Jedoch, auch wenn jedes für überflüssig erklärte Bauteil das Herz eines High Enders erwärmt, die Methodik, die Last der Verstärkung nur der Quelle und der Leistungsendstufe zu überlassen, kennt einige Untiefen. Liederlich konstruiert reagiert die Schaltung empfindlich auf die verwendeten Kabel und deren Länge. Selbst ein Lautstärkeregler der Edelmanufaktur Alps kann, falsch eingesetzt, je nach Stellung die tonale Balance negativ beeinflussen. Zudem können die Ausgangsstufen der verbundenen Quellen mit der für sie ungewohnten Aufgabenstellung überfordert sein. Nun heißt der kluge Kopf hinter der Konstruktion allerdings Zdzislaw Hrynkiewicz-Struss. Ein leidenschaftlicher Musikhörer mit viel technischer Expertise: eine gute Mischung für die Suche nach dem perfekten Klang zuhause.
Seine Karriere begann in den siebziger Jahren an der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Hier als Fachmann für Technik und Elektronik angestellt, war sein Focus auf die Verstärkung von schwachen Signalströmen in der Messtechnik ausgerichtet. Für einen bekennenden Rolling-Stones-Fan, der seine Lieblingsband nicht angemessen hören konnte, ist mit diesem Background der Weg nicht weit zum Entwurf eines eigenen Audio-Verstärkers. Es sollten aber noch einige Jahre vergehen, bis 1995 der erste Amplifier unter seinem Namen produziert wurde. In der Zwischenzeit arbeitet er einige Jahre mit Philips und der Studer AG zusammen, und er konnte sein Profil weiter schärfen. Eigene Patente für eine Vorverstärkerschaltung namens Harmonics and Phase Conversion System (HPCS) legen davon Zeugnis ab. Wobei die Schaltung die Wiedergabeeigenschaften von Verstärkerröhren mit den Vorzügen der Transistortechnik, wie Kontrolle und Dynamik, vereinen soll. Ein Fingerzeig für den Hörtest? Die nächsten Stunden im Hörraum werden es zeigen. Mit einer blauen LED und einem leisen Klick signalisiert der Verstärker seine Betriebsbereitschaft und die beiden Netzteile haben zwischenzeitlich die Schaltung mit Elektronen geflutet.
Mit Urk legten die Nits vor vielen Jahren ein vorzügliches Live-Album vor. Dokumentiert wurde die Tournee, die dem erfolgreichsten Studio-Album In The Dutch Mountains folgte. Aber nicht der gleichnamige Hit der niederländischen Musiker rund um Henk Hofstede erklingt, sondern das charismatische „Two Skaters“ wird der Opener. Ein leiser eindringlicher Song in dem die Kicks einer bewusst spektakulär produzierten Bassdrum wesentlicher Bestandteil sind. Und die Performance haut mich um. Machtvoll, unaufgeregt und sehr kontrolliert verlässt der Bass die Lautsprechergehäuse. Das Ganze gleich noch einmal, nur mit deutlich erhöhter Lautstärke. Eher ruiniere ich hier im Haus die Stimmung, bevor dieser Verstärker auch nur in die Nähe seiner Leistungsfähigkeit gebracht wird! Der Raum öffnet sich weit und der Sprechgesang des Niederländers wird realistisch zwischen den Schallwandlern projiziert. Die Stimme hat Volumen und die HiHat wird seidig wiedergegeben.
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