tests/23-02-08_lyravox
 

Lyravox Karlos

08.02.2023 // Wolfgang Kemper

Das serienmäßig weiße Gehäuse aus schwerem MDF ist nur 18,5 Zentimeter tief. Die Tiefe über alles von 35 Zentimetern ergibt sich aus der Neigung durch den fest verschraubten Standfuß. Dank der geringen Tiefe braucht der Karlos nur wenige innere Versteifungen, um einen stabilen und ruhigen Korpus zu haben, wie Chefentwickler Jens R. Wietschorke und sein Partner Dr. Götz von Laffert erläutern. Zur Optimierung wurde das MDF-Gehäuse an bestimmten Stellen doppeltschichtig verarbeitet. Wer jemals Lyravox Lautsprecher gesehen hat, weiß, dass ein nach oben abstrahlender Hochtöner zum Konzept gehört. Er ist dank der Schallentfaltung gegen die Raumdecke und deren diffusen Reflektionen verantwortlich für eine räumliche Darstellung, die das Klangbild gänzlich von der recht breiten Gehäusefront löst und Karlos in der Darstellung der musikalischen Bühne in seiner Ortbarkeit verschwinden lässt. Im Karlos erfüllt ein mittig oben im Gehäuse montierter AMT L50 diese Aufgabe. Wie positiv seine Wirkung ist, kann man leicht herausfinden, indem man die beiden AMTs mit einer aufgelegten CD-Hülle oder ähnlichem an ihrer Aufgabe hindert. Der Unterschied hinsichtlich räumlicher Tiefe, Losgelöstheit und auch der Größenzeichnung dürfte auch für gänzlich ungeübte Ohren nicht zu überhören sein.

Auch das Schutzgitter vor dem Basschassis trägt das Firmenlogo, bestehend aus einem J für Jens und einem G für Götz
Auch das Schutzgitter vor dem Basschassis trägt das Firmenlogo, bestehend aus einem J für Jens und einem G für Götz

Nun mag man denken, dass die breite Gehäusefront nachteilig auf das Abstrahlverhalten wirkt. Denn allgemein sind schmale Gehäusefronten angesagt und dies auch aus gutem Grund. Denn sie bieten dem Schall weniger Reflektionsfläche. Einmal abgesehen von der mehr als kompensierenden Wirkung des Ambience-Hochtöners, hat die Breite des Korpus auch positive Auswirkung. Dr. Götz von Laffert schilderte mir, dass bei entsprechender Auswahl geeigneter Chassis das Schallerlebnis direkter und lebendiger würde. So sei denn auch der Accouton Keramik-Hochtöner mit seinem Neodym-Antrieb wegen seines Waveguide-Hornvorsatzes hier genau richtig. Das Tiefmittelton-Spektrum bedient ein ScanSpeak-26W-Zehn-Zöller mit Aluminium-Membran. Besonders dieses Chassis profitiert von der vergleichsweise ausladenden Front, denn es besitzt die Eigenschaft, sehr schnell, beinahe ansatzlos anzusprechen und sei somit für die im positiven Sinne anspringende Dynamik des Karlos mitverantwortlich. Das ScanSpeak-Serien-Chassis erfährt bei Lyravox ein Feintuning hinsichtlich seines Resonanzverhaltens. Die Membran ist mit wenigen an relevanten Stellen aufgeklebten Pads beruhigt. Der Accouton-Hochtöner agiere wegen seines Waveguides aber auch deshalb mit dem Tiefmitteltöner sehr harmonisch, weil er nach Lyravox-Spezifikationen bei Accouton gefertigt wird. Hier handelt es sich also nicht um ein Standard-Chassis. Er wird ohne Waveguide auch in einem höherpreisigen Lyravox-Modell eingesetzt. Dazu kommt die aktive DSP-Weiche, die es ermöglicht, eine exakte Feinabstimmung der Anpassung vorzunehmen, was passiv gar nicht oder nur mit mehr oder weniger leistungsbremsenden Bauteilen möglich ist. Verstärkerleistung ist hinreichend vorhanden, um die zwei frontalen Chassis anzutreiben und auch große Pegel zu realisieren. Eine Class-D Endstufe vom Typ Hypex NCore® der vierten Generation mit 400 Watt treibt den ScanSpeak an. Eine 100-Watt-Class-D gleichen Typs bedient den Keramikhochtöner. Hieran ist der AMT Diffus-Hochtöner passiv angekoppelt. Er arbeitet ab 5000 Hertz praktisch als Superhochtöner. Der DSP ist mit Wandlerchips von AKM bestückt. Bei Lyravox hat man es geschafft, den langen Lieferengpass, der durch den Brand der Produktionsstätte von Asahi Kasei entstanden war, zu überbrücken, so dass man nicht, wie viele andere Hersteller, auf andere Wandlerchips umstellen musste.

Der Ständer aus Holz ist fest verschraubt und neigt Karlos nach hinten. Unten ist die Elektronik eingebaut
Der Ständer aus Holz ist fest verschraubt und neigt Karlos nach hinten. Unten ist die Elektronik eingebaut

Der digitale Signalprozessor erfüllt drei Aufgaben: Erst einmal fungiert er als digitale Frequenzweiche. Dabei trennt er die Frequenzbereiche nicht nur präziser als eine passive Weiche, sondern tut dies mit einer Phasenreinheit, die analog nicht machbar ist. Dr. Götz von Laffert ist selbst begeisterter Vinyl-Hörer- Für ihn steht die für den Einsatz eines DSPs nötige Analog/Digital-Wandlung analoger Signale nicht im Widerspruch zu seine Vinyl-Begeisterung – im Gegenteil, er sieht sie als ideale Ergänzung. Auch der französische Vertrieb, so erfuhr ich, verkaufe neben Lyravox ausschließlich analoge Audio-Komponenten.
Die zweite Aufgabe des DSP ist die Linearisierung des Wiedergabefrequenzganges und die Optimierung der Phase im Raum durch das Einmessen mithilfe eines externen Mikrofons. Dieses wird stets von einem Lyravox-Experten durchgeführt. Das gilt übrigens auch für den Export: Die Vertriebe im Ausland besitzen diesbezüglich umfassende Kenntnisse. Und dann kommt der dritte Aspekt: die klangliche Feinabstimmung durch den Experten vor Ort nach Gehör. Die ist meiner Erfahrung nach das Entscheidende. Darüber wird noch mehr zu sagen sein, weil es musikalisch so bedeutsam ist.


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