Heutzutage braucht man sich um die Reduzierung der S-Laute nicht mehr zu kümmern: Sie stellen kein technisches Problem mehr dar – wenn auch ein ästhetisches! Digitales Aufnahme-Equipment kennt keine Scheidekennlinie und verkraftet zudem jede Menge Hochtonenergie oder für meine Ohren „Gezischel“. Daher habe ich mich schon bei der Vorstellung der beiden Weiss-DACs, als die De-Esser-Funktion bereits angekündigt, in der damals aktuellen Firmware-Version aber noch nicht verfügbar war, sehr darüber gefreut, dass ich mit meiner Empfindlichkeit nicht alleine dastehe: Auch Daniel Weiss stören überbetonte S-Laute, und zwar so sehr, dass er auf Abhilfe sann und das Gezischel dank des leistungsfähigen DSPs in seinen Wandlern so gar noch nachträglich herausgefiltert werden kann!
Der De-Esser ist nur eines von vielen Klang gestaltenden Werkzeugen, das der DAC502 seinem Besitzer bietet. Als erstes wäre da einmal ein fünfbandiger Equalizer zur Unterdrückung von Raummoden, „Room EQ“ genannt. Der lässt sich zwar auch nach Gehör einstellen, wird aber erst dann richtig wertvoll, wenn man den Frequenzgang seines Raumes auch messen kann. Weiss steht daher mit der Firma Illusonic in Verhandlung, um deren Raummess-Software lizensieren zu können. Weiter geht’s mit einem dreibandigen, vollparametrischen Equalizer – schlicht „EQ“ betitelt –, mit dem man ganz nach Gusto Klangveränderungen vornehmen kann. Equalizer Numero Drei ist der „Schwede Loudness EQ“, der nur wenig mit dem zu tun hat, was man mit der guten alten Loudness-Taste bei Verstärkern oder Receivern der 80-er Jahre verbindet. Bernhard Schwede entwickelte auf der psychoakustischen Charakteristik des menschlichen Ohrs und seiner Anatomie basierende Frequenzkurven, die die Nicht-Linearitäten des menschlichen Gehörsinns kompensieren sollen und ließ sie sich patentieren. Beim DAC502 stehen für Pegel zwischen 60 und 105 Dezibel zehn unterschiedliche Loudness-Kurven zur Wahl.
Unter dem Menü-Punkt „Dynamics“ kann man den Dynamikumfang der Wiedergabe verringern, um Lautstärkespitzen zu vermeiden oder etwa bei geringen Pegeln Pianissiomo-Passagen besser hörbar zu machen. Da Weiss Engineering Ltd. schon seit Jahrzehnten bestens beleumundete Equalizer, Limiter, Kompressoren und De-Esser für Tonstudios entwickelt und fertigt, sind die genannten Features des DAC502 keine Spielzeuge für Audiophile, sondern State-ot-the-Art-Profi-Werkzeuge zur Klanggestaltung. Eher für den Kreis der Musikliebhaber dürfte der „Weiss Vinyl Emulator“ gedacht sein, der unter anderem minimalen Einfluss auf den Frequenzgang, das Verzerrungs- und Resonanzverhalten, das Übersprechen und die Amplitude nimmt. Der Effekt ist in seiner Intensität regelbar.
Wie der „Room EQ“ steht auch die „Weiss Crosstalk Cancellation“ nur bei aktiven Line- nicht aber für die Kopfhörer-Ausgänge zur Verfügung. Die erste Anwendung dafür ist die Wiedergabe von Kunstkopf-Aufnahmen über Lautsprecher: Während bei der Kopfhörerwiedergabe das rechte Ohr ausschließlich das Signal des rechten Kanals hört, erreicht der vom linken Lautsprecher abgestrahlte Schall minimal zeitverzögert und in Frequenzgang und Pegel leicht verändert auch das rechte Ohr und umgekehrt. Crosstalk Cancellation (XTC) sorgt nun dafür, dass möglichst wenig Signale das rechten Kanals das linke Ohr erreichen und vice versa. Dazu muss nicht nur der Abstand der Lautsprecher zueinander und zum Hörplatz angegeben werden, sondern auch noch die Kopfbreite des Zuhörers. Allerdings sollen für diese Anwendung die Lautsprecher selbst bei ungewöhnlich großer Entfernung zum Hörer nicht weiter als zwei Meter auseinander stehen. Ich werde die einmal gefundene, für meinen Raum optimale Aufstellung aber auf keinen Fall verändern. Was schade ist, denn Weiss verspricht für die eher im Studio übliche nahe Platzierung der beiden Lautsprecher in Verbindung mit XTC nicht nur bei Kunstkopf-, sondern auch bei Live- und einigen Studio-Aufnahme eine besonders eindrucksvolle Raumdarstellung.
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