Die niederländische Kabelmanufaktur Siltech hat ihr umfangreiches Angebot an Cinch- und XLR-Kabeln in interessanten Preisklassen aktualisiert. Diese neuen, aber auch das etablierte Crown Princess konnte ich ausgiebig testen. Können sie ähnlich beeindrucken wie kürzlich die Siltech-USB-Kabel?
Auf diesen Test habe ich mich so gefreut, wie es nur selten vorkommt. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Zu Beginn des Jahres beschäftigte ich mich mit drei Siltech-USB-Kabeln und war von deren Qualität derart angetan, dass ich mir das Siltech Royal Signature Universal II für mein privates Hörvergnügen gönnte. Aber auch die preisgünstigeren Modelle von Siltech überzeugten seinerzeit mit ihrer Musikalität und hinterließen den erfreulichen Eindruck, in ihren jeweiligen Preisklassen etwas Besonderes zu sein. Zur Erinnerung: Siltech und CrystalConnect sind die beiden Marken des Familienunternehmens International Audio Holding BV im niederländischen Elst. CrystalConnect orientiert sich im Preisniveau oberhalb von Siltech. Aber auch Siltech bietet im Sortiment mit der Tripple Crown Serie Kabel, die für viele wohl dank ihrer Preisauszeichnung außer Reichweite sein dürften. Ich schließe mich hier ausdrücklich ein. Dies ist umso schwerer zu ertragen, sobald man Siltech-Kabel längere Zeit gehört hat und sich an ihre Vorzüge zu gewöhnen beginnt. Dennoch: Schon oder gerade das günstige Explorer 45USB war damals die große Überraschung. Da liegt es nahe, weitere Kabel aus dem umfangreichen Siltech-Angebot auszuprobieren, die qualitativ und preislich ähnlich im Portfolio angesiedelt sind. Deshalb bat ich Werner Kempf, der für den Vertrieb von Siltech in Deutschland zuständig ist, um drei vergleichbare Cinch- respektive XLR-Signal-Kabel. Dieser Wunsch sollte, so erfuhr ich von Werner Kempf und auch von Peter de Leeuw, seines Zeichens Sales Manager International für beide Marken und Sohn des Firmenchefs Edwin van der Kley Rynveld, nicht so bald erfüllt werden. Denn es gäbe neue Modelle, die man gerne besprochen sähe. Das freute mich natürlich auch, denn man darf in diesem Zusammenhang wohl auf klangliche Weiterentwicklungen hoffen. Diese Information bezog sich in erster Linie auf die neue Classic Legend-Serie, die im Mai vorgestellt wurde und die ich nun mit Cinch-Steckern und als XLR-Version bekam. Aber auch das am wenigsten teure Explorer SG 280i ist erst seit kurzer Zeit im Siltech-Programm.
