Der Volumio Primo hat seit Jahren seine Fan-Gemeinde. Ein kleiner Musik-Player und Streamer mit integriertem ESS-Sabre-Wandler, der dank seines günstigen Preises immer wieder im Gespräch ist. Der neue Volumio Rivo steht auf der audiophilen Leiter einige Stufen höher – so wollen es seine Schöpfer in Florenz.
Erstmals gesehen habe ich den Rivo im Mai auf dem einladend gestalteten und mit ausnehmend freundlichen Mitarbeitern besetzten Volumio-Stand auf der HighEnd. Dort ausgestellt war ein Prototyp, und ich fand ihn wegen seiner HDMI-Schnittstelle gleich attraktiv. Denn diese hielt ich für einen I2S-Ausgang, der von mir grundsätzlich bevorzugten Schnittstelle zum DAC. Eine I2S-Schnittstelle gibt es leider bei D/A-Wandlern ebenso selten wie bei digitalen Quellgeräten und auch nicht beim Rivo. Denn bei dessen HDMI-Port handelt es sich um einen 4K-Video-Ausgang, den man alternativ zum Tablet oder Smartphone zur Steuerung für einen Touchscreen nutzen kann oder für einen Monitor mit Maus und Tastatur, die ihrerseits dann über einen der USB-Ports angeschlossen werden können. Der HDMI-Anschluss ist Bestandteil der Rechnerplatine und erfüllt den Wunsch eines wohl nicht unbeachtlichen Teils der Volumio-Community nach Unabhängigkeit vom Netzwerk. Denn mit Touchscreen oder mit Monitor samt Maus und Tastatur lässt sich der Rivo ohne Netzwerk betreiben, wenn die Musik von einer externen Festplatte oder der internen Micro-SD-Card kommt. Den 16-Gigabit-Festspeicher auf dem Motherboard des Rivo erwähne ich nur am Rande: Ihn gibt es nur, weil er sich herstellerseitig auf dem Computer-Bord befindet. Ich habe ihn dennoch ausprobiert, und er funktioniert prima, ist aber halt zu sehr schnell voll.
Zugegeben, ich war schon etwas enttäuscht wegen des nicht existierenden I2S-Anschlusses, andererseits lockte mich der Rivo wegen des ausgezeichneten Renommees des kleinen 500-Euro-Primo. Schließlich ist der Rivo doppelt so kostspielig und enthält keinen D/A-Wandler. Er ist ein reiner Streamer-Transport zum Surfen bei Qobuz, Tidal und anderen Portalen oder zum Streamen der Musik-Files von Speichergeräten im Netzwerk, von einem an USB 3 oder USB 2 angeschlossenen Speichermedium oder dem internen Micro-SD-Card Speicher. Äußerlich besitzt der Rivo ein elegantes, fünf Zentimeter flaches Gehäuse aus bläulich schimmernden Aluminium. In etwas matterem Hellblau kontrastiert die leicht zurückgesetzte Gehäusefront mit dem orangen, quadratischen Ein/Aus-Taster im Zentrum. Dessen LED leuchtet rot im Stand-by, blinkt grün beim Hochfahren und rot beim Herunterfahren. Ein dezentes Blau sagt: der Rivo ist spielbereit und kann durch die Android- oder IOS-Software oder wie oben beschrieben bedient werden. Über jeden Browser lässt sich die Bedien-Oberfläche auch am Computer mit http://rivo.local aufrufen. Der Einrichtung des Rivo sollte man Beachtung schenken. Die meisten Punkte lassen sich einfach abarbeiten. Anders ist es dann mit der Option Upsampling. Aber immer der Reihe nach.
Dieser Rivo ist eines von zwei Vorserien-Exemplaren in Deutschland. Das andere lernt Christian Rechenbach von AudioNext gerade kennen. Er und AudioNext-Co-Chef Carsten Hicking hatten mir den Rivo auf den Norddeutschen Hifi-Tagen überreicht, als er just aus Florenz eingetroffen war. Als ich einige Tage später – ich musste ja erst den Messebericht und das Interview mit Kato san von Soulnote schreiben – die schwarze Verpackung öffnete, lag oben auf der inneren Box ein Zettel mit dem Wortlaut: „Prototype for evaluation and exhibition purposes only. Not for resale“. Also immerhin zur Evaluierung, und um die Beurteilung geht es ja hier. Als Liefertermin für den finalen, ausgereiften Rivo ist der Oktober geplant.
Zum Test spendierte ich dem Rivo die bestmögliche Umgebung in meiner Anlage. Dem zufolge war neben hochwertigen Kabeln auch der Mutec-USB-Reclocker für die USB-Verbindung zum DAC im Spiel. Neben dieser Verbindung schloss ich den Rivo parallel über S/PDIF an und AES/EBU an meinen PS Audio-DAC an. Die Anschlussmöglichkeiten sind erfreulich vielseitig. Der Blick auf die Rückseite offenbart links und rechts außen zwei Anschlüsse für die 2,4/5 Gigahertz-WiFi-Antennen, die dem Gerät beiliegen. Ins Netzwerk habe ich den Rivo per Lan mal mit und auch mal ohne Ansuz Switch integriert. Von links nach rechts finden sich folgende Anschlüsse: USB 3.0 für den Anschluss von USB CD-Laufwerken oder externen SSDs, eine Gigabit Netzwerk-Buchse, der Micro-SD-Kartenslot für das interne Speichermedium, der HDMI Monitor-Ausgang, USB 2.0 für Sticks, USB-Laufwerke, Tastatur oder Maus, AES/EBU als symmetrischer Digitalausgang,mein koaxialer S/PDIF-Ausgang, USB 2.0 mit fünf Volt Stromversorgung mit Low-Noise-Filter zum Anschluss des D/A-Wandlers, der fünf Volt DC-Anschluss mit 2,1 Hohlstecker für das externe Netzteil und der harte Netzschalter.