MQA erkennt der Young nun über alle Eingänge, abgesehen von Bluetooth, und kann es vollständig dekodieren. Der Vorgänger akzeptierte MQA ausschließlich über USB. Diese Vielseitigkeit ist in der Praxis zumindest für alle die Hörer bedeutsam, die einen Reclocker – so wie ich den Mutec M-3+ Smartclock USB – zur Qualitätssteigerung einsetzen. Denn der gibt das per USB zugeführte Signal über S/PDIF, Toslink oder AES/EBU aus. Das MQA-Origami bleibt auf diesem Wege vollständig unangetastet und kann dann gänzlich im Young MKIV entfaltet werden. Bei der MQA-Wiedergabe per USB direkt vom Streamer oder per AES/EBU über den Mutec zeigte der MKIV den Schriftzug MQA und auch die Auflösung in Kilohertz nach der Origami-Entfaltung an. Ausprobiert habe ich dieses mit Eine Alpensinfonie op.64 von Richard Strauss mit den Göteborger Sinfonikern unter Kent Naganos Leitung. Die Aufnahme liegt mir in PCM 24/96 und in MQA vor. Beide ansonsten identischen Versionen habe ich im Frühjahr 2017 für einen zweiteiligen Bericht zum Thema MQA von Highresaudio.com zur Verfügung gestellt bekommen. Natürlich konnte ich es mir nicht verkneifen, die beiden Versionen zu vergleichen. Damals hatte ich MQA als musikalisch überlegen eingestuft, weil es die Musik leicht wärmer, scheinbar freier von Artefakten wiedergab. Und auch heute offenbart der Young die klanglichen Unterschiede, jedoch fiel mir die Bewertung nun schwerer. Durch die MQA-Verschachtelungen und Ringing-Filter tendiert das Klangbild leicht ins angenehm Warme, wirkt aber im Vergleich auch minimal gedeckter als das 24/96 Original ohne MQA. In jedem Falle schaffte es der Young in erstaunlich schöner Art, gerade bei Streichern Seidigkeit, Transparenz und Strahlkraft miteinander zu verknüpfen. Der Young öffnet seinem Benutzer jetzt alle Wege, MQA zu erleben, selbst von einer der noch raren MQA-CDs direkt über den S/PDIF-, AES/EBU- oder Toslink-Ausgang eines CD-Spielers.
Ein Paar symmetrischer XLR- und unsymmetrischer Cinch-Ausgänge am Young MKIV erlauben das gleichzeitige Betreiben verschiedener Endstufen ohne Adapter und die damit verbundene Nachteile. Für beide Ausgänge lässt sich im Bedienmenü ein Basis-Pegel bestimmen: 2,5 oder 5 Volt für den unsymmetrischen Ausgang und 5 oder 10 Volt für den symmetrischen Ausgang – dies ist ein Novum gegenüber dem Vorgängermodell. Doch damit nicht genug: Mittels eine Fader genannte Funktion lässt sich das Lautstärkeverhältnis zwischen den Ausgängen im Bereich von plus bis minus sechs Dezibel variieren. Diese Möglichkeit dürfte Bi-Amping-Freunde erfreuen, wenn unterschiedliche Endverstärker für Bass und Mittelhochton zum Einsatz kommen. Denn dann besteht oftmals das Problem, dass die Endstufen nicht die exakt gleiche Verstärkung haben. Dank der wählbaren Basispegel und der Fader-Funktion lassen sich derartige Unterschiede beim Young MKIV ausgleichen. Ein derartiges Feature habe ich mir oft bei Vorverstärkern gewünscht, jedoch bislang nie gefunden. Auch das Rauschverhaltens des MKIV wurde im Vergleich zum Vorgänger erheblich verbessert, und zwar um stattliche acht Dezibel für die symmetrischen Anschlüsse und sogar um zwölf Dezibel für die Cinch-Verbindungen.
Ich begann meinen Hörtest, indem ich den Young MKIV als reinen D/A-Wandler an Stelle meines PS-Audio DirectStream DACs an meinem Röhrenvorverstärker anschloss und ihm die Musik per USB-Verbindung vom Sunny-Streamer mit Daphile zuspielte, der die Musik übers Netzwerk vom Daphile-Intel-NUC bezieht, in dem eine Samsung PRO-SSD als Datenspeicher arbeitet. Nebenbei: die klanglichen Einflüsse eines Speichermediums – zum Beispiel Samsung SSD QVO im Vergleich zur SSD Pro – können beachtlich sein. Diese Konfiguration stellte mich nicht zufrieden, egal ob ich von Qobuz streamte oder die Musik von der SSD hörte. Die Ursache war schnell klar: Seitdem mein PS-Audio-DAC mit der Windom Software läuft, harmoniert er ausgezeichnet mit meinen Purist-Audio-Design-Kabeln zum Vorverstärker, da diese den Hochtonbereich leicht abschwächen. Dies mochte der Young MKIV jedoch nicht – oder sagen wir: Er hat das nicht nötig. Deshalb nahm ich also den Audio-gd Vorverstärker aus dem Spiel und ließ den Young auch dessen Part übernehmen. Das erwies sich als goldrichtig. Der Young spielte wie entfesselt, luftig und lebendig. Und das bereits, als das mitgelieferte Stecker-Netzteil ihn mit Strom versorgte. Das Sunny-Linear-Netzteil verhalf dem Young zu noch mehr angenehmer Ruhe in der Musik und vor allem zu mehr Nachdruck im Grundtonbereich. Seinen ausgewogenen und feinen Charakter zeigte der Young MKIV in beiden Fällen. Auch wenn der neue Young deutlich weniger kostet – mit dem Schaltnetzteil nur ein Viertel – als meine etatmäßige Kombi aus PS-Audio-DAC und Audio-gd-Vorverstärker, vermisste ich diese nicht. Das Hören mit dem Young mach enorm viel Spaß, weil er so leichtfüßig und wunderschön offen aufspielt, dabei seine musikalische Homogenität niemals aufgibt und auch den Tiefbass kraftvoll und stets konturenreich in den Raum stellt. Die Bühne gestaltet der Young weiträumig, aber keinesfalls diffus sphärisch, sondern geordnet und stabil auch weit hinter den Lautsprecher. Dass es mit dem Mutec gegenüber der direkten USB-Verbindung nochmals feiner und akkurater klingt, liegt in der Natur der Sache: das USB-Signal ist dann einfach sauberer, von Jitter befreit. Ein lineares Netzteil, ein hochwertiges USB-Kabel und ein Reclocker sind Investitions-Optionen, über die man als Young-MKIV-Eigner nachdenken darf. Denn der Italiener ist in der Lage, die Verbesserungen in seiner Peripherie klanglich vollends zu nutzen.