am Hörplatz. Wird dieser in der Regel von nur einer einzigen Person genutzt, ist eine einzelne Messung genau auf Kopfposition bereits zielführend. Dies deckt sich auch mit meinen eigenen Messerfahrungen. Bei dieser Methode kann die Messprozedur dankenswerterweise schon nach 30 Sekunden beendet werden. Die App berechnet anschließend eine optimale Korrektur. Wenn mit dieser Methode keine zufriedenstellenden Ergebnisse erreicht werden können, oder regelmäßig mehrere Hörer erwartet werden, kann das Mikrofon natürlich auch am Hörplatz hin und herbewegt werden. Das Ergebnis von erstgenannter Methode kann sich in meinem Hörraum wirklich hören lassen, dämmt raumbedingte Überhöhungen ein und erkennt sogar zuverlässig, in welchen Frequenzbereichen etwas Pegel hinzugefügt werden kann. Nutzer, die bereits Erfahrung mit Messsoftware und ein eigenes entsprechend hochwertiges Messmikrofon besitzen, können mit einer eigenen Korrekturkurve noch präzisere Ergebnisse erreichen und sind auf die automatische Messung nicht angewiesen. Für Nutzer, die sich nicht in aller Tiefe mit dem Thema auseinandersetzen möchten, bietet die automatische Einmessung allerdings eine sehr gute Grundlage, um danach auch nach Gehör noch einige kleine geschmackliche Anpassungen vornehmen zu können. Man sollte allerdings nicht vergessen, dass man, ganz egal wie sehr man den Frequenzgang verbiegt, nicht an den zugrundeliegenden akustischen Eigenschaften der Chassis vorbeikommt. Aus den eher gutmütigen Papier-und Gewebemembranen wird nie eine messerscharf abbildende Diamantmembran. Allerdings gelingt es mir beispielsweise durch weitere Linearisierung des Frequenzgangs das Timbre des Lautsprechers in eine deutlich hellere, leichtfüßigere Richtung zu verschieben. Es ist also trotzdem viel Spielraum für eigene Vorlieben vorhanden.
Doch bereits mit der automatischen Einmessung, die ausschließlich den unteren Frequenzbereich, der am stärksten von Raumeinflüssen betroffen ist, bearbeitet, sind deutliche Veränderungen hörbar. In Soens „Deceiver“ beispielsweise lässt die Einmessung die Gitarren weiter nach außen und etwas näher zum Hörer rücken und schafft so mehr Platz in der Stereomitte für die Stimme. Sie wird jetzt weniger vom sonoren Stimmfundament als viel eher von ihrer durchdringenden, klaren, mittigen Komponente getragen. Trotzdem geht der angenehme Schmelz des Tieftöners nicht verloren, ganz im Gegenteil, erst jetzt kommt er so richtig geschmeidig zur Geltung. Allgemein versteht es die Econik SIX, sämtliche Genres mit einer wohligen Komponente und einem guten Pfund Druck zu bereichern. Besonders moderne und elektronische Musik liegt ihr. Aber auch Jazz oder orchestrale Musik wie beispielsweise die Complete Recordings des ersten Herr der Ringe-Teils aus der Feder von Howard Shore machen Spaß. Das Stück „Three Is Company“ zeigt nochmals, dass das V3-Profil keine Wünsche mehr offenlässt. Die eher entfernt wirkende Aufnahme wird von den SIX angemessen wiedergegeben. Ihre Entferntheit wandelt sich zu einer schönen Bühnentiefe. Streicher und Blechbläser heben sich gut voneinander ab. Die automatische Einmessung sorgt hier wiederum für mehr Definition und Trennschärfe und verleiht den Instrumenten mehr Strahlkraft und Natürlichkeit. Trotz des vom Filter entschlacktem Bassbereich fragt man sich beim Schlag der tiefen Trommel unwillkürlich, woher die Econik SIX diese Energie nehmen.