Anwesend waren hierbei auf dem großen Balkon des Vorführraums Konferenz 5 neben Kato san, Dirk Sommer und seiner Frau auch ein professioneller Übersetzer. Da Kato san ausschließlich japanisch spricht, sind wir ihm sehr dankbar für seine Bemühung. Aus dem Cocktail aus Japanisch, ein wenig Englisch, Deutsch und viel Lachen, habe ich versucht, einen möglichst wortgetreuen, jedoch teils sinngemäß frei formulierten Interview-Text zu gestalten. Das ist übrigens nicht das erste Treffen der vier. Sie saßen während der HighEnd zur Übergabe des Preises Statement in High Fidelity zusammen, um zu feiern.
DS: Es ist schön, Sie nach so kurzer Zeit wiederzusehen.
Kato san: Dankeschön
DS: Aber mich wundert, dass Sie für eine Regionalmesse nach Deutschland gekommen sind.
Kato san: Mein Eindruck von dieser Messe ist sehr positiv.
DS: Ist der deutsche Markt so wichtig für Soulnote?
Kato san: Ja, sehr, sehr wichtig, extrem wichtig.
DS: Haben Sie neue Geräte, die Sie hier zeigen, die nicht auf der HighEnd zu sehen waren?
Kato san: Auf der HighEnd hatten wir unsere 3-er Serie, also unsere Spitzen-Serie, vorgestellt. Hier zeigen wir die 2-er Linie, die mittlere. Das ist der Unterschied, also nichts Neues diesmal.
DS: Gibt es ein Gerät, das Ihnen so wichtig ist, dass Sie gern einen Test davon hätten?
Kato san: Das ist schwierig zu sagen. Wenn man nur eine Kategorie wählen würde, dann wäre es der P-3 Vorverstärker und die Monoblöcke M3.
DS: Das ist die Vorstufe, die mein polnischer Kollege auch mit unserem Preis Statement in High Fidelity ausgezeichnet hat.
Kato san: Ja, genau.
DS: Was ist technisch das Besondere daran?
Kato san: Mehreres.
DS: Wir haben Zeit.
Kato san: In einem Punkt ist diese Vorstufe ganz anders als andere, die auf der Welt existieren. Die Komponenten sind möglichst einfach und geradlinig, aber die Bestklingenden. Einfach soll heißen: nur vier Transistoren, noch einfacher als ein normaler Röhrenverstärker.
DS: Arbeitet der Vorverstärker symmetrisch oder unsymmetrisch?
Kato san: Symmetrisch
DS: Sehr schön. Dann kann ich mich darauf freuen, weil alle meine Quellen symmetrisch sind.
Kato san: Die Struktur unserer P3 ist: Lautstärkeregelung, Tonquellenwahl und Buffer-Amp, mehr nicht. All diese drei Teile sind das Beste, was ich mir vorstellen kann. Ich denke, es gibt keinen anderen Vorverstärker, der absolut keinerlei Farbe hinzufügt und in der Lage ist, alle Endstufen anzusteuern. Alle anderen Vorverstärker verfärben mehr oder weniger in irgendeiner Weise.
DS: Was für ein Lautstärkeregler wird in der P3 eingesetzt?
Kato san: Ich halte das Schalten von Widerständen für den idealen Weg. Die verwendeten Widerstäde sind die besten, die ich weltweit finden konnte.
DS: Um welchen Hersteller handelt es sich?
Kato san: Sie stammen nicht von Vishay, sondern von einem Hersteller der Vishay Gruppe, mehr kann ich nicht verraten.
DS: Ist bei diesem Lautstärkeregler die Eingangsimpedanz für die Quelle immer gleich?
Kato san: Ja, generell ist sie gleich. Aber genauer betrachtet, ist es nicht so. Denn wollte man die Impedanz stets gleich halten, bräuchte man noch einen weiteren Widerstand, und dies würde den Klang verschlechtern.
DS: Ist es kein Gegensatz, wenn Sie sagen, in Ihrer teuersten Vorstufe seien die wenigsten Bauteile?
Kato san: Die Vorstufe ist einfach im konstruktiven Sinn, aber wenn man hineinschaut, sieht man so zahlreiche Komponenten. Um die Struktur einfach zu machen, benötigt man viele Komponenten.
DS: Meine Frage war auch nicht hundertprozentig ernst gemeint…
Gelächter allerseits
Kato san: Andere Verstärker haben mehrere Stufen. Hier gibt es Eingang – Verstärker – Ausgang. Alles Andere ist Netzteil.
DS: Das heißt: der Signalweg ist sehr kurz?
Kato san: Sehr, sehr kurz. Die Ausgangsimpedanz ist 6,8 Ohm wie bei einer Endstufe.
