Wenn sich ein etablierter Plattenspielerhersteller wie Transrotor einen MC-Tonabnehmer von Goldring zur Veredelung vornimmt, ist es spannend zu sehen, was dabei als Ergebnis herauskommt. Im konkreten Fall geht es um das System Goldring Elite, das nach Transrotors Eingriffen auf den Namen Merlo Reference hört.
Transrotor baut Plattenspieler, das weiß doch jeder. Sehr gute Plattenspieler sogar, da wird gewiss niemand widersprechen wollen. Gleichwohl besteht auch ein Plattenspieler aus einer Vielzahl von Baugruppen, Komponenten und Bauteilen und jeder Maschinenbauer (jawoll!) muss sich bei der Konstruktion seiner Gerätschaften (Maschinen!) irgendwann zwangsläufig die Frage stellen, bis zu welchem Grad er die Fertigungstiefe treiben will. Bei bestimmten Baugruppen macht es eben einfach Sinn, diese von einem anerkannten Profi zuzukaufen anstatt hierfür mühevoll eine eigene Entwicklung samt Fertigung aufzusetzen, getreu dem Motto „Schuster, bleib bei deinem Leisten!“. Zu schnell kann man sich einfach auch mal verzetteln.
Tonabnehmer sind so eine spezielle Baugruppe. Diese elektromechanischen Wandler sind ja für sich genommen oft schon kleine Kunstwerke und erfordern ein ganz anderes Know-how in Sachen Entwicklung und Fertigung als Plattenspieler-Laufwerke. Ich selbst habe als Maschinenbaubauingenieur beispielsweise einen besonderen kognitiven Zugang zu mechanisch aufwändigen Laufwerken. Das erschließt sich mir irgendwie, schon rein haptisch. Tonabnehmer dagegen sind mir viel zu klein und die elektromechanischen Prozesse, die darin ablaufen, beziehungsweise diese paar umherwuselnden Elektronen, die da im Generator erzeugt werden, waren mir noch nie so ganz geheuer. Viel zu klein alles für mich persönlich, das geht doch bestimmt schon fast in Richtung Quantenphysik… Schon gefühlt vor Äonen habe ich mir in meinem Studium eingestehen müssen, dass ich im Grunde mit allem gewisse Verständnisprobleme hatte, wo ich nicht mit dem Hammer draufhauen konnte und ein Stück weit hat sich daran bis heute nichts geändert. Natürlich könnte ich mit einem Hammer auf das Transrotor Merlo Reference hauen, aber dann wäre es wohl kaputt und ich hätte mir dennoch kein tieferes Verständnis für dessen technische Details erschlossen. Ich schweife ab!
Den Ingenieuren bei Transrotor geht es sicherlich anders als mir. Transrotor arbeitet schon traditionell mit Goldring zusammen, um seine Dreher auf Kundenwunsch mit dessen Tonabnehmern auszurüsten beziehungsweise auszuliefern. Und dennoch entwickeln die Bergisch Gladbacher ständig neue Ideen, wie auch diese firmenfremden Tonabnehmer weiter angepasst und für das Zusammenspiel mit den eigenen Plattenspielern optimiert werden könnten. Bestes Beispiel: der MC-Tonabnehmer Transrotor Merlo Reference für 1200 Euro, der auf dem System „Elite“ von Goldring basiert. Dieser altbekannte Moving Coil Evergreen verfügt von Haus aus über ein sehr starres Gehäuse, dessen Material auf den Namen Pocan® hört. Es beherbergt einen symmetrisch gewickelten, massearmen Anker mit Spulen aus Silberdraht. Auf der Nadel sitzt normalerweise ein Diamant mit Gyger-S Schliff. Transrotor ersetzt diesen Diamanten durch eine Type mit Harmonic-Schliff, was zu einer sehr hohen Abtastfähigkeit von 80 Mikrometern führt. Das soll garantieren, dass durch tiefes Eintauchen wirklich jede Information aus der Rille der Vinylscheibe geholt wird. Darüber hinaus reduziert Transrotor die Anzahl der Wicklungen, was zu einer geringeren bewegten Masse führt, freilich um den Preis eines noch kleineren und empfindlicheren Analogsignals, das erzeugt wird. Schließlich besteht Transrotor darauf, die Tonabnehmer zudem strenger als ohnehin schon geschehen auf Kanalgleichheit zu selektieren. Der zusätzliche Ausschuss treibt den Preis des Systems natürlich entsprechend hoch.
© 2024 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.