Transrotor hat einen seiner Dauerbrenner nach über einer Dekade überarbeitet, nämlich den Phono-Entzerrer „II“, der jetzt auf die römische Ziffer „III“ hört. Und da dieses Gerät weiterhin zum gleichen Preis im Segment „Ich-bleibe-gerne-auf-dem-Teppich“ angeboten wird, war das für mich ein glasklarer Fall für einen Test.
Nein, in diesem Gerät befinden sich keine Röhren. Nicht weiter schlimm, denn auch ein in seinem HiFi-Blickfeld stark eingeschränkter Röhren-Fuzzi wie ich darf seinen Horizont ruhig mal wieder etwas erweitern. Und tatsächlich war ich sofort Feuer und Flamme für einen Test dieses Phonoentzerrers, denn der Phono III kommt dem Ideal einer HiFi-Komponente meines Erachtens nämlich gleich aus mehreren Gründen schon sehr nah. Erstens ist er mit seinem Preis von 750 Euro noch deutlich im dreistelligen Bereich angesiedelt und damit für ein High-End-Gerät eines etablierten Herstellers wie Transrotor per se interessant. Ich persönlich bin einfach kein Freund der Gigantomanie und kann mich nur selten für Cost-no-object-Geräte begeistern, bei denen Aufwand und Nutzen oft in einem sehr zweifelhaften Verhältnis zueinanderstehen. Zweitens ist das Gerät leicht und relativ klein und damit eben einfach gut handhabbar und Platz sparend. Der hier und da immer mal wieder zu beobachtende Unsinn großzügig umbauten leeren Raums hat sich mir noch nie erschlossen, nur um zum Beispiel ein bestimmtes Geräteformat zu erfüllen oder gar um potenziellen Kunden schlichtweg mehr Schein als Sein vorzugaukeln. Drittens ist dieser Transrotor ein toller Allrounder, der eine enorm hohe Praktikabilität sowie eine sinnvolle Flexibilität mitbringt und dabei dennoch unheimlich leicht zu bedienen bleibt: Ich kann sowohl MM- als auch MC-Tondosen anschließen und ich kann weiterhin alle erforderlichen, praxisgerechten Anpassungen vornehmen – mehr braucht doch kein Mensch!
Persönlich konnte ich bislang noch gar nicht so viele Erfahrungen mit Transrotor-Geräten sammeln, allerdings habe ich immer mal wieder mit den Räkes in den vergangenen Jahren – den „Vor-Corona-Jahren“ - auf den Hamburger HiFi-Tagen sprechen und mich austauschen können. Ich habe die Familie Räke dabei stets als sehr angenehm und auskunftsfreudig in Erinnerung und freute mich entsprechend auf das Telefonat mit Dirk Räke, um einige Hintergrundinformationen zum Entzerrer Phono III zu erhalten. So erfuhr ich im Laufe unseres lockeren Gesprächs beispielsweise, dass er das Gerät auch persönlich zu Hause nutzt und dass er es durchaus für Plattenspieler-Setups bis zu 6000 Euro Gesamtpreis empfiehlt. Das fand ich für dieses vergleichsweise günstige Gerät einerseits durchaus bemerkenswert, andererseits hat es mich aber angesichts der klanglichen Qualitäten nicht wirklich überrascht, doch dazu später mehr. Der Transrotor Phono III wird übrigens ab Juli 2021 verfügbar sein.
Nach dem Auspacken halte ich also dieses kleine, schnuckelige und blitzsauber verarbeitete Gerät in meinen Händen, das dank seines Designs sofort den Transrotor-Stallgeruch offenbart. Die verchromte Frontblende ziert nur der Herstellerschriftzug sowie die Betriebsleuchte und zwei versenkte Inbusschrauben. Nach dem Lösen Letztgenannter lässt sich die Frontplatte entfernen sowie der Kühlrippendeckel schlittenmäßig nach hinten wegziehen, so dass nur noch die Wanne mit der Platine vor mir liegt. Diese beherbergt zwei „Mäuseklaviere“ (eins für jeden Kanal), mithilfe derer sich die Anpassung an den jeweiligen Tonabnehmer vornehmen lässt. Die Miniaturtastenschalter eins bis drei erlauben die Anpassung der Impedanz, die standardmäßig auf 47 Kiloohm eingestellt und damit perfekt für jeden MM-Tonabnehmer ist. Die Schalter vier und fünf sind für die Kapazitätsanpassung von MM-Abtastern vorgesehen. Hier ist der niedrigste Wert von 100 Pikofarad quasi voreingestellt, da dieser der Eingangskapazität des Geräts entspricht, was für die meisten Fälle bereits sehr gut funktionieren sollte: Die Kabelkapazitäten des Tonarmkabels sowie des Kabels vom Plattenspieler bis zum Cinch-Eingang des Transrotor Phono III sind schließlich noch hinzuzuaddieren – Richtwert sind hier circa 150 Pikofarad –, so dass man dann in Summe bei ungefähr 250 Pikofarad landet. Die Schalter sechs bis acht erlauben die Anpassung der Eingangsempfindlichkeit. Für mein Clearaudio Charisma V2 brauchte ich keine weitere Anpassung vornehmen, da hier auch die voreingestellten fünf Millivolt perfekt waren. Das ebenfalls verwendete MC-System Transrotor Merlo Reference bedurfte hingegen einer exakten Anpassung, die dank der mitgelieferten, gut gemachten Anleitung ein Kinderspiel war. Es wird in Kürze übrigens ein separater Test des Transrotor Merlo Reference auf Hifistatement folgen.