Beim ADOT Kit steht die galvanischen Trennung im Vordergrund: Es besteht neben dem Konverter aus zwei SFP-Modulen, dem passenden Duplex-Multimode-Lichtwellenleiter von 1,5 Meter Länge und dem schon erwähnten linearen Steckernetzteil. Nimmt man ein Switch mit eingebautem Medienkonverter wie das Melco S100 – oder auch das SOtM sNH-10G – hinzu, kann man die digitalen Audio-Komponenten ganz einfach vom Internet isolieren und dennoch damit verbunden sein. Dass ADOT wohl zuerst Besitzer von Melco-Switches als Zielgruppe sieht, heißt aber nicht, dass man die Nutzer anderer Switches vernachlässigt. Diese benötigen zusätzlich zum Fibre Kit noch das MC Accessory, eine Box mit einem weiteren ADOT-Medienkonverter, einem Y-Kabel für die Stromversorgung sowie einem Melco C1AE Ethernet-Kabel. Wenn es vorrangig um die galvanische Trennung geht, ist diese Zusammenstellung auch logisch: Das Lan-Kabel, das bisher beispielsweise Router und Switch verband, wird in den ersten Medienkonverter gesteckt, dann geht’s per Lichtwellenleiter weiter und zwischen dem zweiten Konverter und dem Switch kommt das Melco-Kabel zum Einsatz. Da das lineare Steckernetzteil stark genug ist, zwei Medienkonverter zu speisen, verwendet man für den Anschluss der beiden das Y-Kabel. Dessen Länge – respektive Kürze – legt allerdings nahe, dass ADOT nicht davon ausgeht, dass man mit dem Lichtwellenleiter eine Entfernung von 1,5 Metern überbrücken möchte. Für alle Anwender, die bereits eine Lichtwellenleiter-Strecke mit ausgesuchten SFP-Modulen und hochwertigen Netzteilen betreiben, bliebe noch zu wünschen, dass sie die ADOT-Konverter auch ohne Zubehör erwerben können. Aber man kann ja mal mit dem Vertrieb oder dem Händler seiner Wahl reden…
Da in meiner Kette – wie gesagt – Ethernet-Daten schon seit einiger Zeit auch optisch übertragen werden, verwende ich momentan ausschließlich die beiden ADOT-Module. Ich kann mir nicht erklären, warum beim ersten Test mit dem Melco-Switch die Übertragung erst klappte, als ich die Übertragungsrate entgegen den ADOT-Empfehlung per Switch nicht mehr auf 100 Megabit begrenzte. Ich habe nun bei beiden Konvertern die als audiophil deklarierte Bandbreiten-Begrenzung aktiviert und die Datenübertragung klappt problemlos. Aber nach meinen bisherigen Erfahrungen ist nun erst einmal ein wenig Einspielzeit für die Medienkonverter angesagt, die sie im Hintergrund absolvieren, während eine ungemein spannende Phonostufe Betriebsstunden sammelt.
Die Einspielphase hat den Vorteil, dass ich beim folgenden Vergleich von der – wie ich fest annehme – besseren Konfiguration zur etwas weniger guten wechsele. Und der Weg zurück ist erfahrungsgemäß immer der schwierigere – oder leichtere, wenn es darum geht Veränderungen zu erkennen. Das ist hier nicht anders. War ich mir zuvor sicher, dass ich die zwei, drei Teststücke noch nie so gut über meine Kette gehört hatte – wozu neben den ADOT-Konvertern gewiss auch Modifikationen am Melco NAS beitrugen –, ließ der Wechsel zurück zu den beiden 10Gtek die Abbildung ein wenig schrumpfen. Die Wiedergabe hatte ein Stück ihrer Geschmeidigkeit eingebüßt, und der Hochtonbereich wirkte minimal verhärtet. Die Unterschiede waren nicht riesig, über eine hoch auflösende Kette aber deutlich wahrnehmbar. Im High-End-Bereich sind es ja gerade diese Kleinigkeiten, die den Unterschied machen.
Als ich dann wieder die ADOTs einschleife – der ganze Wechsel hat keine zwei Minuten gedauert – kommen mir die klanglichen Vorteile durch die hochwertigeren Konverter größer vor als beim ersten Vergleich: Keith Jarrett scheint in seinem Trio nun deutlich mehr Spaß an dem alten Standard „God Bless The Child“ zu haben. Die drei grooven noch intensiver. Auch die räumliche Abbildung hat dank der ADOTs gewonnen: Die Instrumente wirken auf der größeren Bühne nun plastischer. Auch ist hier und da schon mal ein Detail mehr zu hören. Keith Jarrett gehört ja zu den Musikern, die nicht wirklich still sind. Die Bandbreite reicht von hörbarem Atmen und rhythmischen Fußbewegungen bis zum Stampfen und Mitsummen der Melodie. Dank der ADOTs kann man an all dem teilhaben. Da bedarf es keiner weiteren Vergleiche: In meiner Kette möchte ich auf die ADOT-Medienkonverter nicht mehr verzichten.
Da höre ich lieber mal, ob sich der Medienkonverter im Melco-Switch von einem externen ADOT unterscheidet. Der Router ist über ein Audioquest Diamond mit dem einem ADOT verbunden. Über den Lichtwellenleiter geht’s zum Schacht des Melco S100, in dem ein Finisar-SFP-Modul steckt. Wie schon beim ersten Versuch mit dem ADOT-Konverter und dem Melco Switch höre ich erst einmal nichts. Aber jetzt weiß ich ja, voran es liegt. Das Melco Switch mag eine Bandbreiten-Begrenzung auf 100 Megabit beim ADOT nicht. Also schalte ich sie mit den beide DIP-Schaltern aus und starte den Konverter neu. Die Verkabelung zum Melco-NAS und zum Aries G2.1 – und später auch die zum externen Medienkonverter – übernehmen übrigens die Ansuz Digitalz D-TC Supreme, die vom Ansuz PowerSwitch ihre niederfrequente Wechselspannung beziehen. Ein Stündchen darf sich das S100 warm spielen, und zwar mit Jonas Hellborg und Glen Velez' „Ritual Love-Death“ vom Album Ars Moriende, einer einzigartigen Schwelgerei aus Perkussion und Bassgitarren-Sounds respektive imaginärem Raum und Impulsen. Ein audiophiler Hochgenuss!