Schaltet man nun auf den 4,4-Millimeter symmetrischen Ausgang um, gibt es von allem einfach ein bisschen mehr. Hätte ich zumindest so erwartet. Allerdings hat mich die Zunahme an Lebendigkeit und Klarheit doch überrascht. Der Sound bekommt einfach mehr Power, was in Anbetracht der deutlich gesteigerten Ausgangsleistung nicht sonderlich verwundert. Die Musikalität bleibt erhalten, verliert aber im Vergleich zu der Röhre etwas an Soul. Nehmen wir als Beispiel einmal Manu Dibango, live aus dem Pariser Olympia. Der Saxophonist aus Kamerun bietet hier eine Mischung aus Jazz und Makossa, einer Tanzmusik aus seinem Land. Und da geht es richtig ab! Ich hatte die Gruppe im selben Jahr in München gehört, und was da mit dem N8 und dem Vision Ears Erlkönig rauskommt versetzt mich unmittelbar zurück in das Konzert von damals. Oder anders ausgedrückt, dynamisch ist das einfach der Hammer! Zudem werden die Musiker enorm plastisch abgebildet und sind hervorragend voneinander abgegrenzt. Dies ist allerdings auch eine ausgesprochene Stärke des VE-Hörers. Auch ein Symphonieorchester in Tutti-Passagen kommt mit ungeheurer Wucht und großem Realismus rüber. Wobei: Realität ist eine Illusion, die durch einen Mangel an Wein entsteht. Hat einmal einer gesagt.
Der High2-Modus, bei dem die Spannung der OPA-1622-Ausgangsverstärker noch einmal erhöht wird, könnte den Electronic-Dance-Fans entgegenkommen. Ursprünglich war diese Schaltungsart zum Ansteuern von hochohmigen Kopfhörern gedacht, allerdings ändert sich der Sound auch mit normalen In-Ears. Hier gehts dann richtig zur Sache! Der Bass gewinnt an Kontur und geht tiefer in den Keller. Bei Musik von Malik Adouane beispielsweise habe ich noch den Vergleich mit einer riesigen PA im Gedächtnis. Nun, ganz so knallig geht es hier nicht zu, unsere Miniatur- Anlage muss aber jegliche Art von Musik wiedergeben können, die PA braucht nur zu knallen. Trotzdem kann hier ein Empire Ears Legend X beispielsweise ganz schön hinlangen, die Bässe werden bei einem Ohrhörer auch direkt an die Schädelknochen weitergeleitet, was ein viel direkteres Klangempfinden bewirkt. Auch profitieren anspruchsvollere In-Ears, wie beispielsweise der neue VE Elysium, bei dem ja die Stromversorgung des elektrostatischen Hochtöners von der Ausgangsstufe des DAP geliefert werden muss, eindeutig von der High2-Einstellung.
Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, der N8. Der N8 sorgt im Winter für eine wohlige Wärme – m Sommer natürlich auch –, und das nicht nur akustisch. Das Ding wird ganz schön warm. Handschuhe braucht man aber nicht. Wer nun Angst bekommt, dass das neuerworbene Teil plötzlich abraucht, braucht sich darüber keine Sorgen zu machen, Cayin hat lediglich für eine ausreichende Wärmeableitung für die Innereien gesorgt. Der N8 hat eine 7000 Milliampere-große Batterie spendiert bekommen, wie ich sie noch nie in einem DAP gesehen habe. Trotzdem gibt der Hersteller eine Betriebsdauer von nur 9,5 Stunden an und im High2-Modus 8.5 Stunden. Tja, die Heizung fordert ihren Tribut. Der N8 kann übrigens auch als reiner Transport benutzt werden und an den Wandler der heimischen Stereoanlage angeschlossen werden. Oder beispielsweise an meinen Hugo 2. Dafür liegen geeignete Kabel-Adapter – USB-C auf 3,5-Millimeter-Stereo-Klinke, USB-C auf RCA Cinch – bei, allerdings sind diese mit etwa zehn Zentimeter Länge sehr kurz geraten.
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