Eigentlich wollte ich beim ersten Stück mit dem Lyra ein wenig mit der Abschlussimpedanz des RP 102 experimentieren. Beim Einstein schließe ich das Olympos mit 85 Ohm ab. Der Vitus bietet in diesem Bereich lediglich 60 und 110 Ohm. Aber es war mir einfach egal, ob die Jon-Lord-Scheiben mit dem höheren Wert vielleicht noch besser klingen könnten. Auch mit dem niedrigen Abschluss machten mich die mitreißende Musik und die Wiedergabekette mit dem Vitus wunschlos glücklich! Da kümmere ich mich lieber mit etwas Klassik um den idealen Abschluss für das Olympos, und zwar mit Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 mit den Duisburger Philharmonikern. Während ich bei 60 Ohm noch darüber nachdenke, ob die High-Res-Aufnahme als File über meine digitale Wiedergabekette nicht doch eine größere Ausdehnung der Bühne suggerierte, überzeugt mich die LP-Version mit einem Abschlusswiderstand von 110 Ohm für das Lyra völlig: Nun scheint das Orchester in einem in Breite und Tiefe deutlich ausgedehnteren Saal zu spielen. Und nicht nur das: Entgegen fast allen bisherigen Erfahrungen sorgt die höhere Last auch für ein noch solideres und ein wenig fülligeres Tieftonfundament. Da sollte ich unbedingt auch noch einmal 130 Ohm ausprobieren. Doch zuerst höre ich natürlich noch einmal die aktuelle Einstellung. Jetzt stimmt wirklich alles, und der Funke springt über: Der Rhythmus ist einfach unwiderstehlich. Daran ändert sich auch nichts, wenn ich die Last für den Tonabnehmer um 20 Ohm erhöhe. Das Lyra spielt daran sogar noch eine Spur lebendiger und weckt die Illusion einer noch größeren Bühne. Allerdings haftet Flöten und hohen Streichern nun eine leichte Kühle an. Egal, ob man sich letztendlich für ein wenig mehr Raum oder einen minimal geschmeidigeren Hochtonbereich entscheidet: Weitere Experimente mit höheren Impedanzen machen beim Olympos gewiss keinen Sinn.
Ich kehre zu 110 Ohm zurück und lege Holsts Die Planeten als Reissue von Stereo Laboratory mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra unter Zubin Metha auf: Bei „Mars“ kann ich nicht unbeteiligt bleiben: Der Rhythmus der pizzicato gespielten Streicher, das Dräuen der tiefen Blechbläser und das dramatische Crescendo gehen einem direkt unter die Haut. Die Tiefenstaffelung der Instrumentengruppen ist gut nachzuvollziehen und auch an Klangfarben herrscht kein Mangel. Aber ich denke, es reicht nicht aus, ohne Bezug von meinem positiven Erfahrungen mit dem Vitus zu berichten. Deswegen verbinde ich das Lyra Olympos nun mit den Eingängen von Einsteins symmetrischem The Turntable's Choice: Die beiden Phonostufen unterscheiden sich klanglich überraschend deutlich – und agieren dennoch beide auf sehr hohem Niveau. Die Einsteins verwöhnen mit ein wenig größeren Abmessungen der imaginären Bühne und einem insgesamt luftigeren Klangbild. Aber sie erreichen nicht die emotionale Intensität der Vitus: Die Streicher entwickeln dank der RP 102 einen geradezu hypnotischen rhythmischen Sog. Bei den Bläsergruppen spielt es nur noch ganz am Rande eine Rolle, in welchem räumlichen Bezug sie zueinander stehen. Viel wichtiger ist die vermeintliche Gefahr, von der ihre Klänge künden. Während die Einsteins sich eher an den Intellekt wenden, weckt der Vitus Emotionen: So intensiv habe ich „Mars“ noch nicht erlebt!
Anders als der Einstein harmoniert der RP 102 auch mit Moving-Magnet-Tonabnehmern. Einen solchen besitze ich zwar nicht, aber das ein oder andere Ortofon SPU und einen SPU-T100-Übertrager. Also muss der Transrotor TRA 9 – 12 Zoll seien Platz auf dem LaGrange für den Ortofon-309-Arm räumen. Mit ihm verschraube ich ein SPU Royal. Da ich weiß, wie viel Spaß die Scheibe mit einem SPU – egal, ob Gold, Meister Siver oder Royal – macht, höre ich wieder mal Milt Buckners Orgel-Trio, die LP Numero 13 aus der Serie „I Giganti Di Jazz“. Die brodelnde Hammond, das einfühlsame Tenorsaxophon-Solo Walter Bishops und die mächtige, fast schon rumpelnde Bass-Drum machen mindestens so viel Spaß wie erwartet. Der Vitus entpuppt sich immer mehr als Genussmittel oder präziser: als Mittel zum Genuss. Da habe ich gerade in Verbindung mit Milt Buckers Gute-Laune-Musik nicht die geringste Lust herauszufinden, ob das Royal am Vitus im MM-Betrieb plus Übertrager oder mit MC-Verstärkung besser klingt.