Bei Florence + the Machines „King“ vom aktuellen Album Dance Fever wird unmissverständlich klar, dass der kleine 5-Zoll-Treiber nicht umsonst das Aushängeschild der Marke ist. Florence Stimme wird mit angenehmer, zu keinem Zeitpunkt übertriebener oder künstlicher Wärme perfekt ausgewogen wiedergegeben. Im Bereich der oberen Mitten, wenn schon längst der Hochtöner mitspielt, bleibt die Stimme präsent, detailreich und durchhörbar, ohne unnatürlich hoch aufgelöst zu wirken. Sibilanten werden der Aufnahme entsprechend ungeschönt reproduziert. Genau diese Ausgewogenheit sorgt dafür, dass die Stimme plastischer, glaubwürdiger, einfach organischer wirkt. Die Abbildung von Details, auch sämtlicher anderer Instrumente, insbesondere in der Stereoebene, also die Lokalisationsschärfe in horizontaler Ausdehnung, ist insgesamt vorzüglich. Es entsteht ein Spannungsfeld, dem eine gewisse Paradoxie innewohnt: Durch die eher kompakte Tiefenstaffelung wirken alle Instrumente auf der Stereoachse gleichberechtigt. Dennoch entfalten Stimmen durch die makellose Mittenwiedergabe eine besondere Anziehungskraft. Ich habe durchgängig das Gefühl von Unmittelbarkeit, Leichtigkeit und Reinheit. Jedes Stimmdetail ist hörbar, aber nie wird mir etwas aufgedrängt. Besonders in den mehrstimmigen Passagen des Songs erfreue ich mich in mich hinein lächelnd an der stimmlichen Anmut von Florence Welch. Dabei bin ich nicht mal ein großer Fan. Genau genommen ist dies einer der wenigen Songs von Florence + the Machine, der mich so richtig anspricht. Nicht nur bei dieser Band fühle ich mich immer wieder vom scheinbar anwesenden Vokalisten aufgefordert mitzusingen. Fast so, als wären wir schon ein Leben lang gute Freunde und ich wäre mal eben schnell im Proberaum vorbeigekommen, um zu sehen, was die Band so anstellt und um gemeinsam ein Getränk zu genießen.
In der zweiten Hälfte des Songs wird die Instrumentierung dichter, doch der Kompaktlautsprecher behält die Oberhand. Der Hochton darf sich mal richtig ausleben, denn Becken und Streicher zeigen sich durchaus von ihrer aggressiven Seite. Es wird ebenfalls nicht geschönt und wenn sie sollen, dann scheppern die Becken durchaus gepflegt vor sich her – wunderbar. Der Hochton ist kein Kind von Traurigkeit und das trotz üblicherweise eher gutmütiger Seidenkalotte. Trotzdem ist auch nach mehrstündigem Hören keine Spur von nerviger Härte oder Hochtonschärfe feststellbar. So habe ich, wenn es mal lauter wird, nicht das Bedürfnis doch lieber wieder leiser zu drehen. Für mich ist somit auch der Hochton perfekt austariert. Weder zu bissig noch zu weichgespült. Der Bassbereich ist zunächst einmal dadurch auffällig, dass er eher zurückhaltend ausfällt. Der Olympia One Master 35 ist ein Kompaktlautsprecher, der auch Kompaktlautsprecher sein darf. Über diese Entscheidung könnte ich nicht glücklicher sein. Hätte man den 5-Zoll Treiber bei Davis bis zum Letzten ausgequetscht, um eine möglichst tiefe untere Grenzfrequenz zu erreichen, würde er wohl kaum diese Offenheit und Leichtigkeit in der Mittenwiedergabe an den Tag legen. Zusätzlich gerät der Bassbereich durch die eher sachte Bassreflexabstimmung extrem schnell, reich an Attack und beweglich. Der E-Bass des Songs ist dadurch wunderbar deutlich herauszuhören. Keine Ahnung, ob für die Aufnahme wirklich ein Ampeg zum Einsatz kam, aber dies ist die sofortige Assoziation, die der E-Bassklang bei mir auslöst: metallisch, knackig präzise und kernig. Wie die brachiale Eleganz eines Ampeg-Bassverstärkers eben. Klar, vom Druck eines Full Stack E-Basslautsprechers mit insgesamt 8 Treibern ist die kleine Olympia One nicht nur meilenweit entfernt, sondern stellt das krasse Gegenteil dar. Dennoch klingt sie nicht weniger deliziös – auch ohne echten Tiefbassdruck.
