Zuerst arbeiteten beide meiner Lyravox-Gäste an der Feinjustage nach der Linearisierung gemeinsam, was ungefähr so ablief: Dr. G.v.L.: „Nimm mal bitte bei 750 Hertz zwei Dezibel zurück“ J.R.W.: „Ja, aber vielleicht etwas flacher und leicht breitbandiger“. So in etwa ging das hin und her, über das gesamte Frequenzspektrum bis Jens.R. Wietschorke uns verließ, weil er noch einem Kunden in Hannover einen Besuch versprochen hatte. Ich nahm nun seinen Hörplatz ein und wir lauschten dem ersten klassischen Stück. Und einem Zweiten. Ich beschrieb Dr. Götz von Laffert, was mir noch nicht so richtig gefiel. Kein Problem für ihn, der jetzt das Notebook von Jens Wietschorke vor sich hatte und zielführend mit zwei, drei leichten Veränderungen meinen Wünschen entsprach. Respekt! Wie gesagt, hier ist Wissen und Erfahrung wertvolle und unabdingbare Voraussetzung, um derart effektiv im Dienste der Musikalität einzugreifen. Mithilfe der Fernbedienung konnte ich durch Umschalten die lineare Raumeinmessung und die Experten-Abstimmung vergleichen. Der Unterschied ist nicht riesig, wenn man nur schnell hin- und herschaltet. Aber er ist hörbar und entscheidend und bringt das gewisse Etwas. Ich war geradezu erschreckt bei dem Gedanken, was man üblicherweise an Klangqualität verschenkt, wenn man so ein Potential nicht nutzt – und das ist ja leider meist der Fall. Ist es da nicht konsequent und erlaubt, zu fragen, ob es beim Kauf eines Lyravox-Lautsprechers nicht in erster Linie um diese beeindruckende Dienstleistung geht? Für dieses Einmessen und Optimieren auf Raum und Höranspruch verlangt Lyravox 1000 Euro, für den Karlos selber 12.800 Euro. Hinsichtlich des aus der Feinabstimmung nach Gehör resultierenden musikalischen Mehrwerts dürften sich nach meinem Eindruck diese Preise tendenziell auch anders gewichten.
Für den Betrieb wird ein Karlos – in diesem Fall war es die linke Box – per S/PDIF-Leitung mit dem digitalen Ausgang des Musikplayers verbunden. Das mitgelieferte Kabel verbindet diesen als Master fungierenden Karlos mit dem rechten, der im Slave-Modus auf diese Weise sowohl das digitale Musiksignal als auch die Steuerungs-Informationen erhält. Beide Lautsprecher beinhalten komplett die gleiche Technik, also auch DSP und Endstufen. Man könnte die Master/Slave-Zuordnung ebenso andersherum machen. Bei analoger Ansteuerung werden beide Lautsprecher in klassischer Weise links wie rechts direkt angesteuert. Als Tonquelle diente mein Wadia CD-Transport. Alternativ spielte der im anderen Hörraum stehende Antipodes Oladra als reiner Roon-Server, der per WLan mit einem brandneuen Lyravox Custom Streamer verbunden war. Letzterer ist ein nach Kundenanforderung in Hard- und Software konfigurierbarer Universal-Streamer mit ausschließlich digitalen Ausgängen, in diesem Fall konfiguriert als Roon Endpoint. Diese Version hat ein doppeltes Linearnetzteil für Prozessor und Audiosektion, beide mit Supercap-Pufferbank und ein internes Subchassis aus Bronze für die Elektronik.
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