DS: Ist das eine Besonderheit von Soulnote, dass Sie versuchen, sehr einfach, mit wenigen Stufen und kurzen Signalwegen zu bauen?
Kato san: Ja. Ich denke, der Signalweg sollte unkompliziert sein.
DS: Wieviel Leistung haben die Monoblöcke?
Kato san: An vier Ohm 160 Watt
DS: Was für eine Schaltung, Classe-A oder?
Kato san: AB
DS: Was ist daran besonders?
Kato san: Wieder der Klang, es ist das Beste und das ist hörbar.
DS: Wenn man schon einmal die Möglichkeit hat, mit dem Entwickler zu reden, möchte man Sachen erfahren, die nicht auf der Website stehen.
Kato san: Ich schreibe so viele Dinge auf Facebook, die nicht auf der Website stehen.
DS: Ich muss zugeben: Ich benutze kein Facebook.
Kato san: Offiziell auf der Website können wir nicht alles verraten, aber inoffiziell ist alles schon kommuniziert und das mache ich auch weiterhin. Meine Vorgehensweise ist vorrangig das Ermitteln durch Hören, die Schaltung folgt dem als Ergebnis. Wir haben viele Dinge geschrieben, bitten aber alle, zuerst und vor allem zu hören.Wenn man unseren Klang hört, bemerkt man, dass unsere Produkte etwas anders sind als das, wes es sonst gibt.
DS: Darf ich eine persönliche Frage stellen?
Kato san: Ja
DS: Wie sind Sie zu Hifi gekommen – nicht beruflich vom Studium her sondern persönlich?
Kato san: Ich interessiere mich für Audio seit ich zwölf Jahre alt war. Ich erzähle dies zum ersten Mal hier öffentlich. Ich stamme aus einer Bauernfamilie und bin der älteste Sohn. So war es fast zwangsläufig so, dass ich diese Erwerbstätigkeit von meinen Eltern übernehmen sollte. Meine Eltern schickten mich auf die Universität. Nach dem Abschluss des Studiums sollte ich Bauer werden, das war der Plan meiner Eltern. In Japan findet das Bauern-Leben weit von den großen Städten statt. Ich studierte in Tokio und sollte danach zurück aufs Land. Aber ich bin in Tokio geblieben. Ich dachte mir, ich solle tun, was ich wirklich mag. So kam ich zu NEC. Ich hatte aber nicht sehr viel Interesse an dieser Tätigkeit, war unzufrieden und war entschlossen, später wieder in meine Heimat zurückzukehren. NEC hat dann die Audio-Sparte aufgegeben. Marantz machte mir ein Angebot. Obwohl ich mich dort stets mit Audio beschäftigte, bekam ich Zweifel am Sinn meiner Tätigkeit. Ich musste so arbeiten, wie mein Chef es vorgab. In 2004 ging Marantz in D&M über. Die sagten: Eine Profi-Abteilung brauchen wir nicht. Mit mehreren Marantz-Mitarbeitern wurde daraufhindas jetzige Unternehmen CSR gegründe (Anmerkung: CSR heißt das Unternehmen, Soulnote ist der Markenname). In den ersten zehn Jahren war es dort aber ähnlich wie zu Marantz Zeiten, in dem Sinne, dass ich nicht die perfekte Umgebung für meine eigentlichen Interessen hatte. Zwischenzeitlich verstarb mein Vater. Da hätte ich wieder als Bauer in die Heimat zurückkehren sollen. Aber ich mochte es nicht, obwohl ich das Gefühl hatte, es meinem Vater schuldig zu sein. Das war 2016. Zufällig bekam ich damals das Recht im Unternehmen CSR, die Marke Soulnote weiterzuentwickeln, also die volle Verantwortung zu übernehmen. Damals hegte ich Zweifel an den Produkten von Soulnote. Mein Plan war dann, mit meiner Unzufriedenheit aufzuräumen.
DS: Als ich Soulnote kennenlernte, waren es relativ kleine, bezahlbare Verstärker. Was Sie jetzt machen ist reines Highend.
Kato san: Ja, das war so – vor meinem Neuanfang. Damit habe ich mich kaum beschäftigt. Beschäftigt eigentlich schon, aber die Produkte waren damals nicht alle zufriedenstellend für mich. Meine erste Tat als Verantwortlicher war, mich um das Missverhältnis von Messwerten zum Klang zu kümmern. Das war es, was mich in meiner Karriere bis dahin unzufrieden sein ließ, das mein Chef die technischen Daten optimiert sehen wollte und danach erst der Klang kam. Ich habe dabei die Erfahrung gemacht: Je besser man ein Gerät auf gut aussehende Daten züchtet, desto weniger gut klingt es. Leider denken Firmen so. Technische Daten kann man nachlesen, den Klang kennt man ja nicht immer.
