Die 27 Millimeter große Textilkalotte stammt aus dem dänischen Hause ScanSpeak und gibt die Arbeit bei 2.700 Hertz an den Tiefmitteltöner mit einem Durchmesser von 130 Millimeter weiter. Dieser und der 16-Zentimeter-Konus-Tieftöner sind Peerless-Gewächse und harmonieren in der Zweieinhalbwege-Konstruktion hervorragend miteinander. Jedem der beiden steht jeweils ein Bassreflexkanal zur Verfügung, der auf der Rückseite ins Freie mündet. Auf der Rückseit sticht einem das exquisite Bi-Wiring-Anschlussterminal ins Auge: Die vier vergoldeten Anschlussklemmen ermöglichen neben dem Anschluss von Bananensteckern auch den Einsatz von Kabelschuhen sowie Litze. Bi-Wiring oder auch der Betrieb mit je einen Amp für hohe Frequenzen sowie einem für die Basswiedergabe (Bi-Amping) ist möglich, sobald die mitgelieferten Kabelbrücken entfernt werden. Ein weiterer großer Pluspunkt ist die Hochtonanpassung, die ich schon von meinen Aperions kenne und schätze: Hier kann mit einer Steckbrücke der Höhenanteil um ein Dezibel abgesenkt respektive erhöht werden. Dies erlaubt dem Hörer die individuelle Anpassung an die Raumakustik und das eigene Hörempfinden. Phonar gibt die Einspielzeit für das mit einem Preis von 2.600 Euro erschwingliche Speaker-Pärchen mit 48 Stunden an. Dann will ich mal nicht mehr Zeit vergeuden und meine Lauscher für mehrere und längere Hörsessions in Bereitschaft versetzen. Ich starte ich mit dem letztjährigen Markenbotschafter der High End Alan Parsons. Das zeitlose „Lucifer“ – Willi Bogner setzte es in seinem Film "Fire and Ice" in wunderbarer Weise in Bildsprache um. Schon beim Intro mit drohenden Streichern und Morsecodes lassen die beiden Tower aus Norddeutschland auf eine beindruckende Raumdarstellung schließen. Sobald die typischen End-Siebziger-Synti-Sounds gepaart mit den perkussiven Rhythmus-Elementen einsetzen, erstrahlt eine unglaubliche Soundwand in unserem Wohnzimmer. Selbst bei so einem überladenen Track trägt die Phonar jeden einzeln elektronisch eingespielten Part differenziert vor.
Weiter geht es zu britischen Songwriting und Drum-Genie Phil Collins. Bei seinem wohl ikonischsten Werk „In The Air Tonight“ wartet jeder gespannt bei 3 Minuten 40 auf den Einsatz des Drumfills. Die Toms hallen durch den Raum und eine unglaubliche Bühne baut sich vor mir auf. Sofort spiele ich auf meinen Airdrums mit und erfreue mich an der hervorragenden Ausgewogenheit des norddeutschen Speaker-Pärchens. Im Vergleich zu meinen Lautsprechern von Aperion ist hier ein klarer Vorteil bei der Raumdarstellung und Natürlichkeit zur verzeichnen, was ich aber bei dem fast dreifachen Preis dann doch auch erwarte. Natürlich darf bei meinem Test auch nicht die Neuauflage der beiden Use-Your-Illusion Alben der Hollywoodrocker Guns N‘ Roses nicht fehlen. Nachdem nun „November Rain“ statt mit Synthi-Streichern mit komplettem Orchester neu eingespielt wurde, erwarte ich hier neben protziger Orchestrierung auch die mittengetreue Darstellung des niemals endenden Gitarrensolos. Und tatsächlich: die Phonar Veritas enttäuscht mich nicht. Slashs Les Paul singt direkt in meinen Gehörgang und Axls einzigartige Vocals beeindrucken mit unglaublicher Präsenz. Nachdem ich mir beide Doppelalben mehrere Stunden zu Gemüte geführt habe und dabei das Feature der Hochtonanpassung immer wieder ausprobieren konnte, kann ich bei Gitarren-lastigen Stücken, wie „Locomotive“ oder auch „Pretty Tied Up“ empfehlen, die Steckbrücke auf -1 dB einzustellen. Aufgrund des leicht verminderten Hochton-Pegels erscheinen die Mitten klarer und offener, ohne dass man auf Auflösung und Brillanz verzichten muss.
Weiter geht es mit der Jerry Jeff Williams Nummer „Mr Bojangles“, hervorragend interpretiert von dem britischen Entertainer Robbie Williams. Der Phonar gelingt es, die Swing-Komposition sehr gefühlvoll zu vermitteln, und sobald ich die Augen schließe, befinde ich mich sofort auf der Bühne neben dem ehemaligen Boy-Band-Sänger und erfreue mich an der immensen Intimität, was ich mit einer sehr warmen und harmonischen Mittenwiedergabe in Verbindung bringe. Nun möchte ich doch noch meine Nachbarn mit ins Geschehen ziehen und erhöhe die Lautstärke auf nahezu PA-Level. Bei donnernden Drumbeats und tosenden in Drop-D gestimmten Gitarrenriffs begeistern Limp Bizkit nicht nur mich, sondern auch das ganze Haus. Schon bei den ersten Takten von „Break Stuff“ ist Wes Borlands wohl akzentuiertes Gitarrenspiel klar zu vernehmen. Selbst die Turntable-Scratches von DJ Lethal stechen eindeutig heraus und treiben den New-Metal-Song nach vorn. Auch bei erhöhten Lautstärkepegel behalten die norddeutschen Speaker ihren ausgezeichneten differenzierten Bass- und Grundtonbereich und wirken ohne zu matschen extrem trocken