Vom High-End-Server jetzt zur einfachen Wiedergabe über den USB-Ausgang eines PC und dem Test der Kopfhörerbuchse. Unter Windows 10 wird der im Keces verbaute Digital-Analog-Wandler problemlos erkannt und kann in den Audio-Einstellungen von Windows auf Wunsch als Standardgerät für die Audiowiedergabe eingerichtet werden. Beste Ergebnisse erziele ich wie üblich an meinem Notebook im Akkubetrieb. Das Signal ist merkbar sauberer und störungsfreier als beispielsweise zugespielt über meinen etwas in die Jahre gekommenen Desktop-PC. Beide Geräte sind übrigens bewusst nicht für die Audio-Wiedergabe optimiert, es sind meine Arbeitsgeräte für sämtliche alltägliche Aufgaben. Die Vergleichbarkeit mit jedem beliebigen anderen Computer ist somit gegeben. Besonders bemerkbar macht sich der positive Effekt des Akkubetriebs an In-Ears. Aufgrund ihrer meist niedrigen Impedanz und hohen Empfindlichkeit sind sie prädestiniert dafür, kleinste Störsignale aufzudecken. Aber auch ausgewachsene Kopfhörer profitieren natürlich von einer möglichst guten Quelle. Insbesondere, wenn man stark dynamische Musik wie Klassik hört. In leisen Passagen herrscht einfach mehr Ruhe und Gelassenheit. Während große Kopfhörer meist kaum genug Leistung bekommen können, verhält es sich bei In-Ears oft andersrum und weniger ist mehr. Beide Anforderungen allumfassend zu erfüllen, ist nahezu unmöglich, der Keces schafft den Spagat allerdings sehr gut und Nutzer verschiedenster Kopfhörertypen sollten voll auf ihre Kosten kommen. Die 3,5 Millimeter Klinkenbuchse ist etwas ungewöhnlich, aber wie ich finde eine gute Entscheidung. Wer sich für einen günstigen Vollverstärker, eventuell auch als erstes „echtes“ Stereogerät interessiert, besitzt mit höherer Wahrscheinlichkeit eher Kopfhörer, die ohnehin mit kleiner Klinke ausgestattet sind. Trotzdem ist es ein Irrtum, dem Kopfhörerverstärker den Betrieb von sehr hochwertigen, mit überwiegend 6,3-Millimeter Klinke ausgestatteten Kopfhörern nicht zuzutrauen. Dies wird am Dan Clark Audio, ehemals Mr. Speakers, Ether 2 unter Beweis gestellt. Zwar ist es kein übermäßig kompliziert anzutreibender Kopfhörer, sehr wohl aber ein hochauflösender, der durchaus einen gewissen Pegel benötigt und etwaige Unstimmigkeiten sofort aufzeigen würde.
In letzter Zeit streame auch ich deutlich mehr über TIDAL als noch vor einigen Monaten. Zwar habe ich nach wie vor aus verschiedenen Gründen Daten lieber fest auf dem Server liegen, anstatt zu streamen, aber die Flexibilität von TIDAL lockt mich immer wieder auf Streifzüge. Zum Beispiel zurück in die 80-er zu Asias Debütalbum und einer der damals ausgekoppelten Singles „Sole Survivor“. Sehr passend, schließlich gelten die 80-er für viele als das goldene Zeitalter der Stereoanlagen und vor allem der Vollverstärker. Die Produktion dieses Albums fasziniert mich immer wieder und ist, wie ich finde, ein gutes Beispiel für den früh-80-er Sound, den ich so liebe. Noch nicht so aufgeblasen wie spätere Produktionen, insbesondere von Asia. Den einzelnen Instrumenten wird mehr Raum und Entfaltungsfreiheit gelassen. Das macht die Aufnahme sehr entspannt. Dennoch klingt sie gleichzeitig sehr energetisch und detailreich, einfach perfekt ausbalanciert. Auch ist der Stil der Band auf ihrem Debüt noch differenzierter und nicht so durchkonstruiert wie auf späteren Alben. Natürlich ist dies letztendlich auch eine Frage des Geschmacks und der Erwartungshaltung, aber über die klangliche Qualität des Debüts lässt sich, glaube ich, nicht streiten. Das wird beim Test der Kopfhörerbuchse sehr deutlich. Im Intro ist jeder einzelne Bestandteil des Schlagzeugs klar und deutlich rauszuhören. Das Ride-Becken auf der linken Seite, das getretene Hi-Hat rechts und die wie üblich mittig sitzende Snare samt Bass-Drum lassen durch ihren Klang perfekt auf die Spieldynamik Palmers schließen, der zu Beginn der Strophe nochmal deutlich kräftiger zulangt als im Intro. Dabei spielt er den sogenannten traditional grip, also die klassische eher seitliche Stickhaltung in der linken Hand. Ich beherrsche diese Stickhaltung überhaupt nicht und spiele seit jeher matched grip, also beide Sticks in identischer Haltung. Deshalb fasziniert es mich sehr, wie viel Kraft und Vehemenz Palmer mit dieser traditionellen Spielhaltung aufbietet.
Die gleichzeitig mit der Strophe einsetzende Hammondorgel bekommt eine ganz eigene Ebene im Mix zugewiesen und rahmt Gitarre, Schlagzeug und Gesang ein. Obwohl die Keyboards eher in den Vordergrund gemischt sind, geht das unverkennbare Gitarrenspiel von Howe nicht unter und hat ebenso seinen festen Platz im Mix. Nach dem Interlude und kurzen Gitarrensolo gibt es in der dritten Strophe einen crescendierenden Pianoakkord, der sich sehr dynamisch in den Vordergrund schneidet. Die ganze Aufnahme klingt einfach cremig. Eine absurde Klangbeschreibung, aber dies trifft den Kern der Sache am besten. Der Hauch Wärme und die nicht ganz neutrale Abstimmung des Kopfhörerverstärkers tun ihr Übriges hierzu. Nutze ich meinen Laptop im Akkubetrieb als Zuspieler, klingt das musikalische Geschehen noch etwas gelöster und freier. Die Instrumente erhalten mehr Raum und Dynamik. Dass all diese Unterschiede an einem internen Kopfhörerverstärker eines Vollverstärkers auszumachen sind, liegt natürlich einerseits an einem fantastischen Kopfhörer, lässt andererseits allerdings auch auf die Qualität des Kopfhörerverstärkers selbst schließen.