tests/20-12-07_spl
 

SPL Phonitor se mit DAC768xs

07.12.2020 // Bert Seidenstücker

Eingeschoben sei an dieser Stelle eine kurze Betrachtung über das Hören mit einem Kopfhörer, unterscheidet es sich doch offenkundig von der musikalischen Wahrnehmung mittels Schallwandler in einem Hörraum. Stets bildet die umgebende Raumakustik mit dem Wunsch-Lautsprecher eine akustische Einheit. Zugezogene Gardinen, ein hochfloriger Teppich oder sorgsam platzierte Akustikelemente beeinflussen die Töne auf ihrem weiten Weg vom Chassis zu unserem Gehör. Und gerade die feinen, leisen Nuancen der Reproduktion verlieren auf dieser Strecke schnell und nachhaltig den Kampf mit den tongreifenden Raumeinflüssen. Unmittelbar hingegen ist die Wiedergabe über die ohrnahen federleichten Membranen. Hier erreicht die angeregte Luftsäule direkt unser Trommelfell sowie die vielen dahinter verborgenen Hörnerven. Alle Finessen der Produktion werden serviert, jede Interpretation des Klanggeschehens der an der Nachbildung beteiligten Komponenten wird artikuliert. Folgerichtig beschenkt uns das Wahrnehmen von Musik mit einer guten Kopfhörer-Verstärker-Kombination unzählige Das-habe-ich-ja-noch-nie-gehört-Momente.

Das klingt verheißungsvoll und ist doch nicht frei von Tücken. Denn die Unmittelbarkeit der Darbietung fordert die Entwickler, bei SPL ist dies namentlich Bastian Neu, außerordentlich. Einerseits können dem Anwender kleinste Verästelungen im Klanggeschehen dargeboten werden, anderseits kann dieser Akkuratesse zu einer Überflutung von Reizen führen, die bei aller Pracht eben auch anstrengend ist. Besonders fix verderben liederlich erstellte Musikkonserven das vermeintliche Musikerlebnis.

Die Schaltzentrale für die verschiedenen Eingänge, analog stehen ausschließlich unsymmetrische Cinch-Buchen zur Verfügung
Die Schaltzentrale für die verschiedenen Eingänge, analog stehen ausschließlich unsymmetrische Cinch-Buchen zur Verfügung

Doch die Voraussetzungen die Vor- und Nachteile miteinander zu versöhnen, sind bei einer Firma wie SPL gut. Richten sich deren Entwicklungen und Audiogeräte seit 1983 doch zuvorderst an Profi-Musikhörer, an Menschen, die den kreativen Prozess der Musikentstehung aktiv auf allen Ebenen begleiten. Eine Klientel, die stets mit einem Kopfhörer auf dem Haupt anzutreffen ist. Und es ist genau der Kreis von Hörern, der eine schnörkellose exakte Performance stundenlang genießen möchte, respektive muss.

Ermöglichen soll die Symbiose der Unerläßlichkeiten die von SPL Voltair getaufte Audiosignalverstärkung. Vereinfacht ausgedrückt arbeitet Voltair mit einer deutlich höheren Betriebsspannung im Maschinenraum: Für gewöhnlich fließen die Elektronen angetrieben von 30 Volt Gleichspannung durch die Platinen unserer Audio-Komponenten. SPL setzt auf die Vervielfachung der Spannung und damit zwangsläufig auf selbst entwickelte OP-Verstärker, denn handelsübliche Modelle würden befeuert durch 120 Volt den sofortigen Hitzetod sterben. Die Macher aus Niederkrüchten versprechen sich von ihrer technologischen Basis eine Vielzahl von Vorteilen: Geringeres Rauschen, einen signifikant erweiterten Dynamikbereich, mehr Reserven bei Pegelspitzen und weniger Verzerrungen. Und sie sind so überzeugt von ihrer Technik, dass Sie sie quer durch ihr Portfolio einsetzen.


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