Der technologische Hintergrund, auf dem die drei Cinch-/XLR-Kabel beruhen ist großteils identisch mit dem der USB-Leitungen. Wesentlich ist hierbei neben der Metallurgie der Leiter der Aufwand der Isolierung. Beginnen wir in der Betrachtung mit dem kostspieligsten der drei, dem Crown Princess, das seit dem 35-jährigen Siltech-Jubiläum, die Firmengründung war 1983, angeboten wird. Die beiden verdrillten Leiter aus der Silber-Gold-Legierung G7, der siebten Entwicklungsstufe dieses Leiter-Konzepts, werden dreifach isoliert. Die arretierbaren Siltech-SST Cinch-Stecker des Crown Princess besitzen Kontaktflächen aus monokristallinem Silber. In meinem USB-Test habe ich einiges Grundsätzliches über die Siltech-Metallurgie geschrieben. Darum hier nur kurz: Die minimalen Brüche in einem hochreinen Silber, das eben nicht 100 Prozent sondern nur 99,99xxx Prozent Reinheit hat, werden mit dem Übergangsmetall Gold aufgefüllt. So entsteht ein homogener Leiter. Dies soll dank des daraus resultierenden ungehinderten, bruchfreien Signalflusses erhebliche klanglich Vorteile zur Folge haben und sogar die Langlebigkeit steigern. Dass die im Crown Princess verwendete G7-Legierung inzwischen nicht der aktuelle Entwicklungsstand ist – die neuen Classic Legend erreichen jetzt das Level G9 – tut der großartigen Musikalität dieses Kabels keinen Abbruch, wie der Hörtest beweisen wird. Denn andere Faktoren sind ebenso relevant. Der enorme Forschungs-Aufwand, den die Niederländer in das Thema Isolierung seit Jahrzehnten investieren, hat seinen Anteil am großartigen Klang des Crown Princess. Hier erreicht man die hochgradige Isolierung mit gleich drei ausgesuchten Materialien: Kapton von DuPont, DuPont Teflon und Peek – das steht für Polyether-Ether-Keton – ebenfalls von DuPont. DuPont wiederholt zu erwähnen ist deshalb nicht unwichtig, weil deren Patentschutz teils abgelaufen ist und in Fernost Werkstoffe mit gleicher oder ähnlicher Bezeichnung produziert werden. Wie mir Edwin Rynfeld am Telefon versicherte, ist die Original-Qualität von DuPont bisher unerreicht. Die drei Isolatoren schützen die beiden verdrillten G7-Leiter gegeneinander und vor allem gegen Einflüsse von Außen, möglichst ohne dabei als Dielektrikum Einfluss auf die Signalqualität zu nehmen. Die Isolierung durch diese teils sehr schwierig zu verarbeitenden Kunststoffe sind ein wichtiger Aspekt zur Eliminierung jeglicher Art elektrischen Rauschens. Die gemeinsame abschirmende Wirkung von Teflon, PEEK und Kapton ist ebenso bedeutsam und klanglich relevant wie die mechanische Dämpfung durch diese drei Werkstoffe. Zudem muss beides gleichbleibend über die gesamte Länge des Kabels gewährleistet sein. Jedes einzelne Siltech Kabel erfährt im Werk eine abschließende Prüfung mit einer speziellen Computer-Analyse, die nur extrem engen Toleranzen erlaubt. Diese Endkontrolle stellt den Abschluss der teils manuellen, teils mit besonders aufwändigen Werkzeugen und Maschinen ausgeführten Herstellung dar. Erst dann werden Siltech Kabel in der hochwertigen, doch nicht übertrieben luxuriösen oder teuren Verpackung an den Kunden versandt. Ein zusätzlich um das mit dunkelblauem Geflechtmantel umgebene Crown Princess verschraubtes, der mechanischen Beruhigung dienendes, massive Messing-Gewicht – Barrel genannt – erhält seinen seidenen Glanz durch eine Nickel-Beschichtung. Es trägt die Typenbezeichnung und die Laufrichtungsangabe. Die Laufrichtung der Kabel wird durch den Anschluss der Abschirmung bestimmt. Bei den Cinch-Ausführungen der Classic Legend-Serie und dem Crown Princess sind die jeden einzelnen der beiden Leiter umhüllenden Geflechte aus versilbertem Kupfer senderseitig verbunden. Beim neuen Explorer sind die Abschirmungen sender- und empfängerseitig angelötet. Somit hat das Explorer SG keine Laufrichtung. Es spielt sich ein und sollte somit logischerweise in seiner Richtung unverändert genutzt werden. Am Siltech-Schriftzug auf der NFC-Leder-Applikation kann man sich die Richtung merken. Die Abschirmungen der beiden Leiter unterscheiden sich qualitativ in ihrer Dichte des Geflechts. So heißt die des Crown Princess „Wide-Range-Shielding“, die des Classic Legend SG „Super-Shielding“ und die des Explorers SG „Special-Shielding“. Zusätzlich trägt das Verdrillen der beiden abgeschirmten Silber/Gold-Leiter ganz beträchtlich zur Vermeidung von elektrischen Einstreuungen bei.