Für das Streaming setzt Boulder einen „Rasberry Pi" ein. Wie Steve Huntley, Boulders Vertriebsleiter, ausführt, ist das im wesentlichen ein Linux-basierter Computer, der über USB-Laufwerks-Konnektivität, Netzwerk- und WiFi-Fähigkeit und Schnittstellen zum FP-Display und zur Boulder App verfügt. Er enthalte die Betriebssoftware und akzeptiere die SD-Karte mit den Informationen über das jeweilige Gerät. Auf dem Rasberry Pi laufe eine von Boulder in Colorado entwickelte Software, die eine unglaubliche Flexibilität und Freiheit ermögliche und es erlaube, den 866 viel einfacher zu aktualisieren, als Firmen dies könnten, die sich auf ein Software-Angebot von der Stange verlassen. Mein Wunsch für eines der Up-Dates: Es wäre schön, wenn der 866 nicht nur mit Mconnect HD kommunizieren würde, sondern auch mit anderen UPnP-Programmen wie etwa der Lumin-App. Das funktioniert bisher leider nicht. Der Rasberry Pi ist direkt hinter den Digital-Eingängen auf der Rückseite des Verstärkers montiert. Darüber befindet sich noch eine etwas größer Platine, das sogenannte Supervisor-Board, das für die Überwachung der Sensoren für die Gerätetemperatur sowie spezifische Schaltkreistemperaturen und -spannungen, den Empfang digitaler Eingänge, das analoge und digitale Signal-Routing, die System-Taktung und die allgemeine Systemsteuerung zuständig ist.
Natürlich habe ich Steve Huntley auch nach den verwendeten D/A-Wandler-Chips gefragt. Die säßen kanalgetrennt jeweils auf einer Platine, die oben auf jeder der beiden Signalplatinen für den rechten und linken Kanal montiert sei und auch die Schaltung zur Strom-/Spannungswandlung und die analoge Filterung enthalte. Das Schaltungsdesign sei von dem abgeleitet, welches Boulder für sein Flaggschiff, den 2120 DAC, entwickelt habe. Man habe sich für ziemlich ungewöhnliche Multi-Bit-Delta-Sigma-DACs entschieden, die eine Menge an externem Schaltungsdesign erforderten. Es seien nicht die üblichen "Plug-and-Play"-DAC-Chips, die man in Wandlern der Mitbewerber finde. Boulder schrecke aber nicht vor der Komplexität zurück, die erforderlich ist, den besagten Chip zu implementieren. Man spreche jedoch nicht über die Besonderheiten der DAC-Chips, weil man der festen Überzeugung sei, dass das klangliche Ergebnis von viel mehr als den verwendeten Chips abhänge. Darüber hinaus habe man keinen DAC-Chip gefunden, der besser dazu geeignet sei, Boulders Ansatz für den Digital-Analog-Wandlungsprozess zu realisieren, denn er ermöglichte es, das Boudler-eigene Digitalfilter anstelle eines der wenigen vorinstallierten Filter im Chip zu benutzen. Die DAC-Sektion verwende eigene, phasengenaue, analoge, mehrpolige Filter. Das Ausgangssignal sei völlig frei von den üblichen digitalen Artefakten und vollsymmetrisch. Alle Dateien würden vor der Wandlung einem Upsampling auf eine Datenrate von 356 Kilohertz unterzogen.
Da das Streaming/Wandler-Modul für einen Aufpreis von gerade einmal 3.000 Euro – wie gesagt – ausgesprochen überzeugend klingt, habe ich Steve Huntleys Erläuterungen dazu ein wenig mehr Platz eingeräumt. Das Innere des 866 ist voller Platinen und damit recht unübersichtlich. Deshalb habe ich noch kurz nach der Größe der Filterkapazität und der auf der Webseite erwähnten Boulder-Lautstärkeregelung gefragt. Laut Sales Director führe man die Pegelregelung mit einer digital gesteuerten analogen Dämpfungsschaltung durch. Diese habe eine extrem gute Genauigkeit und ein äußerst niedriges Verzerrungsverhalten. Es sei keine Lösung oder ein Chip von der Stange, sondern ein eigenständiges Boulder-Design. Der größte Teil der Filterkapazität befinde sich direkt auf den Endstufenplatinen: Die Filterung und Energiespeicherung sollte genau dort erfolgen, wo man sie für die Anforderungen der Musik benötigt. Jeder Kanal besitze eine Kapazität von fast 30.000 Mikrofarad, und die Netzplatine noch einmal zusätzlich 47.000 Mikrofarad. Das sollte ausreichen – sowohl was die Kapazität, als auch was die technischen Details anbelangt.
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