DS: Ein Prospekt kann ja auch keinen Klang transportieren, deshalb sind die technischen Daten ja auch wichtig.
Kato san: Ja, der Audio-Hersteller allgemein wünscht sich natürlich, dass beides stimmt.
DS: Sie sagten, als Sie zehn oder zwölf Jahre alt waren, hat Sie schon Audio interessiert. Welche Musik haben Sie da gehört und welche Geräte waren es, die Sie fasziniert haben?
Kato san: Ich habe selber Geräte gebaut.
DS: Mit zehn Jahren schon?
Kato san: Ja, die Lautsprecher habe ich selber gebaut.
DS: Und welche Musik hat Sie damals begeistert?
Kato san: Ich hatte eine ältere Schwester und die hat mich mit ihrer Musik, den Beatles, infiziert und auch den Carpenters. Vor allem war es Karen Carpenter, die ja früh starb. Das machte mich derart traurig, dass ich ihre Musik nicht mehr hörte. Wenn ich heute ihre Musik höre, rührt mich diese immer sehr emotional und erinnert mich an meine Kindheit.
DS: Man teilt ja die Menschen oft ein in Stones- oder Beatles-Hörer. In Deutschland war man entweder Fan der Beatles oder der Rolling Stones.
Kato san: Da bin ich bei den Beatles
DS: Sorry, I am stoned
Gelächter allseits
DS: Meine Frau besitzt zuhause einen schönen Cartoon, der in einem Altersheim spielt. Alte Männer sagen: „Die Stones sind die Besten.“Andere sagen „Die Beatles sind besser.“ Sie streiten im hohen Alter noch immer. – War es damals nicht schwierig für Sie, auf dem Lande die Lautsprecherchassis zu bekommen?
Kato san: Es gab einen Audio-Laden. Da musste ich nur wenige Minuten mit dem Zug fahren. Fostex und Coral waren die Marken. Der Herr Nagaoka war seinerzeit in Japan berühmt für seine selbst gebauten Lautsprecher. Er war meine Motivation. Meinen ersten Verstärker habe ich gebaut als ich zur Universität ging, mit Röhren. Ich habe damals Feedback in den Verstärker integriert. Ich kaufte ein Messgerät, um die technischen Daten zu verbessern. Damit verschlechterte sich jedoch der Klang.
DS: Sie haben schon während des Studiums diese Entdeckung gemacht?
Kato san: Ja, aber den Grund habe ich damals nicht verstanden. Erst jetzt verstehe ich oder glaube zu verstehen, warum Klang und technische Daten nicht korrelieren. Es gibt mehrere Dinge, über die man sich in der Hifi-Welt einig ist, über die ich jedoch anders denke. Zum Beispiel ganz feste Gehäuse oder dicke Kabel. Ich finde dünnere Kabel besser. Ich zweifle gerne fast Alles an und höre lieber selber, um mich zu entscheiden. Sonst würde ich mich schuldig fühlen gegenüber meinen Eltern, dass ich nicht Bauer geworden bin.
Birgit H-S: Das passt gut zum Namen Soulnote.
Kato san: Ja, aber damals habe ich die Geräte leider noch nicht Soulnote genannt.
DS: Sie machen alle Ihre Produkte mit ihrer Seele.
Kato san: Darauf bin ich sehr stolz.
DS: Können Sie schon etwas über neue Geräte sagen, die kommen werden?
Kato san: Es gibt schon Bedarf für einen Vollverstärker in der Spitzenklasse, also der 3-er Serie. Wir haben jetzt nur separate Komponenten. Die Nachfrage ist sehr hoch. Und auch eine Phonovorstufe in der 3-er Serie, wir haben aktuell unsere beste in der 2-er Linie.
DS: Wie lange muss man auf die 3-er Phonostufe warten?
Kato san: Oh je. Was ich mir jetzt für unsere neue Top-Modell-Phonostufe überlege, ist, ob ich separate Geräte für optische Tonabnehmer und MC-Systeme entwickeln soll oder, ob ich beides integriere. Natürlich macht so eine Integration den Klang schlechter.
DS: Möchten Sie sagen, was Ihr privater Lieblingstonabnehmer ist?
Kato san: Das DS W2 und das günstige Denon-Modell, das 103.
DS: Vielen Dank, besonders für Ihre Offenheit.
Kato san: Aber hören Sie bitte auf dieser Messe noch unsere E2 Phonostufe, ich bin sehr stolz darauf.