Doch zurück zum PAW S2: Der hat nicht nur in Sachen Leistung und Gewicht – ganze 2.1 Gramm – zugelegt. Es gibt statt drei nun vier Drucktasten: eine für die Wahl des Menüs, zwei zur Navigation respektive Lautstärkeeinstellung und die vierte zur Fernbedienung des Players: Ein einfacher Druck lässt einen zwischen „Play“ und „Pause“ wechseln, durch zwei Klicks schnell hintereinander springt die Wiedergabe zum nächsten Song, durch dreimaliges Drücken einen Track zurück. Auch bei den Klangpresets, bei Lotoo PMEQII und ATE – Acoustic Timbre Embellishment genannt – gibt es Zuwachs: Bei letzterem sind die Presets „Cassette“ und „Vinyl LP“ neu, die dem Klang unter anderem mehr oder etwas weniger Rauschen hinzufügen. Bei den Entzerrung ist das etwas kryptisch bezeichnete ACG-1 hinzugekommen. Erfreulicherweise sind das „Headphone“- sowie das „Far Field“- und das „Near Field“-Preset weiterhin verfügbar. Auf die übrigen kann ich gerne verzichten. Obwohl auch im PAW S2 der AKM4377-Chip die Wandlung übernimmt, der AKM8142 den Takt vorgibt und ein separater Chip die symmetrische Verstärkung übernimmt, ist es Lotoo gelungen, dass Rauschen von -118 Dezibel beim S1 auf -121 Dezibel respektive 0,69 Millivolt beim S2 zu reduzieren. Doch genug mit Ausstattungsdetails und trockenen technischen Daten.
Da der Kollege Roland Dietl mit meinen Audeze LDC-X gerade den Waversa WminiHPA MK2 ausprobiert – und Carsten Hicking den Dan Clark Audio Stealth leider nicht in Gröbenzell gelassen hat – verbinde ich den PAW S2 erst einmal mit dem Audeze EL-8 Titanium. Im Speicher des Smartphones entdecke ich Keith Jarretts Vienna Concert. Der erste Teil mit seinem ruhigen Beginn ist vor allen mit dem Preset „Far Field“, das die Breite der imaginären Bühne ähnlich einer Crossfeed-Schaltung ein wenig begrenzt, ein Genuss. Der Flügel erklingt groß, ungemein klar und frei von Härten. Feinste Geräusche aus dem Publikum sind ebenso wahrzunehmen wie die typischen lautlichen Äußerungen des Pianisten. Obwohl Keith Jarrett den Dynamikumfang seines Instruments zur Gänze nutzt, wobei es anfangs recht verhalten zugeht, hat der PAW S2 in punkto Pegel immer noch jede Menge Reserven. Noch ein wenig stärker als beim „kleinen“ PAW bin ich beim S2 wieder sehr positiv überrascht, mit welch überschaubarem finanziellen Aufwand man auf sehr hohem Niveau Musik erleben kann. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass der S2 mit 300 Euro in der Preisliste steht.
Als ich dann zum Sendy Audio Peacock wechsele, wollte ich noch kurz bei Keith Jarrett bleiben, starte aber den ersten Teil des Köln Concert in der 96-Kilohertz-Version. Der Lotoo PAW S2 treibt die leichten Folien des Peacock zu solch faszinierenden, dynamischen Leistungen, dass ich es nicht über mich bringe, den ersten Teil des Konzert zu unterbrechen. Auch ohne direkten Vergleich mit dem S1 bin ich mir sicher, dass der Zweier in Sachen Kraft und Spielfreude noch ein gutes Stückchen mehr zu bieten hat. Da mangels eines S1 kein direkter Vergleich mit diesem möglich ist, nehme ich einen Umweg, und zwar den über Chord Electronics' Mojo: Der spielte beim Test des S1 mit dem Sendy Audio Aiva eine noch eine Spur souveräner und offener als der kleine Lotoo. Wenn es jetzt gilt, den Sendy Audio Peacock mit Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 zum Klingen zu bringen, lassen sich zwar minimale Unterschiede zwischen den beiden Wandler/Kopfhörerverstärker-Kombination entdecken, eindeutige Vorteile kann aber keiner von beiden für sich verbuchen: Sie spielen auf demselben Niveau!
© 2024 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.