Und das ist den M500 durchaus gut bekommen. Wenn zur Zeit auch deutlich seltener als üblich habe ich immer mal wieder Hersteller, Vertriebe und Kollegen bei mir im Hörraum zu Gast. Deren Einschätzungen sind für mich besonders interessant, wenn sie sich nicht auf das Gerät fokussieren, das mich gerade man meisten beschäftigt. So wollten sich noch im vergangenen Jahr zwei Entwickler eines sehr renommierten Lautsprecherherstellers einen Eindruck von der Qualität meiner Kette verschaffen und zeigten sich besonders von den grob- und feindynamischen Fähigkeiten angetan. Grade weil es kein Thema war, welch leistungsstarke Endstufen für die Verstärkung zuständig waren, werte ich ihre Aussage als Riesenkompliment für die 1000-Watt-Boliden von MSB, die ihren Anteil an der überzeugenden Vorstellung hatten. Für mich stand schon lange fest, dass die M500 nicht im mindesten dem audiophilen Vorurteil gegenüber Watt-starken Endstufen entsprechen. Nein, die MSBs können trotz aller Kraft nicht nur laufen, sondern weltrekordverdächtig sprinten!
Erst kürzlich war mal wieder Oliver Göbel zu Besuch, weil er die Veränderungen – oder Verbesserungen – durch das Ferrum-Netzteil für den M-Scaler und das Linearnetzteil für den DAVE noch nicht gehört hatte. Zudem war er nicht abgeneigt, die M500 klanglich kennenzulernen. Wir haben die Gelegenheit dann auch genutzt, ein wenig mit der Ankopplung der MSBs an den Boden zu experimentieren, was für mich allein aufgrund deren Gewichts ja nicht so leicht möglich war. Von Haus aus kommen die M500 mit sehr weichen Füßen, die die Endstufen vom Boden entkoppeln. Wir haben an deren Stelle die Ansuz Acoustic Darks T2 Supreme unter die MSBs gestellt. Wo sonst stünde der Einsatz dieser alles andere als erschwinglichen Titan-Füße, die im Technologischen Institute in Aarhus einer speziellen Oberflächenbehandlung unterzogen wurden, preislich in einem halbwegs vernünftigen Verhältnis zu den auf darauf ruhenden Geräten? Auch akustisch scheinen die Darks hervorragend zu den M500 zu passen: Im absoluten Tiefbass geht ein Hauch Energie verloren. Dafür besitzt nun der Frequenzbereich vom Bass bis zu den Mitten mehr Kraft, erklingt noch runder und stimmiger. Auch die Durchzeichnung und die Klangfarben gewinnen dank der Darks. So farbig wie jetzt habe ich beispielsweise die Hi-Hat zu Beginn von Abdullah Ibrahims „Calypso Minor“, einem von Oliver Göbels liebsten Test-Tracks, noch nie gehört. Auch der Druck des Kontrabasses zieht einen sofort in seinen Bann, und der den hart angeschlagenen Flügel umgebende Hall tritt nun deutlicher hervor. An der Aufstellung der MSBs haben wir nichts mehr geändert. Wie waren einfach wunschlos glücklich.
Nur zum Spaß hörten wir dann eines meiner neuen Lieblings-Files: Bassroom, das Solo-Album des österreichischen Bassisten Nenad Vasilic, das bei Qobuz mit einer Abtastrate von 96 Kilohertz herunterladbar ist. Es fasziniert neben dem virtuosen Spiel Vasilics durch unterschiedliche virtuelle Räume, einen Song mit präparierten Saiten, den Wechsel vom Kontra- zu E-Bass und von Con-Arco- zu Pizzicato-Technik und den sehr sparsamen Einsatz von Elektronik: nicht zuletzt dank der MSBs ein klanglicher Hochgenuss! Auch als ich statt der M500 wieder The Poweramp verkabelte, war ich noch bester Stimmung, wohl weil ich davon ausging, dass die oben erwähnten Unterschiede zwischen den Monos und der Stereo-Endstufe recht marginal seien. Wie man sich täuschen kann: Wie so oft ist der Schritt zurück zur weniger perfekten Komponente weitaus auffälliger als der von der sehr guten zu besseren. So auch hier: Nun wird plötzlich klar, dass die MSBs die Chassis der Göbel noch besser im Griff hatten und sie dennoch mehr Schub verbreiten ließen. Die Räume waren eine Spur größer, die Klangfarben einen Tick strahlender und die Durchzeichnung noch ein Stückchen präziser. Trotz – oder entgegen aller Vorurteile: wegen? – ihrer immensen Leistung erreichen die MSBs nicht nur das sehr hohe Niveau von Einsteins Poweramp. Nein, sie übertreffen es eindeutig!
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