Schauen wir uns das Gehäuse von hinten an, sehen wir die große Abdeckung aus dickem Aluminium mit dem Single-Wire-Terminal. Die beiden Anschlüsse bestehen aus massivem, mit Silber beschichtetem Kupfer. Dabei wurde nicht zu viel Material eingesetzt, um die damit verbundenen Stau-Probleme an dieser Stelle gar nicht erst aufkommen zu lassen. Bananenstecker, Gabelschuhe und freie Kabelenden finden hier Anschluss und lassen sich durch die gummierten Oberfläche der Verschraubungen gut befestigen. Die Haptik ist beeindruckend und so habe ich gerne verschiedene Lautsprecherkabel ausprobiert. Die Edena arbeitete bei der Musikreproduktion deren Charakteristika deutlich heraus. Dies gilt auch für die Anwendung unterschiedlicher Cinch-Kabel zwischen D/A-Wandler-Vorverstärker und den Röhren-Endstufen. Dabei glänzte das leider auch kostspielige Wireworld Platin Eclipse 8 dank seiner holographische Darbietung am meisten. Allerdings hört man auch Schwächen im Klangbild, wenn die Geräte der Anlage kalt sind. Da kann sich die Edena im Klang schon mal ein Weilchen etwas topfig geben, solange die Mitspieler nicht auf Betriebstemperatur sind. Würde man die Aluminium-Deckplatte abschrauben, entdeckte man die internen Verstrebungen im Gehäuse. Es ergeben sich daraus sechs untereinander verbundene Abteilungen, die mit verschiedenartigem Dämmmaterial gefüllt sind. Das Gehäuse selber und die Verstrebungen bestehen aus hochdichter Faserplatte mit Stärken von 21 bis 44 Millimetern. Das Bassreflex-Rohr ist mittig in die Aluminiumplatte eingelassen. Ein Blick auf die Frequenzweichen-Platine zeigt den Einsatz besten Materials: Polypropylen-Kondensatoren und Spulen vom dänischen Qualitäts-Hersteller Jantzen-Audio, die doppelt bedruckten Leiterbahnen sind 130 Mikrometer stark, und die Innenverkabelung ist eine Apertura eigene OFC-Anfertigung. Die Besonderheit der Frequenzweiche mit der Übergangsfrequenz von 2800 Hertz liegt in der Kombination von drei unterschiedlichen Flankensteilheiten, nämlich sechs, zwölf und vierundzwanzig Dezibel. Schon bereits zu seiner Zeit bei Sonus Faber hat Christian Yvon seine spezielle DRIM Technologie entwickelt. DRIM steht für Dual-Resonant-Intermodulation-Minimum und soll eine wirklichkeitsnahe Dreidimensionalität der Musikwiedergabe fördern. Details verrät der Geheimnisträger nicht.
Gregory Porter und sein Ensemble machten über die Air-Tight-Mono-Röhren im 55-Watt Trioden-Modus noch weit mehr Spaß als über die preisgünstige Endstufe von NAD. Das Klangbild gewann an stimmiger Geschlossenheit, Energie und auch Klangfarben. Mehr Feinheiten im Timbre von Stimme und Instrumenten waren erlebbar. Die Edena Evolution hatte keine Mühe, die Unterschiede im musikalischen Können der beiden ungleichen Endverstärker zu offenbaren. Frappierend war nach wie vor diese Sauberkeit des Klangbildes, ohne dass sie je mit Härten einherging. Da sind keinerlei Artefakte wahrnehmbar, jeder Ton wirkt lupenrein. Auch wenn diese Metapher weit hergeholt ist: Die Apertura Edena Evolution erinnerte mich an einen klaren, frischen, kraftvoll fließenden Gebirgsbach. Viele Lautsprecher zeigen an irgendeiner Stelle tonal eine kleine Schwäche in Form einer leichten Verfärbung, Eindickung oder einem gefühlten Frequenzgang-Loch – so etwas kann ich bei der Edena Evolution nicht finden. Als nach Gregory Porter The Who Live at Leeds zur Sache gingen, und zwar mit ordentlichem Pegel, war das, was die Apertura vortrug, in jeder Hinsicht diesem Konzert zuträglich:. Klare präzise Töne von Gitarre, Bass und Schlagzeug, exzellente Sprachverständlichkeit, auch räumlich in der Tiefe gestaffelt, so zum Beispiel der verbale Austausch der Musiker vor der Mini-Opera. Aggressiv im nervigen Sinne klang das ganze Album an keiner Stelle, dafür aber musikalisch packend, detailreich und explosiv.
Da muss nun ganz andere Musik zeigen, ob irgendwo Schwächen in der Reproduktionsfähigkeit der Edena auszumachen sind: Das Drei-CD-Album Mendelssohn - The Complete String Symphonies mit den Festival Strings Lucerne unter der Leitung von Achim Fiedler (Oehms Classics OC 740) schien mir dazu geeignet. Auch mit dieser Einspielung kam die Edena nicht nur bestens zurecht, sondern servierte bezaubernd zarte, fein gezeichnete und authentisch kolorierte Streicher. Dieses Hörvergnügen bot sie auch, als ich die Lautstärke auf einen sehr niedrigen Hörpegel reduzierte. Ich hatte den Eindruck, hier verschiebt sich in der Tonalität rein gar nichts. Sowohl bei der großen Lautstärke bei Live at Leeds wie auch bei der flüsterleise, Mendelssohn-Wiedergabe agiert die Edena Evolution tonal extrem ausgewogen. Sie bietet sich für Laut- wie Leisehörer gleichermaßen an. Nur Feinheiten und Klarheit muss man lieben – aber welcher audiophile Musikfreund tut das nicht?