Ich muss an das kurze Bass-Solo im Song „Unbreakable“ von einem meiner liebsten progressiven Konzeptalben „Mercy Falls“ der Band Seventh Wonder denken. Stellenweise schrammt das Album zwar hart am Kitsch vorbei, dennoch ist die Story ergreifend, wenn man sich darauf einlässt. Der Umgang mit Melodien und Rhythmik gehört für mich zum Interessantesten, was die Sparte zu bieten hat. Wenn Sie also mal einen Abend nichts vorhaben… Da ich das Album physisch besitze, spiele ich es als Flac-File von meinem Melco Server. Die Produktion ist technisch gut, aber nicht überragend. Der Olympia One lässt dies auch durchscheinen. Der Sound der Bass Drum würde schon aufnahmeseitig etwas mehr sauberes Tiefbassfundament gut vertragen. Auf den Olympia One verstärkt sich dieser Eindruck noch. Zwar beweisen sie insbesondere beim eingangs erwähnten Bass-Solo, dass ein Grundtonfundament hörbar und im Ansatz durchaus auch spürbar vorhanden ist, die mittenlastige Bass Drum abzurunden gelingt ihnen allerdings nicht gänzlich. Es macht sich auch bemerkbar, dass die Dynamikfähigkeit der Lautsprecher endlich ist. Sie halten nicht mit der Selbstverständlichkeit eines Standlautsprechers Schritt und auch einige Mitbewerber ähnlicher Größe agieren autoritärer. Das soll überhaupt nicht heißen, dass sie nicht laut, verzerrungsfrei und mitreißend spielen könnten, nur eben mit flinkem, leichtfüßigen Bassfundament und weniger großspurig als andere Kandidaten. In ihrer Musikalität stehen die Olympia One den technischen Instrumentenfricklern von Seventh Wonder in nichts nach. Spätestens wenn Gitarren und E-Bass unisono schnelle Läufe schmettern und die Lautsprecher dem Klangcharakter beider Instrumente minutiös folgen, fehlt mir rein gar nichts. Die kleinen Treiber agieren wirklich unheimlich schnell. Dabei bleibt selbst im Riff-Dschungel die Stimme von Sänger Tommy Karevik beeindruckend lebensecht. Die Lautsprecher verstehen es, alle Instrumente kommentarlos zu reproduzieren und doch geben sie ihnen eine individuelle Note mit. Frei heraus, scheinbar ohne nachzudenken, wenn man genau hinhört aber eben doch weitaus feinsinniger als zunächst gedacht. Wie ein Produzent, der den Musikern ermutigend „Macht mal einfach!“ zuruft, aber insgeheim schon ganz genau weiß, wo er mit dem Sound des Albums hinmöchte. Wenn er ein guter Produzent ist, wäre die Band möglicherweise ohne seine Vision an einem aussagekräftigen Albumsound vorbeigeschrammt. Nach dem Prozedere fragt man sich schlussendlich aber doch, was denn jetzt eigentlich seine Rolle war. Schließlich sind es die Musiker, die sowohl die Instrumente spielen als auch die Songideen herbeischaffen und obendrein auch die Lorbeeren abräumen. Die Rolle dieses zumeist unsichtbaren und doch in jedem Ton anwesenden Produzenten nehmen die Olympia One ein. Dauerhaft habe ich das Gefühl von globaler Gleichberechtigung. Weder spielt die Jubiläumsedition mit unnatürlicher großer Raumausdehnung noch zu flach und eindimensional. Weder trägt sie im Bassbereich zu dick auf noch bleibt sie ohne Grundtonfundament. Weder spielt sie analytisch noch verfärbt. Weder extrem direkt noch als ferner Beobachter der Musiker. Das Gehörte scheint genauso zu gehören wie es dargeboten wird.