Inzwischen hatte ich mich derart an die enorme Schnelligkeit, die akribische Durchzeichnung und das völlige Verschwinden des Schallwandlers aus dem Klangbild gewöhnt, dass ich beschloss, mich von der LumenWhite zu trennen. In allen genannten Kriterien übertraf die Göbel sie klar und klang dabei noch – ja, ich weiß, ich wiederhole mich – deutlich homogener und trotz aller Detailfülle kein bisschen analytisch oder kalt: In über zehn Jahren schreitet eben auch die Lautsprecherentwicklung voran. Übrigens fand die DiamondLight nach einer Annonce im Audio-Markt überraschenderweise einen Käufer in Japan. Doch zurück zur Göbel High End Aeon. Die hat es mir – und manchmal auch einem Kollegen – möglich gemacht, bei Tests Dinge zu hören, über die man nicht unbedingt informiert werden möchte. So hat sie beim Test des SOtM-Switch keinen Zweifel daran gelassen, dass ein analoges Netzteil für die Clock zur Taktung des Switch klangliche Vorteile bringt. Dass auch noch die Qualität des Stromkabels zum Netzteil der Clock und seine Polung hörbar waren, habe ich erst schamhaft verschwiegen. Im Test des Umfelds des Ansuz' Switch habe ich mich dann doch getraut, die Erfahrungen zu veröffentlichen. „Eine hohe Auflösung ist nicht immer nur ein Segen. Manchmal hört man mehr, als man möchte“ pflegt Roland Dietl in diesen Fällen zu sagen. Aber wenn man wirklich wissen will, wie Komponenten klingen oder etwa auf externe Einflüsse reagieren, gibt es schlicht nichts besseres als eine extrem hohe Auflösung. Vorausgesetzt, die äußerst transparente Kette klingt nicht überanalytisch oder gar technisch. Und das tut meine Anlage im Zusammenspiel mit Epoque Aeon nun wirklich nicht.
Kurz haben Oliver Göbel und ich auch noch mit Basotect®-Absorberplatten im Bereich hinter den Lautsprechern experimentiert, aber schließlich selbst die beiden Flächen in den Abmessungen einer LP wieder entfernt. Zum einen wäre es bei kommenden Lautsprechertest unfair, wenn mein Raum für die Göbels feingetunt wäre. Zum anderen – und das ist um ein Vielfaches wichtiger – nehmen selbst solche kleinen Mengen Absorptionsmaterial der Epoque Aeon Fine einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer spontanen Ansprache und Offenheit. Und gerade die Fähigkeiten, Transienten fast wie bei echten Instrumenten wiederzugeben, fasziniert mich am Biegewellenwandler in Kombination mit den schnellen, kleinen Bässen. Dass die Aeon in der zuvor für mich wichtigsten Disziplin, einer weit ausgedehnten, völlig von den Chassis losgelösten Raumdarstellung ein extrem hohes Niveau erreicht, hatte ich ja schon erwähnt. Aber das können eine paar wenige andere Top-Lautsprecher auch. Die Transientenwiedergabe macht die Göbels für mich einzigartig.
So sehr mich die Aeon auch begeistern: Ich konnte mich nicht endgültig für sie entscheiden, bevor ich nicht noch einmal die Schallwandler gehört hatte, die mich nach den im Oberbass eher mageren Jahren mit den LumenWhite vor allem mit ihrer Bassenergie für sich eingenommen hatten. Diese Bemerkung sollten Sie aber keinesfalls als Generalkritik an den WhiteLight verstehen. Der etwas schwache Oberbass war vor allem meinem Hörraum geschuldet: Als ich die Lumen vor dem Verkauf im Hörraum eines Kollegen ausprobierte, fehlte es keinesfalls an Tieftonenergie. Hätte es bei mir ähnlich geklungen, hatte ich die Veräußerung der Ahorn-Skulpturen nicht in Erwägung gezogen. Doch zurück zu den Schallwandlern mit den wohligen Bässen: Nach der Begegnung mit der ebenso schnellen wie präzisen Tieftonwiedergabe der Aeon schien mir die zuvor erstrebenswerte Bassfülle zu viel des Guten. Die Entscheidung für die Epoque Aeon Fine war gefallen.
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